Auf der kleinen Lichtung tummelten sich viele Katzen, alle bereit zum Angriff. Ein schwarzweißer Kater stand an ihrer Spitze. Mit einem entschiedenen Schwanzschnippen gab er den Anwesenden das Zeichen zur Ruhe, als er hörte, wie ein paar Zweige in der Nähe zu Bruch gingen.
"Habt wenigstens den Mut, euch zu zeigen, oder sind RegenClan-Katzen wirklich so feige?", jaulte ein hellbrauner Kater, der direkt hinter dem Anführer an der Spitze stand stand. Eine riesige rote Kätzin trat aus den Schatten. Blasses Mondlicht fiel auf sie und entblößte unverhohlene Wut in ihren Augen.
"Was fällt euch ein, einfach so nachts in unserem Territorium zu erscheinen, Wollstern? Der Flammenpfad ist RegenClan-Gebiet!", fauchte sie und ließ ihre Krallen spielen. "Der NebelClan hat unseren Grenzen schon immer missachtet, aber das geht eindeutig zu weit!"
Wollstern versuchte, weitere RegenClan-Krieger zu entdecken. Eibenstern war bestimmt nicht zufällig allein und zudem auch noch nachts zum Flammenpfad gewandert, um einen Spaziergang zu machen.
"Wir sind nicht eingedrungen. Wir haben lediglich die Grenze markiert.", erwiderte der Anführer des NebelClans gelassen, obwohl jeder Muskel in seinem Pelz zum Zerreißen gespannt war. "Jeder Clan muss einen direkten Weg zum Mondtal haben."
"Willst du etwa behaupten, dass euch je eine RegenClan-Katze vom MondClan ferngehalten hätte? Daran kann ich mich nämlich nicht erinnern.", knurrte die fuchsfarbene Gigantin. "Wir sind ehrenvolle Krieger. Die Gesetze unserer Ahnen sind uns heilig und nie würden wir diese brechen!"
Aus den Reihen des NebelClans drangen laute Rufe zu Eibenstern hin. "Lügnerin!" "Elendiger Flohpelz!" "Der RegenClan hat sich noch nie um das Gesetz geschert!" "Der Flammenpfad gehört uns!"
"Wenn ihr euch nicht davon abbringen lasst, haben wir wohl keine andere Option, als..." Der Satz blieb unvollendet, denn Eibenstern stürzte sich auf den schwarzweißen Anführer und mit ihr sprangen auch alle anderen RegenClan-Krieger aus den Schatten und griffen die NebelClan-Katzen an.
Wollstern spürte wie Krallen an seinem Pelz rissen. Er und sein Stellvertreter Dornenpelz mussten sich gleichzeitig gegen Eibenstern und zwei weitere Krieger verteidigen. Überall um sie herum brachen weitere Kämpfe aus. Orkanflamme und Distelpfote kämpften gegen zwei ausgewachsene Krieger, Rabenbauch musste sich gegen alle vier RegenClan-Schüler gleichzeitig behaupten und Bacheis und Wirbelwind drängten zwei ihrer Gegner in ein Brombeergestrüpp.
Wollstern jaulte auf, als Krallen über seinen Bauch fuhren und sich weitere in seinen Rücken bohrten. Dornenpelz schlug eine ihrer Angreiferinnen in die Flucht, doch sprang daraufhin neben Orkanflamme, um seinen Sohn Distelpfote aus der Gefahrenzone zu bringen.
Die Beine des Anführers gaben nach, wodurch er einen der gegnerischen Krieger unter sich begrub, doch Eibenstern stand weiterhin auf seinem Rücken. Ein paar Fuchslängen von ihnen entfernt erhellte ein lautes Knacken, gefolgt von einem noch lauteren Poltern die Luft und Wollstern rollte sich beiseite, als die riesige Anführerin kurz ihren Griff lockerte. Fauchend und keuchend zog er sich zu seinen Clangefährten zurück.
Erschrocken bemerkte er, dass Distelpfote aus mehreren tiefen Wunden blutete und sich kaum auf den Beinen halten konnte. Ein paar Krieger hatten einen schützenden Wall um den gelben Kater gebildet, um weitere RegenClan-Katzen abzuwehren. Schnell schloss er sich seinen Kriegern an und zischte Ampferblatt einen schnellen Befehl zu, die den verletzten Schüler daraufhin stützte und sich vorsichtig durch die Reihen aus Kriegern schlängelte. Wollstern hoffte, sie würde es zum Lager schaffen.
Mit einem Mal durchzuckte ihn ein Schmerz an seinem linken Hinterbein und er wirbelte herum. Eibensterns grüne Augen funkelten in der Dunkelheit. "Na, Fuchsherz. Dachtest du, du könntest mir einfach so entkommen, nachdem du diesen Kampf angezettelt hast?"
Wollstern zerkratzte die Schulter seiner Angreiferin, doch auch sie landete gute Treffer und parierte einige seiner Schläge. Er spürte, wie ihm die Zeit davonlief. Er hatte zu viel Blut verloren, um alle seine übrigen Leben zu behalten, aber er musste seine verbleibende Zeit so gut wie möglich nutzen.
Mit einem schnellen Schlag zielte er auf ihr Auge, doch während sie diesen blockte, zog er ihr das andere Vorderbein weg. Die rote Riesin landete im Schlamm, jedoch riss sie Wollstern gleichzeitig mit den Zähnen sein eigenes Vorderbein auf. Der gefleckte Kater knickte zur Seite um und spürte, wie das letzte bisschen seines Lebens aus ihm heraussickerte.
Wollstern erwachte in einem Kreis wunderschöner, sternförmiger Blumen wieder. Zumindest waren es einst schöne Blumen. Sieben von ihnen waren bereits verwelkt und grau, nur zwei strahlten noch in kräftigen Farben. Um ihn herum sammelten sich Katzen mit Sternen im Pelz. Für gewöhnlich waren es die neun Katzen, die einst seine neun Leben geschenkt hatten, mit denen er seinen Clan beschützen konnte. Doch irgendwas war anders als sonst. Es waren nicht nur die neun altbekannten Katzen, es waren 10. "Pilzschatten?", fragte der schwarzweiße Kater entsetzt, als er den stämmigen, braunen Krieger erkannte. "Was tust du hier?"
Pilzschatten senkte den Blick. "Ich bin auf einen Baum geklettert, um mich vor den RegenClan-Kriegern zu sichern, nachdem ich mich verletzt hatte. Aber der Ast hat mein Gewicht nicht gehalten." Galle stieg in Wollsterns Kehle auf. Pilzschatten war durch diesen Kampf gestorben. Das Knacken, das Eibenstern abgelenkt hatte, hatte den Tod eines tapferen Clangefährten verkündet. Er musste sofort zu seinen Freunden zurück, um zu verhindern, dass noch einer von ihnen starb.
"Schickt mich sofort zu ihnen zurück!", forderte er seine verstorbenen Clangefährten auf. Zapfensprung trat von einer Pfote auf die andere. "Dein Körper muss sich noch erholen.", murmelte sein ehemaliger bester Freund. "Du musst dich noch etwas gedulden."
Traubenklang trat vor. "Wir haben noch eine Nachricht an dich. Ein Tornado kommt auf euch zu. Wenn du willst, dass der NebelClan stark bleibt, musst du die Veränderungen der Zukunft akzeptieren."
"Und was soll das bedeuten?", fragte Wollstern, aber die versammelten Toten schwiegen nur. Er wollte sie erneut auffordern, ihm mehr zu verraten, doch die Welt verschwamm bereits vor seinen Augen und er spürte, wie seine Muskeln erneut unter seinem Pelz vibrierten.
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Warrior Cats - Feder und Pfoten Ein Aufstand der Veränderung
FanfictionDie jungen Kätzinnen Pfützenpfote, Baldrianpfote und ihre Geschwister werden endlich zu Schülern ernannt. Doch während sie Abenteuer erleben und die besten Kriegerinnen der Clans werden wollen, braut sich ein Sturm im NebelClan zusammen. Unter den K...