KAPITEL 1

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Komm schon. Du schaffst das. Das weißt du auch. Du schaffst das. Du schaffst das. Du schaffst das.

Immer wieder flüsterte ich mir diese Worte innerlich zu. Heute war der große Tag gekommen, für den ich schon Monate lang trainiert hatte.
Der Schulwettbewerb.

Vor 6 Monaten, konnte man sich für eines der 4 Themen im Bereich Sport entscheiden:
Springen
Werfen
Turnen
und Laufen.
Ich habe mich für Laufen eingetragen.

Schon seitdem ich klein bin laufe ich gerne. Mit 11 habe ich angefangen zu Joggen und mit 13 habe ich mich intensiv mit Techniken auseinandergesetzt. Sowohl Ausdauerlauf als auch Sprinten liegt mir nahe.

Heute, bei dem Schulfest, geht es darum, 200 Meter so schnell wie möglich zu laufen.
Der Gewinner oder die Gewinnerin bekommt dann eine Medallie und eine Siegerehrung.

Aufgeregt schaute ich zu meiner Rechten und sah 2 Jungs aus der Oberstufe, sowie 1 Mädchen aus meiner Parallelklasse.
Zu meiner Linken sah ich meine beste Freundin Laila und den größten Volldeppen der Welt. Kai.

Ich hasse Kai wie die Pest.
Er muss jeden und alles nerven, schlagen oder mobben.
Trägst du die falschen Schuhe: Schlag ins Gesicht.
Hast du dich einmal versprochen: Mobbing dein Leben lang
Guckst du einmal in seine Richtung: Nervt er dich bis zum Ende des Schultages.

Das Schlimmste ist, meist sind Laila oder ich die Opfer seines kleinen, inkompetenten Gehirns und das nur, weil wir uns nunmal nicht so aufhübschen und schminken wie manch Andere.

Am Rand der Laufstrecke standen mehrere Lehrer, viele Eltern und ein paar wenige Schüler.
Auch meine Familie stand zwischen dem ganzen Getummel.
Mein Vater Marc, in seiner blauen Jeans und seinem rot-karierten Hemd.
Meine Mutter Susan, in einem wunderschönen hellblauen Kleid das bis zu den Knien reichte und meine kleine Schwester Vanessa, in einem lilanen Rock, mit einem weißen T-shirt und einer Spange im Haar.

Als ich bemerkte, dass der Moderator fertig war mit seiner Rede und den Start vorbereitete, vergaß ich meine Eltern und positionierte mich genau wie die anderen.

Der Blick wurde auf den Boden gerichtet, die Arme etwa schulterbreit positionieren und die Hände gespreizt an der Starttlinie plazieren. Die Füße wurden an die Blöcke gedrückt, die hinter uns standen, sodass die Fußspitzen den Boden leicht berührten.

Dann ging alles sehr schnell.
Bei dem Wort "Fertig" wurde das Becken angehoben und die Beine in einen bestimmten Winkel geschoben. Dann stießen wir uns von den Blöcken ab und sprinteten los.

Ich merkte wie sich meine Herzfrequenz von einen auf dem anderen Schlag erhöhte. Meine Atmung wurde automatisch schneller und meine Füße trugen mich so schnell sie sich bewegen konnten.

Sofort lagen die 2 Jungs aus der Oberstufe und das eine Mädchen zu meiner Rechten hinter mir. Nur Kai war auf meiner Höhe. Laila war ein paar Meter vor uns, sie hatte wohl den besten Start von uns allen hingelegt.
Leider bemerkte ich schnell, dass meine Freundin nach ungefähr der Hälfte langsamer wurde und die Führung verlor, sodass nur noch Kai und ich übrig blieben.

Ich konnte sein dreckiges Lächeln gefühlt spüren, als es in die letzten 50 Meter ging.
Ich wusste das ich jetzt nochmal alles geben musste, ich konnte Kai nicht gewinnen lassen, er würde mich Monate lang damit aufziehen. Ich musste einfach schneller sein als er, ich musste.

Also nahm ich all meine Kräfte in die Hand und überholte Kai. In dem Augenblick realisierte ich, dass ich noch nie zuvor, so schnell war, wie jetzt.

Kurz vor dem Ziel sah ich Kai in meinem Augenwinkel. Ich wusste das er ebenfalls nicht verlieren wollte, vorallem nicht gegen ein Mädchen.

Ich spürte so viel Schmerz in meinen Oberschenkeln wie noch nie. Sie spannten sich so stark an, dass ich Angst hatte irgendetwas in ihnen würde platzen. Ich hatte kein Gefühl mehr in meinen Beinen... es war einfach so, als würden sie von Alleine die Bewegungen ausführen. Meine Füße brannten von der Reibung meiner Socken in den Schuhen und die Seitenstiche machten sich auch langsam breit.

Und schließlich... verließen mich meine Kräfte und der Sieg dieses Rennens.

Knapp vor dem Ziel musste ich langsamer werden, alles in meinem Kopf drehte sich.
Ich ließ Kai durch das Ziel sprinten und lief selbst nur erschöpft, entmutigt und enttäuscht durchs Ziel.
Laila wurde dritte, dann kam der erste Junge, dann das Mädchen und zum Schluss der zweite Junge aus der Oberstufe.

Ich setzte mich auf den Boden und versuchte meinen flachen Atem wieder in griff zu bekommen.
Mein Hals war trocken, meine Beine taten weh, genauso wie meine Füße. Die Seitenstiche vereinfachten meine Atmung definitiv nicht, doch abstellen konnte man diese leider auch nicht. Alles um mich herum drehte sich und wirkte verschwommen.

Laila kam zu mir rüber klopfte mir auf die Schulter und erzählte irgendwas davon, dass ich alles gegeben hätte und soetwas.
Das was sie sagte, verstand ich sowieso nicht ganz, dafür war mein Körper noch nicht soweit.

Nach ein paar Minuten konnte ich mich wieder hinstellen, zu meiner Familie gehen und die Vorwürfe in meinem Gehirn über mich ergehen lassen.

Warum hast du denn schon sooo früh alles gegeben?
Warum hast du nicht durchgehalten? Das hättest du locker geschafft.
Nun wird dich Kai für den Rest deines Lebens damit aufziehen und mobben.
Das ist alles deine Schuld.

Dieser Gedanken verflog erst, als ich bei meiner Familie ankam.

Marc: Hey Kleine, du warst super.

"Nein war ich nicht."

Vanessa: Und ob du das warst! Hast du nicht gemerkt wie schnell du warst?

"Vanessa, du verstehst das nicht... du bist noch zu klein."

Vanessa: Bin ich gar nicht!

Meine kleine Schwester drehte sich um und schaute beleidigt auf das Feld.
Ich wusste ja das sie es nur gut meinte, aber sie verstand das nun mal alles noch nicht. Sie ist ja erst 8.

Susan: Valeria red' dich selbst nicht schlecht. Der zweite Platz ist doch immernoch sehr sehr gut.

Marc: Genau... und denk daran: Wir sind trotzdem sehr sehr stolz auf dich. Das hast du gut gemacht.

"Wenn ihr meint."

Genervt ging ich zum Siegerpodest, neben der Ziellinie.
Kai stand natürlich schon schelmisch Lächelnd auf dem ersten Platz.
Laila war gerade dabei sich daneben zu stellen und Kai keine zu große Aufmerksamkeit zu schenken.

Ich konnte sie nur allzu gut verstehen.
Kai denkt jetzt sicher das er der aller größte ist und wird uns davon auch noch in 3 Jahren etwas vorschwetzten.

Und das ist alles deine Schuld.

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1058 Wörter

Halli hallo hallöchen.
I'm back.
Ich weiß zwar nicht ob das was wird, aber versuchen kann man es ja mal.

Danke fürs lesen:)
Bis dann.

RUNWo Geschichten leben. Entdecke jetzt