4. Panik

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Levi.
Furlan hatte ihn einfach Levi genannt. Sofort wurde mir klar, dass sie mich alle belogen hatten und hier irgendwas Böses abging. Nicht, dass dies schon vorher meine Vermutung gewesen war. Aber was sollte ich tun? Waren sie Anhänger dieser Mafia? Nein, das machte keinen Sinn, sonst würden sie ja nicht vor ihnen fliehen. Oder eher Arion aka. Levi. Aber irgendwas hatten sie damit zu tun.
Mein innerer Schweinehund Hans Maul plapperte mich wieder voll, dass ich ganz dringend in Panik verfallen musste, denn immerhin wurde ich gefangen gehalten und hatte keine Ahnung, was mir blühen würde. Dann aber waren Jax' Worte stärker. Was soll schon passieren? Und wenn, dann findest du immer einen Ausweg. Dinge geschehen. Und wenn sie geschehen, kannst du sie sowieso nicht mehr ändern, aber das Beste daraus machen. Deswegen musste ich herausfinden, was die drei damit zu tu hatten, damit ich wieder freikommen würde und in Ruhe meinen Urlaub genießen konnte, was nach der Abenteuertour sicher nicht mehr so einfach werden würde. Also beschloss ich einen Plan zu schmieden. Wenn die drei nicht reden wollten, musste ich sie irgendwie zwingen. Aber wie?
Ich beschloss bis zum nächsten Morgen zu warten, dann in meinem Zimmer zu lauern und über Arion...ich meinte, LEVI herzufallen.

