1. Kapitel

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Wütend starrte er sich im Spiegel an, sein Blick war hart und kalt. Nichts konnte ihn von seinem Plan abhalten auch nicht das Mädchen in dem Güterwagen. Er war für eine Weile verschwunden, hatte sich aus der Unterwelt zurück gezogen und sie alleine dort unten schlafen lassen. Sein Weg führte ihn durch unetliche Gänge bis zu einem Ausgang der sich am New Yorker Hafen befand. Eine eiserne Tür aus Metall, welche sich nur mit einem Trick öffnen liess, verhinderte das Unbefugte sein Versteck fanden.

Die Winterkälte hatte ihn gepackt, es war mitten in der Nacht und die Strassen von New York lagen vollkommen leer und verlassen da. Niemand war um diese Uhrzeit unterwegs und auch er zog sich in sein Loft zurück. War er hier oben, führte er ein normales Leben. Sein Nebengeschäft als Meisterdieb war niemandem bekannt.

Hohle Gassen öffneten sich vor mir, Taxis hupten an ihm vorbei und die Schneeeflocken fielen wie Zuckerwatte vom Himmel. Er hasste Schnee und Winter, die eisige Kälte die ihn erzittern liess, obwohl er vollkommem vermummt war. Die Hände in den Seitenjacken seines schwarzen Coats und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, um die wild tanzenden Schneeflocken abzuhalten.

In einer schmalen Gasse bog er ab und blieb an einer Seitenwand des Hauses stehen. Er packte die Feuerleiter, die nach oben führte und kletterte hinauf. So kam er ungesehen in sein Loft. Ein längliches Fenster stand einen Spalt offen, mit der linken Hand fasste er hinein und öffnete es. Es war gefährlich was er hier tat, aber sicherer um nicht entdeckt zu werden. Als das Fester nach innen aufsprang, schlüpfte er hinein und schloss es. Vollkommen erschöpft setzte er sich auf ein schwarzes verwittertes Sofa, welches in einer Ecke stand. Das hier war sein Gemach. Sein Loch, wenn er seine Ruhe brauchte um über sein weiteres Vorgehen nach zu denken.

Eigentlich könnte er sich die grösste Villa mit allem drum und dran Leisten, oh ja...er besass viel Geld. Doch Geld interessierte in nicht. Machtgefühle, Lust und seine Geschäfte interessierten ihn. Und ein 19-Jähriges Mädchen mit langen braunen Haaren und flussgrünen Augen, auch wenn er sich dies nicht eingestehen wollte.

Als er sie in der Sixx Avenue gesehen hatte, unter der Strassenlampe, wusste er sofort, das sie seine neue Geisel werden würde. Sie war anders als all seine bisherigen Opfer, die am Ende alle den Tod gefunden hatten. Aber vielleicht war sie klüger und würde das Spiel am Ende sogar überleben...

Wieder betrachtete er sich im zerbrochenen Spiegel seines kleinen Badezimmers. Dunkle Augenringe zeichneten sich unterhalb seiner Augen ab, er wirkte erschöpft und völlig übermüdet. So fühlte er sich auch. Doch die Wut in seinen Adern war ausgeprägter und machte ihn rasend. Dieses Mädchen da unten, machte ihn völlig wahnsinnig. Sie stellte Fragen an ihn, über ihn und schien ihn nicht zu fürchten und nicht als Monster zu betrachten. All seine bisherigen Opfer hatten bloss gewimmert und um ihr kleines nutzloses Leben gefleht.

Aber das schien Caroline nicht zu interessieren, sie dachte nicht einmal daran weg zu laufen. Völlig irre schlug er mit der Faust auf den Spiegel ein und ignorierte die Tatsache, dass die glatte Oberfläche in der Mitte vollends brach und Blut sich an seinen Knöchel abzeichnete. Wie weit konnte er gehen bis sie ihn verabscheute und das Monster in ihm sah wie alle anderen? Heute würde er ihr eine besondere Aufgabe stellen. Eine Aufgabe, die ihn zum Monster machte. Zufrieden betrachtete er sich ihm Spiegel, danach würde auch sie ihn fürchten, davon war er überzeugt.

Es stimmte schon, er war ein Killer. In manchen Augen vermutlich soagr ein Psycho-Killer, da er es liebte seine Opfer auf verschiedene Arten quallvoll sterben zu lassen. Das zerhacken in alle Einzelteile, war nur eine davon. Für ihn vollkommen harmlos. Er freute sich jetzt schon auf ihren Gesichtsausdruck, wenn sie die bittere Wahrheit erfuhr und erkannte wie er wirklich war. Wie sein Inneres tickte.

Schallend lachte er seinem Spiegelbild entgegen, in Wirklichkeit war sie doch wie alle anderen und bald würde auch ihr Wille gebrochen sein. Er liebte das Spiel und die Macht über eine Frau zu haben, ging sie ihm auf die Nerven oder stimmte ihr Aussehen nicht mehr, landete sie in der Kanalisation. In der Unterwelt von New York.

Er fasste sich leicht ins Auge und löste die violette Kontaktlinse von der Pupille. Darunter kamen honigbraune Augen zum Vorschein, wie flüssiges Gold. Sie wirkten lange nicht so kalt und hart wie die Violetten. Das Gold in seinen Augen machte seine Züge weicher und liess die finsteren Schatten in seinem Gesicht harmloser erscheinen. Deshalb mochte er seine Augen nicht, nein, er hasste sie. Die Farbe erinnerte ihn an SIE. Deswegen hatte SIE ihn vergöttert und geliebt, bloss seiner Augen wegen. Bitterkeit machte sich in seinem Mund bemerkbar und saure Galle stieg seine Kehle hoch, als er sich taumelnd an dem Waschbecken festhielt und die Augen zusammen kniff.

Das durfte nicht wahr sein, das ihn all diese Gefühle wieder einholten. Er hatte keine Gefühle mehr, schon früh hatte er gelernt eine Maske anzulegen und alles hinter einer Fassade der Gleichgültigkeit zu verbergen. Er biss sich hart auf die Zunge, bis er den salzigen Metallgeschmack von Blut in seinem Mund schmeckte.
Aufatmend liess er das Badezimmer hinter sich und legte sich hin.

Dabei dachte er, wie er SIE blutend zwischen seinen Armen gehalten hatte. Wie er ihren letzten Atemzug miterlebte und sie ihn aus tränenunterlaufenen, hervorquollenen Augen angestarrt hatte mit einem Ausdruck von Verzweiflung im Gesicht. Wie sie gekämpft hatte, versuchte ihrem Tod zu entkommen, aber er sie trotzdem kriegte. Sie hatte es nicht anders verdient, gespielt hatte sie mit ihm und sein winziges schwaches Herz, welches jetzt tief gefroren in seiner Brust lag und so hart war wie Stein, in tausend Scherben zerbrechen lassen

Er konnte jetzt nicht anders, holte seine Servietten hervor, welche wie immer leicht zusammen geknüllt auf einem kleinen Holztisch lagen und fing an zu schreiben. In seinem Tagebuch.

Doch die Gefühle packten ihn so heftig, dass er zu zittern anfing. Seine sonst so elegante Schrift endete in krackeligen Buchstaben, die aussahen als hätten die Worte ein sechsjähriger Junge verfasst. Der Drang nach Blut keimte in ihm auf, er brauchte es, um sich unter Kontrolle zu halten, um sich an die zerbrochenen Scherben der Vergangenheit zu erinnern und dass er nie wieder so sein wollte wie damals. Er konnte nicht mehr, er gab dem Sturm der Gefühle nach und liess sich fallen.

Er sprang auf, fuhr sich wild durch das dunkle zerzauste Haar, schlüpfte bei der grössten Kälte in eine schwarze Lederjacke, schappte sich ein Messer und Schlüssel und verliess die Wohnung wie ein normaler Mieter durch die Tür.

Oh nein! Dieses Mädchen würde sein Herz, dass er jahrelang hart zu Stein gemacht hatte, nicht wieder auftauen. Niemals wieder würde er so zerbrechlich sein wie damals. Deshalb war es an der Zeit Blut fliessen zu lassen. Wer einmal Blut leckt, kann nicht mehr aufhören. Schmelmisch grinsend trat er nach draussen in den Schnee, suchte die Dunkelheit ab und folgte seinem Opfer leichtfüssig durch die Nacht.

Diary of a MurdererWo Geschichten leben. Entdecke jetzt