Welpe, Bill & das Ende I

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Die Jahre zogen schnell vorbei. Aus dem kleinen, verunsicherten Jungen, der Harry einmal war, war ein junger Mann geworden. Er war inzwischen fast sechzehn Jahre alt, und die Zeit hatte ihn verändert – reifer, selbstbewusster, aber auch mit den Narben seiner Vergangenheit gezeichnet. Remus und Severus hatten ihm ein stabiles Zuhause gegeben, etwas, das er nie gekannt hatte, und obwohl der Krieg gegen Voldemort immer näher rückte, hatten sie gemeinsam Momente des Glücks und des Friedens gefunden. Doch die Idylle wurde jäh unterbrochen.
Vor wenigen Tagen war Sirius im Ministerium gestorben, und Harrys Welt war erneut erschüttert worden. Trotz der Okklumentikstunden, die Severus ihm gegeben hatte, konnte er sich nicht gegen Voldemorts geschickte Täuschung wehren. Der dunkle Lord hatte ihn dazu gebracht, zu glauben, dass Sirius gefangen genommen wurde. Blind vor Angst und Wut war Harry ins Ministerium gestürmt, ohne Severus' Warnungen zu hören. Dieser war mit Umbridge beschäftigt und hatte seinen Sohn nicht aufhalten können. Nur Remus war rechtzeitig dort gewesen – und auch er musste den Tod von Sirius mitansehen. Seit diesem Tag lag eine bedrückende Stille über ihrem Cottage.

Es waren nun drei Tage vergangen, und Harry hatte sich vollständig zurückgezogen. Er saß in seinem Zimmer, aß kaum etwas, sprach nicht und versank in tiefer Schuld und Trauer. Remus und Severus waren in ihre eigene Trauer gefangen, unfähig, den Jungen zu erreichen. Auch für Remus war der Verlust von Sirius verheerend – er hatte nicht nur einen alten Freund, sondern auch einen Teil seiner Vergangenheit verloren. An diesem Nachmittag klopfte es an der Tür des Cottage. Severus, müde und vom Schmerz gezeichnet, öffnete. Draußen stand Bill, der gerade von einer langen Mission zurückgekehrt war. Die Nachricht von Sirius' Tod hatte ihn auf seiner Reise erreicht, und er war so schnell wie möglich hierhergekommen. Severus atmete tief durch, als er Bill sah, und man konnte ihm ansehen, wie erleichtert er war, den jungen Mann dort zu sehen.

»Ich bin so froh, dass du da bist«, sagte er leise, seine Stimme brüchig vor Erschöpfung. Bill nickte, seine Miene ernst.

»Wie geht es euch?«, fragte er und sah Severus besorgt an. Dieser seufzte.

»W-wir kommen irgendwie zurecht. Es trifft Remus natürlich hart und mich natürlich auch. Aber um Harry mache ich mir die größten Sorgen. Er isst kaum, schläft schlecht, und spricht nicht. Er hat sich vollkommen zurückgezogen.« Bill nickte wieder, seine Miene wurde noch entschlossener.

»Ich werde versuchen, mit ihm zu reden«, sagte er fest und legte Severus beruhigend die Hand auf die Schulter. Dieser führte Bill zu Harrys Zimmer und öffnete leise die Tür. Der Raum war dunkel die Vorhänge zugezogen, und Harry saß auf seinem Bett, die Knie an die Brust gezogen, als ob er sich vor der ganzen Welt abschotten wollte. Er sah erschöpft und verloren aus, als hätte er die letzten Tage kaum einen Moment der Ruhe gefunden. Bill trat langsam in das Zimmer, und obwohl Harry nicht sofort reagierte, konnte Bill erkennen, dass dessen Augen sich kurz aufhellten, als er ihn sah. Doch die Worte, die Harry auf der Zunge lagen, blieben unausgesprochen. Bill setzte sich neben ihn auf das Bett, ohne ein Wort zu sagen. Er schwieg, genau wie Harry, und ließ die Stille zwischen ihnen existieren. Manchmal war das alles, was jemand brauchte – einfach jemanden, der da war, ohne zu urteilen oder zu drängen. Die Minuten vergingen, und schließlich begann Harry leise zu schluchzen, kaum hörbar. Dann, als hätte ein Damm in ihm nachgegeben, brach alles aus ihm heraus. Er erzählte von seiner Schuld, von seiner Überzeugung, dass er für Sirius' Tod verantwortlich war, von seiner Angst, dass er seine Familie erneut enttäuscht hatte. Bill sagte nichts, als Harry sprach. Stattdessen legte er einen Arm um den jungen Mann und hielt ihn fest, während dieser weinte – weinte, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Es war ein Sturm von Emotionen, der ihn überkam, und Bill zog ihn enger an sich, ließ ihn spüren, dass er nicht allein war.

»Es ist nicht deine Schuld«, sagte er schließlich leise, seine Stimme voller Mitgefühl. »Du hast das getan, was du für richtig hieltst. Niemand hätte es anders gemacht.« Harry klammerte sich an Bill, unfähig, seine Schuldgefühle loszulassen, aber die Wärme und Unterstützung, die er von ihm spürte, gaben ihm einen kleinen Funken Hoffnung.

Welpe, Wolf und SchlangeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt