RUN

KAPITEL 2

Schläfrig schmiss ich mich in mein Bett und versuchte nicht allzu viel über das heutige Geschehen nachzudenken.

Seit ein paar Minuten ist das Sportfest vorbei und da ich sehr nah an der Schule wohne, konnten meine Eltern, meine kleine Schwester und ich gemütlich nach Hause laufen.

Auf dem Weg zu unserer Wohnung, erzählten mir meine Eltern wie schnell und toll ich doch gelaufen sei...
Ich empfand das aber ganz anders als sie, also versuchte ich einfach die beiden zu überhören.
Meine Schwester hat den Mund sowieso nicht mehr aufgemacht, weil ich sie ja "beleidigt" hatte.

Als wir dann endlich in unserem Heim waren, lief ich in mein Zimmer, machte die Tür zu und schmiss mich, wie gesagt, auf mein Bett.
Im Moment war es mir so ziemlich egal was meine Eltern jetzt denken oder ob sie sich Vorwürfe machten, ich wollte einfach nur meine Ruhe haben... oder auch nicht.

Wie konntest du dieses Rennen nur verlieren?
Du hast 6 Monate dafür geübt. Das ist ein halbes Jahr, Valeria.
Du hast gegen den einzigen Jungen verloren, gegen den es dir nicht egal ist zu verlieren.
Und du weißt das er dich morgen damit fertig machen wird!
Du warst sogar so peinlich, dass du ihn schon überholt hast und dann plötzlich nicht mehr konntest. Das nenne ich Versagen.
Das machst du anscheinend gerne, bei dem letzten Sportfest da wurdest du nur-

Bevor die Gedanken daran zurückkamen, beschloss ich schnell mal duschen zu gehen. Vielleicht würde das meinen Kopf etwas frei machen.

Ich nahm mir also meinen Schlafanzug, ging in das Bad nebenan und fing an mich zu duschen.
Das warme Wasser rieselte auf meinen Kopf und floss dann meinen gesamten Körper hinab. Ich konzentrierte mich auf das rauschende Geräusch um meinem Gehirn etwas Auszeit zu bieten.

Nach 15 Minuten stieg ich aus der Dusche heraus und trocknete mich ab.
Danach zog ich mir schnell meine schwarzweiß gestreifte Hose an und mein graues T-shirt zog ich mir über den Kopf.

Ich betrachtete mich im Spiegel.
Das wellige, braune Haar hing mir nun glatt und schwarz aussehend auf den Schultern.
Sie reichten bis zu meiner Brust. Die vorderen Haare hatte mein Friseur, auf den Wunsch meiner Mutter, etwas kürzer geschnitten, sodass diese sich im Normalfall immer nach hinten legten und so eine schöne Abrundung erschafften.

Die Grünen Augen starrten mich an.
Guck mal, wie enttäuscht sie von dir aussehen.
Schnell wand ich den Blick ab und fing an mir meine Haare etwas zu Föhnen.

Als ich fertig war, roch ich das mein Vater das essen kochte.
Meine Eltern wechselten sich jeden Tag ab, mit der Aufgabe uns zu ernähren.
Heute gab es Chili con Carne. Mein Lieblingsessen.

Ich wusste, dass Dad das für mich machte, um mich aufzuheitern.
Meine Gedanken wegfegen konnte es höchstwahrscheinlich nicht, aber zumindest hatte ich ein Lächeln im Gesicht.

Als ich in der Küche ankam, die übrigens direkt an das Wohnzimmer und Esszimmer anschloss, schaute ich meinem Vater still beim Essen machen zu.
Er traute sich nicht etwas zu sagen und ich wollte nichts sagen.

Als er fertig war, holte er Mum und Vanessa, sodass wir alle gemeinsam um den Esstisch saßen und uns die leckere Mahlzeit in den Mund schaufelten.
Niemand sagte etwas während wir aßen. Mum und Dad wollten vermutlich nichts mehr falsches sagen und bei Vanessa war ich mir nicht mehr ganz so sich ob sie noch beleidigt war oder einfach nur Aufmerksamkeit wollte.

Nachdem ich aufgegessen hatte, ging es mir tatsächlich etwas besser... das änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich immernoch sehr müde war.

"Mum, Dad, ich gehe schlafen. Ich bin müde."

Und damit ging ich wieder in mein Zimmer.

Das hättest du aber nicht getan, wenn du gewusst hättest, dass du sie nicht wiedersehen wirst...

Die Wände meines Raumes waren komplett weiß. Nur an manchen Stellen klebten Poster von Musikern oder Schauspielern.
An der Rechten Wand, von der Tür aus gesehen, stand mein Kleiderschrank in der Ecke.
Direkt neben der Tür war mein Bett und an der linken Wand stand mein Schreibtisch.

Genau da ging ich auch hin.
Ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl und packte meinen Schulrucksack für morgen.
Schule an sich finde ich gar nicht sooo schlimm. Meine Noten stehen im guten Bereich und Freunde habe ich auch. Nur dieser beschissene Kai geht mir auf den Sack. Immer muss er uns schlagen, nerven oder beleidigen. Es ist so, als ob er gar kein Gehirn hat... ich mein, wie kann man denn sowas jeden Tag machen?

Und du hast es durch deine Niederlage nur noch schlimmer gemacht.

Mit einem Seufzen ging ich zu meinem Kleiderschrank und legte mir Kleidung für morgen raus.

Er wird dir permanent davon erzählen. Er wird dich runter machen, wird dich rumschupsen, dich schlagen und dich vor allen auslachen.
Das ist alles deine Schuld!
Immer wieder ist es deine Schuld!

Als ich fertig war meine Klamotten für morgen rauszuholen, machte ich den Rollo (die Jalousien) runter und krabbelte in mein Bett. Ich zog mir meine Decke über die Beine, schaltete mein kleines Nachtlicht an und machte die Augen zu.

Ich versuchte endlich zu schlafen... einfach mal an nichts zu denken, doch ich bekam es einfach nicht hin.

Was wenn deine beste Freundin ebenfalls so hart gemobbt wird, dass sie sich umbringt?
Dann ist das alles deine Schuld.
Was passiert wenn deine kleine Schwester irgendwann auch mit reingezogen wird?
Dann bekommt sie ein Trauma, wird nie wieder mit dir reden und hasst dich bis an ihr Lebensende.
Ich wette das deine Eltern nur lügen, damit du dich besser fühlst! Du warst lahm, hast eben nicht alles gegeben und du hast gegen den größten Volldeppen verloren den es gibt. So nutzlos bist du schon.
Mum und Dad lieben Vanessa bestimmt mehr als dich. Sie hat schönere Haare, bessere Noten, ein aufgeräumtes Zimmer und wenn sie ebenfalls laufen würde, hätte sie dich und Kai in diesem Rennen glatt überholt.
Du bist nicht so wie sie... du bist schlechter.
Du kannst nichts. Nicht mal zeichnen kannst du.
Dein einziges "Talent" ist langsam zu laufen und Kai gewinnen zu lassen.
Dein ganzes Leben wirst du dich darüber ärgern. Kai wird immer besser sein als du und das weißt du auch.
Du bist zu nichts nutze Valeria.

Irgendwann war ich so müde von meinen eigenen Gedanken, dass ich doch noch einschlief.

Hättest du das mal nicht gemacht...

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1055 Wörter

Das zweite Kapitel ist draußen.
Ich hoffe es hat euch gefallen:)

Mal sehen wann das nächste kommt.
Bis baaald