Hallööchen und herzlich Willkommen bei meinem ersten Werk, dass keine Fanfiction ist.
Vorerst bekommt ihr hier eine Leseprobe vom Prolog. ich bin noch in den Anfängen und weiß nicht ob ich die ganze Story hier Posten möchte oder nicht.
Kommt vielleicht auch ein bisschen drauf an, wie der Prolog aufgenommen wird ;)
Also: Lasst gern einen Kommentar da, wie es euch gefällt, ob ihr mehr wollt, oder nicht!
Jetzt aber genug der Vorworte (Bin da eh nicht so gut drin ^^) und viel Spaß beim Lesen <3
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Regen prasselte wie Bindfäden auf die Erde hinab. Begleitet von leisem Donnergrollen, das sich drohend einen Weg von der See ins Landesinnere suchte. Hin und wieder wurde der dunkelgrau verhangene Himmel von gleißend hellen Blitzen durchzogen, die das Ganze in einem scharfen, vergänglichen Licht erscheinen ließen.
Passendes Wetter für die passende Stimmung. Für Nate lediglich einmal mehr der Beweis dafür, dass das Schicksal nichts weiter als ein sadistisches Konzept war.
Seit er London mit dem Zug verlassen hatte, klebten dunkle Wolken wie ein schwerer Mantel über ihm und der Landschaft. Nur selten schafften es ein paar Sonnenstrahlen hindurch, um wenigstens daran zu erinnern, dass eigentlich früher Tag war.
Trotz des miesen Wetters hatte sich die Landschaft während der gesamten Fahrt alle Mühe gegeben, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Die Wiesen, die hinter den Fenstern des Zuges vorbeizogen, standen im satten Grün, bunte Blumen, die lediglich als Farbtupfer zu erahnen waren, strahlten gegen die Tristesse von oben. Goldgelbe Felder mit diversen Weizensorten wechselten sich mit Rapsfeldern und kleinen Dörfern ab. Urige kleine Dörfer an Wälder geschmiegt oder an Täler und Hügel geduckt. Auf ihren spitzen, krummen oder verwinkelten Dächern wogten windschiefe Wetterfahnen sacht im Wind. Krumme und wie in den groben Stein gemeißelte Fenster, hinter denen schwere, bunte Gardinen und Vorhänge einen kleinen Vorgeschmack auf gemütliche kleine Stübchen gaben. Mit jedem neuen Abschnitt, den er hinter sich brachte, hatte Nate mehr und mehr das Gefühl durch eine malerische Märchenwelt zu fahren.
Normalerweise ein Anblick, der ihn erfreuen würde, heute jedoch nicht bis zu seinem Herz vordringen zu vermochte. Nichts tat das mehr. Sein Herz lag nämlich weit hinter ihm - in tausend Scherben zersprungen, in einer verfluchten Wohnung der Londoner Innenstadt.
Ein bitteres Lachen entwich ihm. Ein Brief.
Ein simpler, kurzer Brief. Mehr war ihm nicht geblieben. Einzig der unerträgliche Gedanke, als gescheiterter Mann dorthin zurückzukehren, wo er einst nie wieder hinwollte.
Doch genau davor stand er nun schon geraume Zeit rast - und ruhelos. Die niedrige Steinmauer, die das dahinterliegende Fachwerkhaus komplett umrahmte, glänzte Nass und war vor lauter Moos bald nicht mehr richtig zu erkennen. Obwohl mittlerweile Mittagszeit, schien der Tag durch die anhaltende graue Masse über ihm seit Stunden in der Nacht festzuhängen. Einziger Lichtflecken kam von einem Fenster auf der linken Seite. Warmes gelbflackerndes Licht wirkte wie eine Sonne in der stürmischen See und versprach eine warme Stube. Er konnte das Knacken des Holzes förmlich hören und wünschte sich gerade nicht sehnlicher, als sich mit einer guten Tasse Tee davor hocken zu können.
Leider stand Nate noch immer draußen, mittlerweile Nass bis auf die Unterhose. Seine Jacke hatte schon nach den ersten Metern nach dem Bahnhof ihren Dienst quittiert und sich mit jedem weiteren Schritt munter mit kaltem Regen vollgesaugt. Jeder noch so kleine Windhauch sorgte für eine Gänsehaut von Kopf bis Fuß. Seine Nase und Wangen fühlte er schon lange nicht mehr, und auch seine klammen, feuchten Hände waren steif und blutleer.
Alles in allem eine beschissene Situation, an einem beschissenen Tag. Der Dritte nun schon. Letzten Donnerstag noch schien alles in bester Ordnung. Doch schon ein paar Tage später stand Nate bis zum Hals in einem Trümmerhaufen und vor einem Haus dessen Bewohner er geschworen hatte nie wieder zu sehen. Ohne Job und Unterkunft stand ihm allerdings kaum eine andere Wahl zu.
Erst gestern hatte er seinen Stolz endgültig aufgeben können. Er würde seinen Groll hinunterschlucken, so tun, als wäre nie etwas gewesen. Doch je näher es ihn an diesen Ort brachte, desto tiefer sank sein Mut. Seit fast zehn Jahren hatte er die Bewohner dieses Hauses nicht mehr gesehen, ja nicht einmal gesprochen.
Es war auch nicht die Angst vor Konfrontation, die ihn lähmte, sondern die Furcht, erneut abgewiesen zu werden.
Alte Zweifel krochen wie alte Bekannte an die Oberfläche, nisteten sich überall ein, redeten ihm Dinge ein, lähmten ihn erneut.
Nur wegen ihnen stand er hier wie bestellt und nicht abgeholt, während ihm der Regen ins Gesicht tropfte und sich die kälte in seine Knochen brannte. Alles in ihm schrie, endlich diesen Weg entlang zu gehen und in ein warmes geschütztes Haus zu kommen, doch es bewegte sich kein Muskel.
Die vorbeihuschenden Blicke der wenigen Passanten fühlten sich an wie Nadelstiche, befeuerten seine Zweifel. Misstrauen, Verwunderung, vielleicht sogar Mitleid - als das lag in den einzelnen Blicken. Sie klebten an ihm, wie der Regen, der sich nicht abschütteln ließ. Im Gegenteil. Sie drangen tiefer, als das Wasser es konnte und kratzen an alten Wunden, die er lieber weiterhin unangetastet lassen würde.
Ein besonders heller Blitz zuckte über den Himmel. Donnergrollen folgte dicht und scheppernd, dass Nate zusammenzuckte. Wenn möglich wurde es um ihn herum noch dunkler, der Regen noch dichter, doch plötzlich wurde ihm die Sicht auf den Himmel versperrt.
Irritiert folgte sein Blick dem Stiel eines Regenschirmes und fand eine alte Dame vor sich, die sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte, um den Schirm über Nates Kopf zu bekommen. Instinktiv knickte Nate seine Knie nach vorn, machte sich etwas kleiner, damit die Dame nicht länger so wackelig neben ihm stehen musste.
„Hier mein Kind", sagte sie mit zittriger Stimme. Benommen musterte Nate die alte Frau. Sie trug einen aufdringlich gelben Regenmantel, der sich regelrecht plakativ von der tristen Umgebung abhob. Auf ihren Kopf prangt eines dieser Plastikdinger, die er auch von seiner Oma noch kannte. Verschnörkelte Blumenmuster in dezenter Farbe ließ sich darauf ausmachen.
„Du erkältest dich noch. Geh lieber rein," sagte sie in einem freundlich tadelnden Ton, den auch nur ältere Menschen beherrschten. Allein ihr fürsorglicher Blick vertrieb für wenige Sekunden jede Kälte aus Nates Körper. Er lächelte matt, griff nach dem Schirm.
„Danke, Ma'am."
Seine Stimme klang ähnlich zittrig wie die der alten Dame, bemerkte erst in diesem Moment, wie kalt es doch war.
„Schätzchen, du solltest hier wirklich nicht stehen und dir den Tod holen!", sagte sie erneut und nun mit mehr Nachdruck. „Und pass auf, was die Leute hier tuscheln. Nicht dass noch jemand die Polizei ruft." Ihr lächeln wurde breiter. Nate verstand und nickte.
Um sie nicht noch länger diesem Sturm auszusetzen, tat Nate so, als wolle er endlich los, griff nach seinem Koffer und drehte sich zum Gartentor.
Zufrieden lächelte die Dame, drehte sich um und tapste gemächlich den Gehweg entlang. Sie ging so langsam, dass Nate kurz versucht war, sie nach Hause zu begleiten. Dann sah er allerdings, dass sie schon beim nächsten Gartentor innehielt, das Metallgestell umständlich aufschob und den wirklich gepflegten Weg hinauf zum Haus bestritt. Nach ein paar wenigen Anläufen sprang die Tür auf und empfing die Dame mit wohlig warmem Licht.
Als sie ihre Tür schloss, befiel Nate das seltsame Gefühl von Verlust. Diese kleine Geste hatte ihm mehr bedeutet, als er zugeben wollte. Ihm wäre beinahe das Wort ‚Oma' über die Lippen gekommen. Peinlich berührt sah er wieder zurück zum Fachwerkhaus vor ihm. Er seufzte tief.
Die bittere Erkenntnis, dass man sich seine Familie nicht aussuchen konnte, stach fies in seinem Herzen.
Ohrenbetäubendes Donnern ließ ihn erneut zusammenfahren. Das Gewitter hing jetzt direkt über ihm. Nate wusste, dass er langsam Schutz brauchte, wenn er nicht als klitschnasser Toast enden wollte. Er atmete nach Mut suchend tief ein und wieder aus, festigte den Griff um Schirm und Koffer und zwang seine verkrampften Beine dazu, sich in Bewegung zu setzen.
Hölzern, weil ihm die kalten Füße anfangs nicht recht gehorchen wollten, stakste er auf das Gartentor zu. Er musste wirklich dringend aus seinen Klamotten raus.
Als hätte er eben erst das Laufen erlernt, lief er über den Kiesweg, der unter seinen unbeholfenen Schritten knarzte. Sein Herz hämmerte ihm in einem gewaltigen Stakkato gegen die Brust. Ein stetes Trommeln, das sogar das wütende Gewitter in den Hintergrund rückte und ihm heißes Adrenalin durch die Adern drückte.
Nate stieß angestrengt die Luft aus. Feiner Dunst verlor sich im düster. Kälte und Angst verschmolzen zu einer gewaltigen Panik, die ihn fast so weit trieb, einfach umzudrehen und die Flucht zu ergreifen, doch dann stand er letztlich vor der Tür.
Seine Finger zitterten, als er die Hand hob. Kurz über dem Knopf aus angelaufenem Metall hielt er inne. Sein Mut hatte sich vollends in Rauch aufgelöst. Er schaffte es nicht die wenigen Millimeter zu Überbrücken.
Helle Blitze zuckten direkt über ihm durch den Himmel, blendeten ihn. Dann hörte er es nicht weit von ihm so laut krachen, dass es ihm durch Mark und Bein ging.
Ebenso unerwartet öffnete sich kurz darauf die Tür vor ihm. Angenehme Wärme strömte ihm entgegen - dann erstarrte er. Sein Blick traf auf eben jene Gestalt, die er nie wieder hatte sehen wollen: Isabelle.
Und in ihren Augen lag der gleiche vernichtende Blick wie damals.
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Lost Roads
RomanceGlück, Schicksal, Zufall oder Vorherbestimmung. An all das glaubt Nathaniel nicht. Nicht mehr. Denn, sollte es jemals sowas wie Schicksal geben, dann ist es ein sadistisches Arschloch. Nate hat nicht nur gerade durch einen dummen Fehler seinen Job v...