Die Geschäftssache war nun geklärt und es waren auch schon zwei weitere Mädchen zu Besuch gekommen. Einmal Sina, mit der ich gar nicht gut auskam und Grace, mit der ich nie Probleme hatte. Sina wedelte mit ihren völlig fleckig, braun blond, orange-mäßig gefärbten und kaputten Haaren rum. Die ganze Zeit, die sie hier war, hatte sie Jesse in ein Gespräch verwickeln wollen oder versucht, Noah mit ihr zum Autofahren zu überreden. Sie war so leicht zu haben, einfach ein Mädchen, das nervte, unglaublich dumm war, gevögelt und dann abgeschoben wurde. Abschaum. Grace kuschelte mit ihrem Freund Jack. Sie liebte ihn, aber hatte Angst, er würde im Konsum von Drogen abstürzen, weshalb er ihr einiges verheimlichte. Den beiden Mädels wurde auch einfach nur erzählt, Jesse sei ein alter Freund. Mehr durften sie nicht wissen. Sina könnte ihre Klappe nicht halten und Grace würde ausrasten.
Ich fragte, wer mitkommen will um eine zu rauchen und Noah meldete sich natürlich, er wolle mitkommen. Sina war angepisst, was auch sonst, dachte ich mir. Wir unterhielten uns über alles mögliche und er wartete noch, nachdem er seine Zigarette ausgedrückt hatte. Ich schaute neugierig durch die Tür und sah, wie Jesse zu uns kam. Seine kristallblauen Augen fixierten mich und er begann zu sprechen, nachdem er stehengeblieben war und mit dem Daumen hinter seine Schulter zeigte:"Diese Olle da, erzählt gerade ganz schöne Scheiße über dich." Noah wollte gerade zu einem Satz ansetzen, aber ich konnte für mich selbst sprechen. "Wissen wir alle, die peilt auch nicht, dass wir sie ständig hochnehmen." Er lachte hämisch. "Die kann sich mal bitte vergraben gehen, yo. Echt nervig, wieso hängt die bei euch?", fragte er zu Noah gewandt. Dieser schüttelte nur den Kopf und erkläre Jesse, dass sie leidergottes dazugehörte. Er bewegte sich wieder Richtung Wohnzimmer und ließ Jesse und mich allein. Sein Blick folgte Noah und er drehte sich wieder zu mir, als dieser verschwunden war:"Sie meinte, du wärst 'ne Hure und würdest alle ihre Ex-Freunde vögeln." Ich nickte wissend:"Das stimmt nicht. Sie projiziert ihre Fehler auf andere, ist allein schon eifersüchtig, wenn ich nur mit einem Rede." "Klingt, als wäre da mehr in deinem Kopf." Ich seufzte. Das Interesse an einem Gespräch war tatsächlich gestärkt und seine Körpersprache verriet mir Vertrauen. "Lass' uns spazieren gehen", sagte ich entschlossen.
Wir liefen die Prärie entlang. "...und es war dann eben schon ein Jahr her, ich war mit ihm nur befreundet und es ging so weit, dass ich meine Nummer wechseln musste und sie eine einstweilige Verfügung bekam, die mittlerweile aufgehoben ist." Jesse schüttelte den Kopf:"Krankes Weib, yo. Die gehört in 'ne Klapse." Ich nickte. Wieso erzähle ich das eigentlich, er hat mir kaum etwas von sich erzählt. Ich hielt inne und hoffte. Jesses Blick war auf den Boden unter ihm gerichtet, über den wir liefen. Er hob ihn und schaute mich an, als erinnere er sich an etwas schmerzhaftes. "Sowas hab' ich zwar noch nie gehabt, aber ich war sogar mal in einer." Ich schaute ihn an und erinnerte mich an den Teil meines Lebens, in dem ich wegen Depressionen in eine geschlossene Klinik sollte, aber stark dagegen ankämpfte und durch schauspielerisches Talent davor flüchtete. "Ja, wirklich. Mein Bruder war da noch ganz klein. Ich war immer der Böse. Alter, war das scheiße. Meine Eltern waren der Meinung, ich solle lernen, wie man richtig selbstständig wird, was aus seinem Leben macht. Vor ein paar Jahren war ich dann mal für ein paar Tage bei ihnen. Mein Bruder meinte, die meisten Gespräche gingen um mich. Das hat mich schockiert." Er machte eine kurze Pause. "Nachdem ich dann fast ein Jahr in der Klinik war, ging ich in ambulante Therapie und jetzt bin ich gesund." Das Gespräch wurde auf Gegenseitigkeit fortgeführt. Woher kam das Vertrauen? Nach einer Stunde kehrten wir endlich um. Wir waren so weit gelaufen, dass es schon dunkel war. Meine Mum war nicht Zuhause, sie würde sich also keine Sorgen machen. Wir liefen und liefen, Jesse hatte eine quietschgelbe Jacke, die er mir gab. Mitten in der Nacht waren wir wieder bei Simon angekommen. "Habt aber lange gevögelt!" Dieser Kommentar kam von Noah, der dann über seinen eigenen Witz lachte. Und niemand anders beachtete ihn. Jesse und ich standen also vor dem Sofa. Ich ließ meine Tasche stumm fallen und sagte in einem tiefen monotonen und fordernden Ton:"Kann ich hier pennen?" Simon nickte. Sina und Grace waren schon lange weg. "Wir werden hier aber noch chillen, wenn ihr schon pennen wollt, müsst ihr euch ins Schlafzimmer legen." Wir setzten uns mit auf's Sofa und genossen die Musik, während wir alle Zigaretten in der Hand hatten. Noah machte sich auf dem Weg nach Hause, Jack übernachtete auch hier. Ich hatte von Jesse nun auch erfahren, dass er vor zwei Monaten 23 geworden war, also vier Jahre älter als ich. Wir saßen noch eine Weile dort.
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THINK - it's not illegal yet
Teen FictionNeva teilt ihre Freunde mit ihrem besten Freund Noah. Diese wollen Drogen herstellen und benötigen die Hilfe eines bestimmten ehemaligen Dealers, dessen Name Jesse lautet... (Auch, wenn ein paar Handlungsstränge und der Name als Anhaltspunkte aus Br...