Die ganze Nacht wurde ich von nervigen Gedanken geplagt, die mich stets wachhielten. Schlafen? Was war das? Zudem war mir erneut sehr kalt und alles viel zu aufregend. Auch Hans Maul gab keine Ruhe und versuchte mich in eine Panikattacke zu schieben, doch ich kämpfte erfolgreich dagegen an, bis der Morgen anbrach.
Ich versteckte mich hinter der Tür und lauerte der Person auf, die mich hierher gebracht hatte. Wie lange das dauern würde? Ich wusste es nicht, dennoch hockte ich mit dem Kerzenständer dort in der Hand, den ich vom Tisch entwendet hatte, lauerte und horchte. Irgendwann hörte ich Stimmen. Daraufhin Schritte, die sich langsam nach oben in meine Richtung bewegten. Dann folgte ein Klopfen und ein "Hey, Mädchen, bist du wach?!". Im Gegensatz zu mir, die wusste, dass Arion sogar zwei Namen besaß, wusste dieser offensichtlich nicht, wie meiner war, obwohl ich mich bei Isabel gestern noch vorgestellt hatte. Ich blieb ganz leise. Und als er dann merkte, dass ich keine Reaktion von mir gab, machte er langsam die Tür auf und...
"RAAAAAAWR!" Ich stürzte mich mit dem Kerzenständer auf ihn, doch wenn ich gedacht hatte, dass ich ihm etwas vormachen konnte, hatte ich mich ganz schön getäuscht. Sofort packte er meine Handgelenke, sodass mir der Kerzenständer aus der Hand und somit klirrend zu Boden fiel und katapultierte mich in Richtung Bett, wo ich mit dem Rücken liegend aufkam und er über mich gebeugt war. Wir tauschten einen intensiven Blick, während mein Herz wie bescheuert pumpte. Nicht nur, weil er mich so überrumpelt hatte, sondern auch, weil das "auf mich herabsehen" irgendwas mit mir machte. Ich würde nicht sagen, dass ich es sexy fand, aber irgendwo fand ich es sexy. Ein Gedanke, den ich absolut nicht tätigen sollte. Denn wer wusste schon, wie er tickte? Wie er nun reagieren würde, nachdem ich ihm offensichtlich etwas antun wollte?
Nun bekam ich doch wieder Angst.
"Wolltest du mich gerade mit einem Kerzenständer erschlagen?", fragte er ernst und doch voller Nichtglaube. Weil ich Panik bekam und nicht wusste, wie ich reagieren sollte, log ich.
"Äh, nein? Ich dachte, du wärst einer von den Mafiatypen."
"...einer von den Mafiatypen?!"
"Ja!"
"Die ganz langsam und bequem die Treppe raufkommen und vorher anklopfen, bevor sie über dich herfallen?"
"...ich hatte eben Angst!"
Arion aka Levi seufzte und ließ mich dann los. "Ich will dir nichts tun. Das habe ich dir doch gesagt."
"Stimmt."
"Na also."
"Du hast mir außerdem auch gesagt, dass du Arion heißt."
"Worauf willst du hinaus?"
"Du heißt nicht so! Ich habe ganz genau mitbekommen, dass dich Furlan gestern Levi genannt hat!"
Anstatt dass er mir darauf antwortete und sich schuldig bekannte, wirkte er total uninteressiert und gelassen. "Ich habe dir niemals gesagt, wie ich heiße", war alles, was er dazu sagte. Mist! Und recht hatte er auch noch. Es war nicht er, sondern Isabel gewesen.
"...na ja. Jedenfalls heiße ich Y/N und nicht Mädchen."
"Meinetwegen. In 10 Minuten ist das Frühstück fertig", sagte er und ging dann. In 10 Minuten ist das Frühstück fertig. Als würde ich zur Familie gehören. Genau so sprach er mit mir. Und nicht, dass es mich stören würde. Es gab mir ein gutes Gefühl. Immerhin etwas, um Levis Missetaten wieder gut zu machen.
In 10 Minuten war ich also unten.
"Guten Morgen", flötete Isabel mich grinsend an. "Möchtest du einen Tee?"
Ich nickte. "Gerne."
Ich setzte mich an den bereits gedeckten Tisch und war ein wenig verwundert darüber, was er alles bereithielt. Brötchen, Rührei, verschiedene Aufstriche. Arm schienen sie jedenfalls nicht zu sein, sonst würdest sie sich vermutlich nur das Nötigste gönnen. Warum aber lebten sie dann freiwillig hier unten? Ich war mir sicher, es hatte etwas mit dieser Mafiageschichte zu tun. Und ich würde heute darauf pochen, zu erfahren, was es war.
Als der Tee fertig war, stellte mir Isabel die Tasse hin, wofür ich mich erneut bedankte. Auch Levi setzte sich nun und auch Furlan kam wenige Minuten später gähnend zu uns. "Morgen", rieb er sich müde die Augen.
"Da bist du ja endlich! Arion erwartet doch Püntklichkeit zur Essenszeit", sagte Isabel ein wenig patzig.
Furlan kratzte sich verlegen am Hinterkopf und grinste. "Tut mir leid."
"Lass gut sein, Isabel. Sie weiß es", sagte Levi dann zu ihr. Kurz schien Isabel verwirrt, bis sie dann verstand.
"Oh! Hat es deswegen da oben so gepoltert? Weil du ihm zurückzahlen wolltest, dass er dich belogen hat?", wandte sie sich an mich.
Levi mischte sich wieder ein. "Erstens, ich habe sie nicht belogen. Und zweitens lauerte sie mir hinter der Tür mit einem Kerzenständer auf, um mich zu erschlagen."
Alle schwiegen. Einzig und allein hörte man das Ticken der Uhr, die an der Küchenwand hing.
"...ich hatte...Angst", stammelte ich, doch Isabel und Furlan mussten nur herzlich darüber lachen.
"Das hätte ich zu gerne gesehen", sagte Furlan und griff nach einem Brötchen.
"Ich vertraue hier eben keinem von euch. Auch wenn ihr ziemlich nett und hilfsbereit wirkt", sagte ich und zuckte kurz mit den Schultern.
"Das verstehe ich. Aber Levi wird dir schon alles erklären. Nicht wahr, großer Bruder?" Wir schauten zu Levi, der gerade einen Schluck von seinem Tee trank. Nachdem er die Tasse wieder abgestellt hatte, antwortete er: "Auch wenn mir nicht wohl dabei ist, werde ich wohl kaum drum herum kommen."

Mafia pugnare contra - Im Kampf gegen die Mafia ( Levi X Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt