❥𝟎𝟏

324 22 2
                                    

Ich duschte und duschte, doch es war, als würde das Wasser die Spuren auf meiner Haut nie wegwaschen können

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Ich duschte und duschte, doch es war, als würde das Wasser die Spuren auf meiner Haut nie wegwaschen können. Egal, wie heiß das Wasser war, noch immer fühlte ich die Berührung seiner Hände – die meines Vaters.

Es war, als wären sie eingebrannt in meine Haut, als hätte sich sein Griff in mein Fleisch und meine Seele gegraben, wie Narben, die nie heilen würden. Ich drückte meine Augen fest zusammen, während das Wasser über mein Gesicht strömte, als könnte ich damit die Erinnerungen fortspülen, doch sie waren da, so klar und schrecklich, als wäre es gerade erst geschehen.

Mein Körper zitterte, nicht nur vor Kälte, sondern vor der Panik, die sich in mir ausbreitete. Diese Dusche sollte mich reinigen, aber ich fühlte mich immer noch schmutzig, befleckt. Die Bilder blitzten immer wieder vor meinen Augen auf, seine Berührungen, sein Atem, die Art, wie er meinen Namen flüsterte, als wäre ich sein Besitz. Ich krallte meine Finger in meine Haut, als könnte ich ihn dadurch aus mir herausreißen, doch nichts half. Ich fühlte mich gefangen, in meinem eigenen Körper, in meinem eigenen Haus.

Die Dielen im Flur knarrten, und ich zuckte zusammen, hielt die Luft an. War er wieder da? War es einer meiner Brüder? Oder doch er? Ich wagte nicht, die Dusche zu verlassen, hatte Angst davor, wer draußen auf mich warten könnte. Mein Herz raste, und ich zwang mich, ruhig zu bleiben, nicht zu schreien. Niemand durfte wissen, was passiert war. Ich konnte es niemandem erzählen.

Aber vielleicht sollte ich es. Vielleicht sollte ich es meinen Brüdern sagen. Sie hatten mich immer beschützt, doch was könnten sie jetzt tun? Würden sie mir überhaupt glauben? Oder würde es sie nur zerstören, so wie es mich zerstörte? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich Angst hatte. Angst vor dem, was er mir noch antun könnte. Angst davor, dass es nie aufhören würde. Angst davor, dass ich langsam den Verstand verlieren würde.

Ich stellte das Wasser ab und trat aus der Dusche, schlang mir ein Handtuch um den Körper und blieb einfach nur da stehen. Der Spiegel war beschlagen, und ich war dankbar dafür, denn ich wollte mein eigenes Gesicht nicht sehen. Ich wollte nicht sehen, was aus mir geworden war. Doch in meinem Kopf sah ich alles klar, die Erinnerungen, die Angst, die Schuld. Ich wollte weinen, aber ich war zu erschöpft. Zu leer.

Ich trat in mein Zimmer, leise, fast lautlos, um niemanden aufzuwecken. Die Dunkelheit war beruhigend, sie versteckte mich vor der Welt, vor der Realität. Doch sobald ich die Tür schloss, kehrte das Gefühl der Beklemmung zurück. Ich war allein, und die Gedanken kamen in Wellen, unaufhaltsam, erdrückend.

Jeder Schritt zurück ins Bett fühlte sich an, als würde ich durch Schlamm waten, zäh und schwer. Ich legte mich hin, zog die Decke bis zum Kinn, als könnte sie mich vor den Geistern der Nacht beschützen. Doch sobald ich die Augen schloss, war es wieder da, das Gefühl seiner Hände, die mich festhielten, die mich erstickten. Seine Stimme, die mir sagte, dass ich sein Geheimnis bewahren musste. Dass niemand es jemals erfahren dürfte.

Aber ich konnte es nicht länger ertragen. Ich musste es jemandem sagen. Ich dachte an meine Brüder, besonders an den Ältesten. Er war immer für mich da gewesen, der starke, stille Beschützer. Aber wie könnte ich ihm das erzählen? Wie könnte ich ihm das antun? Es würde ihn zerstören. Und wenn er es nicht ertrug? Wenn er mich dafür hassen würde?

Ich drehte mich zur Seite, zog die Knie an meine Brust und hielt sie fest umklammert. Die Tränen liefen jetzt frei, heiß und schmerzhaft, doch sie brachten keine Erleichterung. Sie verstärkten nur den Knoten in meiner Brust, der immer fester wurde, je mehr ich daran dachte. Ich fühlte mich schwach, hilflos, verloren in einem Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab.

Die Dunkelheit draußen drückte sich gegen die Fenster, und ich fühlte mich, als wäre sie ein Teil von mir. Sie kroch in meinen Geist, füllte jede Lücke, jeden Gedanken. Ich wollte schreien, wollte weglaufen, aber wohin sollte ich gehen? Wer würde mir glauben? Und selbst wenn mir jemand glauben würde, was dann? Würde es besser werden? Oder würde es alles nur noch schlimmer machen?

Langsam begann ich zu realisieren, dass ich keine Antwort hatte. Ich war allein in diesem Kampf, in diesem endlosen Kreislauf aus Angst und Verzweiflung. Jeder Tag war ein Überlebenskampf, jede Nacht ein Kampf gegen die Erinnerungen. Und ich wusste, dass ich so nicht weitermachen konnte. Doch ich hatte keine Ahnung, wie ich das ändern sollte.

Ich wollte so gerne stark sein, wollte so gerne wieder die Kontrolle über mein Leben zurückgewinnen. Aber ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Alles, was ich spürte, war die lähmende Angst, die mich fest im Griff hielt. Ich war gefangen in einer Welt, die ich nicht mehr verstand, in einem Körper, der mir fremd geworden war.

Als ich schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel, waren es die Worte meines Vaters, die mich verfolgten. Sie hallten in meinem Kopf wider, als wären sie eingraviert in meine Gedanken, unauslöschlich. Und ich wusste, dass sie mich niemals loslassen würden, egal wie sehr ich es versuchte.

INSTA:_seelenbrecherin_
TIKTOK:seelenbrecherin

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

𝐒𝐓𝐈𝐋𝐋𝐄 𝐒𝐂𝐇𝐑𝐄𝐈𝐄 𝐃𝐄𝐑 𝐒𝐄𝐄𝐋𝐄Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt