24. ⭐

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Joy

Auch wenn ich ihr versprochen hatte zu schweigen und sie in Ruhe all das erzählen lassen wollte, konnte ich mir dennoch ein leises und durchaus boshaftes Kichern nicht verkneifen.
Ich konnte mir förmlich das Gesicht ihrer Mutter, deren sämtliche Gesichtszüge kreischend aus den Schienen gesprungen waren vor Schock, mehr als bildlich vorstellen und empfand dieses Bild als ungemein unterhaltsam.
Ich wäre nicht annähernd so verhältnismäßig cool geblieben wie Biggy, weswegen ich sie insgeheim bewunderte und versuchte mein Bestes, weiterhin ernst zu bleiben, aber der Blick ihrer grauen Augen war natürlich genau in diesem Moment zu mir gesprungen.

Fuck!!

Sollte ich ihr erklären was mich zum Kichern gebracht und das ich keinesfalls sie damit gemeint hatte, oder ihre Situation???

Ich holte schon tief Luft, um zu einer Erklärung anzusetzen, als ich ihre Mundwinkel leicht zucken sah.

Sie wußte es,...dachte ich irgendwie erleichtert und ließ die Luft aus meinen Lungen entweichen.
Oh Mann was gäbe ich jetzt für eine Zigarette und den beruhigenden Rauch, der mich entspannen lassen würde.
Gleichzeitig wollte ich aber das sie endlich zum entscheidenden Punkt ankam und vermutete das eine Unterbrechung dem nicht gerade förderlich sein würde.

Verdammt!!!

Ich atmete nochmals tief durch, schloß kurz meine Augen,...öffnete sie wieder und hoffte das ihre Geschichte, samt bescheuerter Vermutung nun bald komplett ausgegraben wäre.
Scheiße,....blöder Vergleich, aber der war ja nur gedacht.

Äußerlich gab ich mich so cool und gelassen wie immer,...lehnte mich in meinem Sitz zurück und sah sie auffordernd an.

**

Biggy

🏠

Natürlich war mir ihr Kichern nicht entgangen, genauso wenig wie ihr selbstgefälliges Grinsen....als ich meinen dramatischen und höchst finalen Abgang schilderte.
Es war mir aufgefallen....und ich konnte es definitiv nachempfinden, zwar nicht unbedingt damals als es passierte...aber jetzt im Nachhinein auf jeden Fall.

Der absolut Fassungslose Gesichtsausdruck der Frau, die meine Mutter war,....entschädigte mich für den Bruchteil eines Moments lang, für den Schmerz der Leere, welchen ich noch immer tief verborgen in mir trug.
Dann war dieser Moment auch schon wieder vorbei und sogar die junge Frau die mir gegenüber saß, schien das was ich empfand zu spüren, oder zumindest tat sie so.
Lässig wie gewohnt, lehnte sie sich zurück und wartete.
Wartete darauf daß ich fortfuhr.

***

.......und ich fuhr auch fort.
Blindlings mit Tränen der Wut, der Trauer und Verzweiflung in den Augen, die mir immer mehr die Sicht nahmen, war ich ohne Sinn und Ziel einfach drauflosgefahren.
Kilometer um Kilometer, immer schneller,...einfach nur weg.
So viel Distanz wie möglich wollte ich zwischen mir und dem was mein "Elternhaus" sein sollte, bringen.
Nur weg...!!
Nur weit, weit weg...!!

Wie konnten sie mir dies nur antun,...?
All die Jahre,....!
All die verlorenen Jahre!!

Natürlich verstand ich einen Teil des Grundgedankens, das ich als vierzehnjähriges Kind in keiner Weise für's Mutter sein in der Lage gewesen wäre, aber hätte es nicht auch eine andere Lösung geben können...?
Hätte nicht miteinander reden,...helfen können?
Ich war mir sicher, Tante Auguste hätte sich ein extra Loch in den Bauch gefreut, mich und meine Tochter bei sich haben zu können.
Auguste wäre für uns beide eine wunderbare Mutter gewesen,...davon war ich Felsenfest überzeugt.
Aber meine Eltern hatten diese Möglichkeit gar nicht erst in Betracht gezogen, von einem gemeinsamen Gespräch ganz zu schweigen.
Sie hatten ja selbst Auguste angelogen...!
Sie hatten mich angelogen..!

Lost and found  BAND 21Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt