Träume

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Die Nacht war hereingebrochen, und Sasuke saß unter einem dichten Baldachin aus Bäumen, die ihn vor dem leichten Nieselregen schützten. Die Dunkelheit war vollkommen, nur das gelegentliche Zirpen von Insekten durchbrach die Stille. Seitdem er Kurama in sich aufgenommen hatte, fühlte er sich anders - nicht nur stärker, sondern auch verbundener mit etwas Größerem.

Er konnte die Energie des Fuchsdämons in jeder Zelle seines Körpers spüren, die ihm eine Macht verlieh, die er bisher nur erahnt hatte. Doch in dieser Macht lag auch ein tiefer Zweifel, ein nagendes Gefühl, dass etwas Unwiederbringliches verloren war.

Naruto.

Der Name hallte in seinen Gedanken wider, so wie es seit Tagen der Fall war. Immer wieder sah er Narutos Lächeln vor sich, hörte seine Worte, spürte die Kraft ihrer Freundschaft. Doch jetzt war Naruto nicht mehr da. Und obwohl Sasuke weitergehen wollte, blieb die Frage nach einer Möglichkeit, ihn zurückzubringen, in seinem Herzen verankert.

Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Verbindung zu Kurama, die in ihm wogte. „Kurama", sagte er leise, „ist es möglich?"

Die mächtige Präsenz des Bijuu rührte sich in ihm, seine tiefe, weise Stimme durchdrang die Stille. „Was meinst du, Sasuke?"

Sasuke öffnete die Augen wieder und starrte in den Nachthimmel, der von dunklen Wolken verhangen war. „Kann Naruto... zurückgebracht werden?" Die Worte kamen stockend, als ob er selbst nicht wirklich daran glaubte, dass es eine Antwort geben könnte. „Du hast eine Verbindung zu ihm, Kurama. Gibt es nicht irgendeinen Weg, um ihn wiederzuholen?"

Eine lange Stille folgte. Sasuke konnte spüren, wie Kurama in sich ging, als ob er nach einer Antwort suchte, die selbst ihm nicht leichtfiel.

„Naruto war nicht nur ein Jinchūriki", begann Kurama schließlich, seine Stimme schwer und nachdenklich. „Er war auch jemand, der ein Gleichgewicht zwischen der Welt der Lebenden und derjenigen, die gegangen sind, geschaffen hat. Aber den Tod zu überwinden, Sasuke... das ist keine einfache Sache."

Sasuke ballte die Fäuste und starrte auf den Boden. „Es muss doch einen Weg geben. Irgendeine Technik. Etwas, das ich tun kann."

Kurama schwieg einen Moment, bevor er weitersprach. „Es gibt Legenden und verbotene Techniken, die den Tod herausfordern. Aber sie kommen nicht ohne Preis. Um das Gleichgewicht zwischen den Welten zu stören, muss etwas gegeben werden... oft mehr, als man bereit ist zu opfern."

Sasuke schloss die Augen, die Verzweiflung in ihm wuchs. „Ich bin bereit, alles zu tun. Naruto war derjenige, der mich immer wieder zurückgeholt hat. Jetzt schulde ich es ihm, ihn zurückzuholen." Seine Stimme bebte vor Entschlossenheit.

Kurama schwieg eine Weile, bevor er fortfuhr. „Du musst verstehen, Sasuke... auch wenn es eine Möglichkeit gäbe, ihn zurückzubringen, es könnte ihn nicht als denselben Naruto zurückbringen, den du gekannt hast. Der Tod verändert einen. Und wenn du die Naturgesetze brichst, um jemanden zurückzuholen, zahlst du oft mit deinem eigenen Schicksal."

Sasuke blieb still, doch sein Herz raste. „Er wäre nicht derselbe?"

„Naruto war einzigartig. Er hatte die Fähigkeit, Menschen zu verändern und das Licht in der Dunkelheit zu sehen. Aber wenn du versuchst, ihn mit verbotener Magie zurückzuholen, könntest du genau das zerstören, was ihn ausgemacht hat", erklärte Kurama leise.

Sasuke atmete schwer und dachte nach. Er hatte den Schmerz des Verlusts schon so oft erlebt - seine Familie, seine Kameraden, und nun auch Naruto. Jedes Mal war er tiefer in die Dunkelheit gezogen worden. Aber jetzt, wo er die Chance hatte, zumindest die Idee zu erkunden, Naruto zurückzubringen, wuchs seine Entschlossenheit.

In Schatten der EinsamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt