Prolog

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Himmelschweif, die Heilerin des Dämmerlicht-Clans, saß am Ufer des Flusses und spürte die kalte Brise auf ihrem Fell. Der Mond, der normalerweise silbern und friedlich über den Himmel zog, war heute anders. Er leuchtete blutrot, und eine unheilvolle Stille lag über dem Wald. Sie hatte den SternenClan um Rat gebeten, doch die Zeichen waren klar – der Blutmond war ein Vorbote von etwas Schrecklichem.

Ihre Gedanken wanderten zurück zu den vergangenen Wochen, in denen die Spannungen zwischen den Clans eskaliert waren. Der Schattensturm-Clan hatte wiederholt das Territorium des Dämmerlicht-Clans verletzt, und es war zu mehreren blutigen Auseinandersetzungen gekommen. Es fühlte sich an, als würden beide Clans auf eine unausweichliche Katastrophe zusteuern.

Plötzlich raschelte es hinter ihr, und Himmelschweif drehte sich um. Aus den Schatten traten drei Katzen, ihre Augen leuchteten im schwachen Mondlicht. Es waren keine lebenden Katzen – sie gehörten dem SternenClan an. Ihre Anwesenheit ließ Himmelschweifs Herz schneller schlagen, denn sie wusste, dass es keine guten Neuigkeiten waren, die sie brachten.

„Der Blutmond ist aufgegangen,“ sagte eine von ihnen mit ernster Stimme. „Der Krieg zwischen den Clans steht kurz bevor, und es wird viel Blut fließen.“

Himmelschweif schluckte schwer und richtete sich auf. „Aber es muss doch einen Weg geben, den Kampf zu verhindern! Der SternenClan kann nicht wollen, dass so viele sterben.“

Die älteste der drei Katzen, eine grau getigerte Kriegerin, schüttelte den Kopf. „Es ist zu spät. Der Schattensturm-Clan und der Dämmerlicht-Clan sind zu tief in ihre Fehde verstrickt. Das Schicksal hat seinen Lauf genommen.“

Himmelschweif spürte einen Stich der Verzweiflung. Sie hatte immer an die Weisheit des SternenClans geglaubt, doch jetzt fühlte es sich an, als hätten sie die Katzen ihres Clans im Stich gelassen. „Was kann ich tun?“ fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

„Du kannst deinen Clan warnen,“ sagte der größte der Krieger, ein imposanter Kater mit funkelnden Augen. „Aber wisse, dass nichts, was du tust, den Lauf der Dinge ändern wird. Bereitet euch auf den Krieg vor – und auf den Verlust.“

Die Katzen des SternenClans verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, und ließen Himmelschweif allein am Flussufer zurück. Sie stand noch eine Weile da und blickte auf den blutroten Mond, der sich im Wasser spiegelte. Die Kälte des Wassers kroch in ihre Pfoten, und ein Gefühl der Hilflosigkeit breitete sich in ihrem Herzen aus.

Als Heilerin hatte sie immer darauf vertraut, dass der SternenClan ihre Clans beschützen würde. Doch in diesem Moment fühlte sie sich so allein wie nie zuvor. Der Krieg würde kommen, das wusste sie jetzt sicher, und sie konnte nichts tun, um das Blutvergießen aufzuhalten. Die Prophezeiung des Blutmonds war kein fernes Märchen – sie war zur Realität geworden.

Mit schweren Pfoten kehrte Himmelschweif ins Lager zurück. Sie musste ihren Clan vorbereiten. Aber in ihrem Herzen wusste sie, dass es keinen Sieger in diesem Krieg geben würde. Nur Verlust, Schmerz und Blut.

Die Prophezeiung des BlutmondesWhere stories live. Discover now