Dreamers

~5~

Taras Sicht
Piep...Piep....Piep...Piep. Kann dieses Geräusch nicht endlich aufhören? Wo bin ich? Was ist passiert? Holly! ,,Was ist mit Holly?" Meine Stimme klingt verschlafen, aber sie ist vor allem mit Panik gefüllt. ,,Hol den Arzt, sie ist wach!" Was zum Geier. Ich hab doch nur kurz geschlafen. Trotzdem bin ich müde. So müde.... Kann ich wieder schlafen? Wer war diese Stimme? Mama? Wer kommt da? Ich drehe meinen Kopf. Er ist schwer. Sehr schwer. Irgendein Mann im weißen Kittel. Papa? Nein, der schaut anders aus. Ich habe vorher keine Antwort bekommen auf meine Frage. Dann muss ich wohl noch mal fragen. ,,Was ist mit Holly?" Sagt doch was. ,,Schatz, du bist wach, das ist das Wichtigste. Du hast so lang geschlafen." ,,Wie lang?" ,,Einige Monate." ,,Wieso sagt ihr mir nicht einfach, was mit Holly ist?!?!" ,,Bitte, Tara, regen Sie sich nicht so auf. Wer ist Holly?" ,,Mein Pferd und ich will jetzt sofort wissen, wie es ihr geht und SONST WERDE ICH MICH SEHR WOHL AUFREGEN!!!" Wieso sagen mir die nicht einfach, wie es ihr geht? Und was will dieser Arzt von mir? ,,Ihrer Holly geht es gut, sie steht im Stall mit ihren Freunden und frisst wahrscheinlich gerade. Würden Sie bitte hinausgehen, ich müsste ihre Tochter untersuchen. Ich komme gleich zu Ihnen." Wieso soll meine Familie hinausgehen? Aber sie gehen wirklich. Ich will mitgehen, raus aus diesem Bett, doch der Arzt drückt mich runter. ,,Nicht so schnell, liebe Tara, Sie haben noch ein paar Tage Bettruhe. Ich untersuche Sie erstmal, vielleicht können Sie dann runter von der Intensivstation." Ahhh!!!

Sicht von Taras Mutter
Endlich ist sie wach. Für Taras Untersuchung müssen wir rausgehen. Ich bin mit Taras Schwester Luisa im Krankenhaus. Sie ist 20 Jahre alt und schon ausgezogen. Jenny ist bei meinem Mann zuhause. Den muss ich auch noch Bescheid geben. Ich bin so froh, dass der Arzt Tara gesagt hat, dass Holly zuhause ist. Ich konnte das nicht.
Cirka eine halbe Stunde dauert die Untersuchung. Der Arzt kommt in den Wartebereich der Intensivstation. Luisa sitzt neben mir auf einen der unbequemen Plastiksessel. ,,Frau Klein? Kommen sie bitte mit." Luisa steht auf, genauso wie ich. Wir gehen hinter dem Arzt in ein Besprechungszimmer. Hier waren die Sesseln um einiges bequemer. ,,Sie heißen beide Klein mit Nachnamen, oder?" Luisa und ich nicken. Luisa hat mir am Bett von Tara gestanden, dass sie sich verlobt hatte. Sie wollte es mir anders sagen, aber sie wusste natürlich nicht, wie lange Tara schlafen würde, meinte Luisa. ,,Okay, also, Tara geht es gut. Sie wird bald auf die Normalstation kommen. Eine Frage habe ich noch. Sie haben mir das von Taras Pferd erzählt. Sie liebt das Pferd sehr, oder?" ,,Ja, Holly ist ihr ein und alles." ,,Sollen wir es ihr mit Hilfe eines Psychologen sagen?" ,,Nein, das möchte ich machen, aber danke. Können wir zu ihr?" ,,Nein, wir haben Tara ein Beruhigungsmittel gegeben. Sie hat sich zu sehr aufgeregt, das ist natürlich nicht gut in ihrem Zustand. Ich denke, Sie können Ihre Tochter morgen Nachmittag wieder besuchen. Tut mir leid." ,,Okay, dann bis morgen. Danke. Tschüss." ,,Auf Wiedersehen." Luisa und ich stehen auf, der Arzt ebenfalls. Er lächelt uns noch mal beruhigend an, bevor wir uns umdrehen und aus dem Raum gehen. Wir gehen zu einem Lift und fahren ins Erdgeschoss hinunter. Dort gehen wir aus dem Gebäude, wie an so vielen Tagen davor auch schon. Nur diesmal mit dem Gedanken, dass Tara lebt. Luisa ist so oft sie nur konnte, mit ins Krankenhaus gefahren oder hat auf Jenny aufgepasst. Natürlich musste Luisa aber auch arbeiten gehen. Sie wollte nicht, dass mein Mann oder ich alleine bei Tara sind. Manchmal ist auch Lara mitgekommen, manchmal auch Melissa oder Veronika, oder alle drei, so dass nie jemand alleine war. Und immer sind wir aus dem Gebäude gegangen, nicht wissend, ob Tara den nächsten Tag überlebt oder je wieder aufwacht. Heute wissen wir immerhin schon mehr.

Was wohl mit Holly passiert ist? Und wie Tara auf die Nachricht über Hollys Schicksal reagieren wird? Das kommt alles im nächsten Kapitel🙃
Eure Selina