Ich, mit Dean am Shoppen

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Die dritte Nacht verging noch schneller als die zweite, und heute war unser dritter und letzter Tag, welchen wir in Galveston geplant hatten. Noch immer hatten die Jungs keinerlei Anstalten gemacht, mich zu einem Krankenhaus zu bringen oder wegzuschicken. Ein kleiner Teil von mir hoffte, dass es einfach nur daran lag, dass sie meine Gesellschaft genossen und es für sie wie ein kleiner Urlaub war, etwas, was Jäger normalerweise nie hatten. Aber der größte Teil in mir wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war.

Vermutlich dachten die Jungs, dass die Frau oder der „alte Freund" auch nun hinter mir her sein könnten, es könnte der Verdacht im Raum stehen, dass ich Andy näher kennen würde. Oder sie konnten mir etwas antun, nur, weil ich Kontakt zu Andy hatte. Es war möglich, dass sie mich wie Andy in Sicherheit wissen wollten und das taten sie am besten, wenn wir in ihrer Nähe waren. Das würde auch erklären, warum sie die meiste Zeit bisher mit uns zusammenverbracht hatten.

Nachdenklich rührte ich meinen Früchtetee um, der Beutel schwamm noch immer in der Tasse und wartete darauf, herausgezogen zu werden. Der Tee hatte bereits eine schöne Farbe angenommen und ich wusste, wenn ich zu lange warten würde, würde der Tee vom Geschmack her zu stark werden. Aber gleichzeitig machte es mir viel zu viel Spaß, einfach nur den Beutel in dem Wasser herumzurühren.

„Kira, ist alles in Ordnung bei dir?", konnte ich Sam wieder fragen hören und blickte von meiner Tasse auf.

„Ja, ich bin nur noch nicht so ganz wach, außerdem war ich mir noch nicht sicher, ob ich den Teebeutel schon rausziehen sollte", log ich ihn an. Ich konnte ihm schlecht meine wahren Gedanken erzählen, das hätte mich ganz schön in Erklärungsnot gebracht.

Sam hingegen warf über den Tisch hinüber einen Blick auf meine Tasse, bevor er sich wieder entspannt zurücksetzte.

„Ich an deiner Stelle würde den Beutel lieber rausholen", riet er mir, ich nickte nur und folgte seinem Rat, indem ich den Beutel in den kleinen Tischmülleimer beförderte.

„Danke, zwei Meinungen sind immer noch besser als nur eine", sagte ich, lächelte Sam dankbar zu und schnitt mir ein wenig von meinem Rührei ab. Auch Sam widmete sich wieder seinem Frühstück und beachtete mich nicht mehr weiter. Vielmehr schien er die Gäste zu beobachten, vermutlich eine alte Gewohnheit, denn außer uns befanden sich hier fast nur Rentner und Büroleute, die an ihren Laptops zu arbeiten schienen.

Neugierig sah ich zu Andy hinüber, die letzten Tage hatten ihm recht gutgetan, vor allem der gestrige. Was auch immer Dean mit ihm besprochen hatte, es hatte funktioniert. Zwar sah Andy immer noch nicht zu 100% wie das blühende Leben aus, aber er blickte nicht mehr so ängstlich in der Gegend herum. Außerdem hatte er wieder Farbe ins Gesicht bekommen und auch sein Appetit schien zurückgekehrt zu sein. Besonders die Spiegeleier verschlang er, als hätte er gerade eine strenge dreimonatige Fastenzeit hinter sich, die eine Lücke in seinem Magen hinterlassen hatte. Eine Lücke, die es nun zu füllen gab.

Mein Blick fiel nun nach vorne, zu der Person, die gegenüber von mir saß und sich bereits am Morgen einen Hamburger gönnte. Die Person, die bei Sams Frühstück nur mit der Nase gerümpft hatte, die Menüs von Andy und mir hatten ihn dagegen eher beeindruckt. Die Person, die hier am Tisch vermutlich der älteste von uns allen war. Der Jäger mit dem Namen Dean Winchester.

Seit wir hier angekommen waren, hatte ich kaum noch mit ihm zu tun gehabt. Am ersten Tag hatten Sam und er wichtige Dinge erledigen müssen, daher hatte ich die meiste Zeit nur mit Andy verbracht. Gestern dagegen hatte mir Sam während des Tauchgangs eine neue Welt gezeigt, so wie es Aladin einst mit Jasmin auf Teppich getan hatte. Doch mit Dean hatte ich in den letzten Tagen kaum zu tun gehabt, außer bei den gemeinsamen Abendessen. Und ich hätte nicht gedacht, dass jemand Nachos und Käse noch mehr lieben würde als ich, doch da hatte ich Dean Winchester unterschätzt.

Wir, am StrandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt