Hof Styles

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Ich konnte nicht glauben, dass ich das wirklich tat. Unfassbar. Worauf hatte ich mich da bloß eingelassen? Vier Wochen Ferien auf einem Ponyhof zusammen mit zwei Zehnjährigen, die völlig auf Pferde abfuhren.

Verfluchter Mist.

Reichlich fertig mit den Nerven bog ich auf die schmale Straße ab, die zu dem Hof der Styles führte. Auch wenn es sieben Jahre her war, erkannte ich in der Ferne den Torbogen, der auf den Hof führte. Links und rechts säumten weite Weiden die Straße und hier und dort sah ich kleine Wälder. Es hatte sich kaum etwas verändert.

Daisy drückte ihre Nase aufgeregt gegen die Scheibe, während Phoebe vor sich hin redete, dass sie unbedingt wieder auf Pepper reiten wollte, weil das ihr Lieblingspony war.

So ging das schon seit wir ins Auto gestiegen waren. Zugegebenermaßen war ich auch etwas aufgeregt. Oder eher neugierig auf das, was mich erwarten würde. Ich freute mich, Anne und Robin wiederzusehen und fragte mich, ob Harrys Schwester Gemma immer noch mit auf dem Hof wohnte. Im Gegensatz zu ihrem Bruder war ich mit ihr immer recht gut zurecht gekommen.

Nachdem wir durch das Tor fuhren, steuerte ich über den gepflasterten Hof auf den Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite zu. Ich parkte neben einem schwarzen Jeep ein, stellte den Motor aus und konnte gar nicht so schnell gucken, da waren meine Schwestern schon aus dem Auto gesprungen und losgerannt.

Ich atmete tief durch und schrieb Mom, dass wir gut angekommen waren, bevor auch ich ausstieg und mit den ersten Taschen aus dem Kofferraum zum Haupthaus ging. Während ich den Blick schweifen ließ, spielten sich vor meinem inneren Auge einige Erinnerungen ab. Eigentlich war ich immer gern hier gewesen, auch wenn ich nichts mit Pferden am Hut hatte. Deshalb breitete sich in mir wohl gerade ein wohliges Gefühl aus.

Auf dem Reitplatz, welcher sich schräg zwischen Haus und Stallungen befand und durch einen Sandweg erreichbar war, sah ich jemanden reiten.

Mit den Taschen ging ich hinüber zum Haus. Gerade, als ich die Treppen hinaufgehen wollte, die zur Eingangstür führten, wurde diese aufgezogen und Anne trat mit einem großen Lächeln auf den Lippen heraus.

»Louis, wie schön, dich zu sehen!«, rief sie freudig und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu.

Lächelnd ließ ich die Taschen zu Boden und umarmte Anne zur Begrüßung. »Hallo Anne.« Nach einem kurzen Augenblick ließ sie mich wieder los, die Hände auf meinen Schultern liegend betrachtete sie mich von oben bis unten.

»Mensch, du hast dich aber verändert«, seufzte sie ein bisschen wehmütig. »Aber ein hübscher junger Mann bist du. Naja, dann komm mal mit rein. Ich zeige dir, wo du die Taschen hinbringen kannst.«

Ich folgte ihr mit leicht geröteten Wangen in das Haus, in dem ich viele Jahre nicht mehr war. Es hatte sich verändert, aber irgendwie strahlte es noch dieselbe Atmosphäre aus, wie damals. Ruhig und heimelig wirkte es, obwohl Harry und ich uns in diesen Fluren so oft in die Haare bekommen hatten.

»Wo sind deine Schwestern eigentlich hin? Ich habe sie noch gar nicht gesehen«, fragte Anne, als sie mir die Tür zum Zimmer der Zwillinge öffnete.

Ohne zu zögern trat ich ein und legte die Taschen vor den Betten ab. »Die sind gleich in den Stall gelaufen, sobald das Auto stand«, sagte ich grinsend und schulterte meinen Rucksack. »Seit wir zuhause losgefahren sind, gab es kein anderes Thema als Pepper.«

Anne lachte laut und legte mir eine Hand auf den Rücken, um mich in mein Zimmer zu geleiten. »Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Spätestens zum Abendessen sind sie wieder da. Wir grillen heute. Ich hoffe, du magst meinen Nudelsalat immer noch so gerne?«

»Ich habe ihn zwar lange nicht gegessen, aber ich gehe mal ganz stark davon aus, Anne«, lächelte ich sie an und blieb stehen, als wir vor meinem Zimmer ankamen.

»Wenn dir irgendetwas fehlen sollte, sag mir einfach Bescheid, dann können wir es besorgen.« Mit diesen Worten öffnete sie die Tür und offenbarte mir den Blick auf ein wirklich schönes Zimmer. Links gab es ein kleines Sofa und einen Fernseher, geradeaus konnte ich durch wehende Vorhänge hinaus in die weite Landschaft sehen. Rechts stand das Bett, das groß war und verdammt gemütlich aussah.

»Gefällt es dir?«

»Es ist großartig, vielen Dank, Anne.« Dankbar für dieses schöne Zimmer sah ich sie an.

»Ich dachte mir, dass es dir besser gefallen würde, wenn du in der ruhigeren Ecke des Hauses wohnst. Der Weg nach unten ist zwar etwas länger, aber so hast du deine Ruhe vor den Zwillingen und jeglichem anderen Getrubel, wenn du es brauchst. Wir haben es vor einigen Jahren ausbauen lassen, deshalb ist es kaum genutzt.« Sie zog mich am Arm mit nach draußen auf den Balkon. Er war nicht zu groß, aber auch hier gab es eine gemütliche Sitzecke und einen kleinen Tisch.

»Jay meinte, du müsstest noch einiges für die Uni lernen. Da ist es hier doch perfekt.«

»Das ist es«, staunte ich und fuhr mit meinen Fingern über die steinerne Balustrade.

»Das Bad ist auf dem Flur, direkt die Tür gegenüber. Ich hoffe, dich stört es nicht, dass du es dir mit Harry teilen musst, wenn er wieder da ist.« Entschuldigend sah sie mich an, als ich nach Luft schnappte.

Schnell berappelte ich mich, das sollte nicht unhöflich sein. »Nein, ist schon okay«, murmelte ich also. Letztlich musste ich das wohl in Kauf nehmen, wenn ich dieses tolle Zimmer haben wollte.

»Keine Sorge, so wie ich meinen Sohn kenne, wird er eh die meiste Zeit im Stall und auf den Weiden verbringen«, lächelte Anne und ging durch die bodentiefe Glastür zurück ins Zimmer. »Gut, brauchst du noch Hilfe beim Ausladen?«

»Nein, das schaffe ich schon allein. So viel ist es nicht.«

»In Ordnung. Falls du etwas zutun brauchst, darfst du gerne bei den Vorbereitungen fürs Grillen helfen. Aber komm erstmal an und richte dich ein.« Mit einem breiten Lächeln schloss sie die Tür hinter sich und ließ mich allein.

Seufzend, weil ich mir Schöneres vorstellen konnte, als vier Wochen lang Tür an Tür mit diesem Schnösel zu wohnen, nahm ich meinen Rucksack und verteilte die Sachen, die ich für die Uni brauchte, auf dem Couchtisch. Anschließend holte ich mein Handy aus der Tasche und checkte meine Nachrichten.

--Gruppenchat: gossip girls—

Liam, 17:35 Na, wie ist die Hütte?

Zayn, 17:36 Hast du schon deinen Lover gesehen?

Ich, 17:39 Fick dich, Zayn. Er ist nicht mein Lover. Er ist ein Arsch. Und nein, er ist nicht hier. Keine Ahnung, wann der kommt.

Zayn, 17:39 Hoffentlich bald in dir ;)

Ich, 17:39 Halt die Klappe

Liam, 17:40 Also, wie ist das Haus? Dein Zimmer?

Ich, 17:41 *schickt Fotos*

Ich, 17:41 Elendiger Architekturstudent. Du willst doch nur Inspiration für deine Abschlussarbeit

Liam, 17:41 Bor ist das irre! Mega, danke Tommo

Ich verdrehte die Augen. Egal wo Zayn oder ich hinfuhren, immer mussten wir Liam Bilder schicken. Er studierte Architektur und stand gerade kurz vor seinem Abschluss. Zayn war da nicht so hinterher, obwohl er auch gerade seinen Abschluss machte.

Tja, und dann kam ich. Hatte noch ein Jahr im Grafikdesign-Studium, weil ich nach meinem Abitur ein Jahr durch Amerika gereist bin. Aber was sollte ich sagen? Ich war dankbar für diese Erfahrung und dass meine Eltern mir das ermöglichen konnten, auch wenn das Geld hier und da manchmal knapp war.

Um nichts auf der Welt würde ich das eintauschen wollen.

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AN: Liam wird in meinen Geschichten immer weiterleben. Egal, was auch geschehen ist, er ist ein Teil der Jungs und ich könnte ihn nicht rauskürzen, nur weil er nicht mehr unter uns weilt.

We're not who we used to be || l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt