Reden- Part 27

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Ich schaue noch ein bisschen, was die anderen so gepostet haben, als Lea anfängt zu reden.

Lea: Können wir jetzt reden?

Ich lege mein Handy weg und schaue sie an.

Du: Klar.

Lea richtet sich auf und nimmt meine Hände in ihre. Um ehrlich zu sein, kriege ich jetzt ein bisschen Angst.

Lea: Es ist ok für mich, wenn du nicht über alles mit mir reden willst, auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, dass wir über alles reden können, aber gut. Jedenfalls, wenn du nicht mit mir darüber reden willst, dann tu es bitte mit jemand anderem. Mit Obi oder so, aber friss es nicht in dich rein, ok?

Sagt sie traurig und schaut mir in meine Augen.

Du: Schatz, ich...also es liegt nicht an dir, ich... es-

Lea: Nein, ist schon gut.

Sie lässt meine Hände los und steht auf. Sie geht zum Fenster und bleibt dort stehen. Ich stehe ebenfalls auf und stelle mich hinter sie. Ich lege meine Hände um ihren Bauch und meinen Kopf auf ihre Schulter.

Du: Schatz, es ist nicht leicht, darüber zu reden.

Lea: Mhm.

Sie löst sich aus meinem Griff und geht mit traurigem Blick ins Bad. Ich seufze und lehne mich gegen das Fenster. Vielleicht sollte ich ihr einfach sagen, dass meine Eltern gestorben sind, aber immer, wenn ich darüber rede, muss ich anfangen zu weinen. Lea kommt einige Minuten, immer noch traurig, aus dem Bad und setzt sich aufs Bett. Ich setze mich neben sie und baue einen Augenkontakt auf.

Du: Es kostet mich wirklich viel Kraft und Überwindung, darüber zu reden.

Lea schaut mich gespannt an und ich atme nochmal tief aus, bevor ich anfange zu reden.

Du: Vor fast drei Jahren saß ich morgens in der Küche und habe mich von meinen Eltern verabschiedet. Sie meinten, sie wollen einkaufen gehen, also haben wir uns verabschiedet und sie sind gegangen. Ich habe dann ein bisschen aufgeräumt, weil wir davor gefrühstückt hatten. Ungefähr eine Stunde später hat mein Hand geklingelt. Ich wurde von einer unbekannter Nummer angerufen und das hat mich schon etwas verwundert, aber ich bin dann dran gegangen. Die Stimme hat mir gesagt, dass meine Eltern gerade eingeliefert wurden, weil sie einen Autounfall hatten. Ich bin dann sofort ins Krankenhaus gefahren und habe mich nach meinen Eltern erkundet. Ich wurde ins Wartezimmer geschickt, also habe ich dort Platz genommen. Ich musste nicht lange warten, aber es kam mir vor wie Stunden. Dann kam ein Arzt auf mich zu und frug mich, ob ich Frau Y/l/n bin, was ich bejahte. Er meinte, es tue ihm leid, aber sie konnten nichts mehr machen. Dadurch, dass die Straßen rutschig waren, ist das Auto weggerutscht und an den Straßenrand gefahren. Dort ist es in einen dünnen Baum gekracht, der dann umgefallen ist und direkt auf den Kopf von meinem Papa. Meine Mama hatte schon zu viel Blut verloren und somit sind beide verstorben.

Während ich ihr das alles erzähle, laufen mir Tränen über meine Wangen.

Du: Der Tag ist bald drei Jahre her und immer, wenn der Tag kurzbevor steht, muss ich besonders oft an sie denken.

Erkläre ich Lea, woraufhin sie mich in ihren Arm nimmt. Als ich mich nach ein paar Minuten wieder beruhigt habe, lösen wir uns voneinander.

Lea: Es tut mir unglaublich leid, was passiert ist und ich weiß auch nicht genau, was ich gerade sagen soll.

Du: Schon gut, vielleicht sollten wir einfach schlafen gehen.

Wir machen uns stumm fertig und legen uns dann hin. Keiner sagt mehr was und wir machen das Licht aus. Ich kann lang nicht einschlafen, weil Lea sich die ganze Zeit im Bett rumwälzt. Also mache ich das Licht wieder an und setze mich auf.

Du: Was ist los?

Jetzt setzt sie sich auch auf und schaut mich an.

Lea: Ich mache mir Vorwürfe. Ich habe dich vorhin so gedrängt, es mir zu erzählen und jetzt bereue ich es.

Du: Nein, ist schon gut. Ich habe es tatsächlich auch erst zwei Menschen erzählt. Dir und Obi. Meine Eltern hatten keine Geschwister oder Cousinen oder andere Verwandte. Dadurch, dass meine Eltern damals mit mir nach Stuttgart gezogen sind, sind so ziemlich alle Freundschaften kaputt gegangen. Natürlich hatten wir auch dort Freunde, aber ich weiß nicht, wie die das mit bekommen haben. Wahrscheinlich haben sie es dann in der Zeitung gelesen. Ich hatte nie die Kraft, es allen zu erzählen. Ich habe es damals nur Obi erzählt und sie war auch die einzige, die auf der Beerdigung dabei war.

Erzähle ich meine Freundin, die mich traurig anschaut.

Lea: Es tut mir so leid.

Ich nicke und lege mich dann wieder hin.

Du: Wollen wir kuscheln?

Lea lächelt und legt sich dann in meine Arme.

Du: Schlaf schön, Schatz.

Lea: Du auch, Babe.

Ich mache das Licht aus und schlafe kurz darauf ein.


Lea Schüller- Verbotene Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt