Kapitel 2 - Karriere

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Sie fragte sich, warum sie sich diesen Mist überhaupt antat. Wahrscheinlich, weil sie nicht die Enttäuschung der Familie sein wollte. Klar gab es noch Fred und George, aber wenigstens hatten die beiden ihre ZAGs gemacht - wenn auch nicht sehr erfolgreich. Sie hatte ihre Mutter schon genug enttäuscht damit, dass sie keine Vertrauensschülerin geworden war, aber insgeheim hatte Molly wahrscheinlich auch nicht damit gerechnet, dass ihre rebellische Tochter Vertrauensschülerin werden würde.

Ihre Mutter hatte ihr mal gesagt, dass sie sich wünsche, Ginny würde später mal eine Tochter haben, die genauso ist wie Ginny. Und das sollte nicht als Kompliment gemeint sein. Ginny wusste, dass sie nicht die perfekte Vorzeigetochter war - zumindest nicht für Molly Weasley. Denn ihre Werte unterschieden sich zu denen ihrer Mutter gewaltig.

„Schlechten Tag gehabt?"

Harry riss sie aus ihrem Gedankenstrom. Eigentlich hatte sie gedacht, sie sei die letzte, die vom Quidditchtraining kam. Sie hatte sich extra lange Zeit beim Duschen gelassen, damit niemand versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Bei Harry war das aber irgendwie was anderes. Egal wie sehr sie sich manchmal von der Welt abschotten wollte, Harry bewegte immer irgendwas in ihr, dass sie reden ließ.

Er saß schon geduscht und fertig angezogen auf der Bank in der Umkleide und war gerade dabei gewesen, sich seine Schuhe anzuziehen. Erschöpft vom Tag und vom Training ließ Ginny sich kurzerhand neben ihn auf die Bank fallen.

„Ich habe einfach momentan ein bisschen viel im Kopf", antwortete sie schulterzuckend und steckte ihre Hände in die Taschen ihrer ausgebeulten Jogginghose, die vor Jahren irgendwann Charlie gehört hatte. Um sich gegen die noch kalte Frühlingsluft zu schützen, hatte sie sich die Kapuze ihres Gryffindor-Hoodies, der auch mal einem ihrer Brüder gehört hatte und damit ihr viel zu groß war, aufgesetzt.

„Es hilft wahrscheinlich nicht, dass ich euch in letzter Zeit so viel trainieren lasse."

Doch Ginny schüttelte den Kopf. „Nein, es liegt nicht am Quidditchtraining. Quidditch ist die beste Auszeit für mich die es gibt und die beste Möglichkeit, um den Kopf freizukriegen." Sie seufzte. „Wir hatten heute unsere Berufsberatung", gab sie dann zu.

„Und du bist nicht zufrieden, mit dem was dabei rausgekommen ist?", hakte Harry vorsichtig nach. Sie schaute zu ihm hoch. Seine grünen Augen bohrten sich in ihre und in seinem Blick lag so eine Offenheit, dass sie ihm am liebsten ihr ganzes Herz ausgeschüttet hätte.

„Ich weiß nicht. McGonagall war begeistert davon, als ich ihr gesagt habe, dass ich später professionell Quidditch spielen möchte, aber sie meinte, dass ich trotzdem auf meine Noten achten und einen Plan B haben sollte. Aber - keine Ahnung - für mich fühlt es sich so an, als würde ich mich darauf schon einstellen, es nicht zu schaffen."

Harry räusperte sich. „Es sollte mich eigentlich nicht überraschen, dass du professionell Quidditch spielen willst, du bist echt gut. Nein, das ist eine Untertreibung; du bist verdammt gut. Ich habe schon mit einigen Jägern zusammengespielt und du bist mit Abstand die Beste!"

„Meine Mum hat mich belächelt, als ich ihr von dem Plan erzählt habe", gab Ginny zu und konnte den bitteren Tonfall ihrer Stimme nicht verhindern.

„Was? Warum?", fragte er verblüfft.

„Es gibt viele Gründe: Es ist kein richtiger Job, die Verletzungsgefahr ist viel zu hoch, es gehört sich nicht für eine Frau so einen brutalen Job auszuüben. Was ist, wenn ich irgendwann Kinder habe? Quidditch ist kein Job für eine Mutter", listete Ginny all die Dinge auf, die ihre Mutter ihr gesagt hatte.

„Wer sagt, dass es nicht gehen würde?", fragte Harry verdutzt. „Klar, es gibt nicht so viele Frauen im Quidditch, mal abgesehen von den Holyhead Harpies, und die meisten geben ihre Karriere auf, sobald sie eine Familie gründen, aber das bedeutet nicht, dass es unmöglich ist. Ganz im Gegenteil."

Ginny legte den Kopf schief. „Wie meinst du das?"

„Es gibt genug Männer in der Quidditch-Liga, die Väter sind. Von ihnen wird nicht erwartet, dass sie, nachdem sie Kinder haben, aufhören zu spielen. Obwohl die genauso verantwortlich für ihre Kinder sind. Eine Frau hat dann genauso gut das Recht darauf. Klar müsste sie dann für eine Zeit lang pausieren, weil es körperlich nicht anders geht, aber es spricht nichts dagegen, dass sie dann zurückkommt."

Sie hätte mit vielem gerechnet, aber nicht mit diesen Worten.

„Und Quidditch ist genauso für Frauen da, wie für Männer", fuhr Harry fort. „Ich meine, dich kann man da definitiv als Beispiel anführen; du bist im Quidditch viel besser als deine Brüder. Du bist die Beste aus unserem Team. Und Quidditch ist ein richtiger Job, denn du verdienst dabei Geld und das nicht gerade schlecht, wenn man dem glauben kann, was in Quidditch Weekly steht. Wenn ich wirklich ein Auror werde, dann wirst du später mehr verdienen als ich."

Wirst. Nicht würdest.

Harry hatte keinerlei Zweifel daran, dass sie es schaffen wird.

Ginny seufzte. „Weißt du, ich liebe meine Mum, aber ich will auf keinen Fall so werden wie sie. Ich will keine Hausfrau sein, die sich den ganzen Tag um die Kinder und den Haushalt kümmert. Meine Mum mag das zwar verfüllen, aber mich nicht. Ich weiß noch nicht mal, ob ich später überhaupt Kinder haben will."

„Und das ist dein gutes Recht."

Unweigerlich musste sie schmunzeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Feminist in dir steckt, Harry James Potter."

Er lachte. „Ich habe durch dich und Hermine von den besten Frauen gelernt. Außerdem sollte sowas meiner Meinung nach die Normalität sein. Das hat weniger etwas mit Feminismus, sondern vielmehr mit allgemeinem Menschenverstand zu tun."

„Du wirst irgendwann eine Frau wahnsinnig glücklich machen, Harry."


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Ich bin wieder zurück mit einem weiteren Kapitel in der neuen Story :)

Danke an euch alle, dass ich so geduldig mit mir seid. Ich komme immer noch nicht so häufig zum schreiben, gebe mir aber mühe. Leider kann ich nicht sagen wann das nächste Kapitel kommt, aber es wird kommen!!!

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :)

LOVING (until the end) - Hinny FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt