Es ist am Morgen bereits so kalt das die Felder und Wiesen von einer Nebelschicht bedeckt sind, man kann lediglich die dunklen Umrisse der uralten Bäume am Horizont sehen. Nichts desto trotz lichtet sich der Nebel und eh ich Zuhause bin, ist es auch schon hell.
Ich fahre in die Straße hinein doch ist sie so voll das ich weiter fahren muss und auf dem Parkplatz des Hotels parke das unweit von uns ist. Selten ist die kleine Straße in der ich wohne so voll das ich keinen Platz finde. Merkwürdig, doch andererseits nicht verwunderlich wenn zwei große Umzugslkws mindest 4 Parkplätze einnehmen. So gehe ich nun, um kurz nach 8 Uhr, mit meinem Rucksack und meiner Tasche wo mein Bettzeug drinnen ist, die holprige Straße entlang. ,,Ach, guten Morgen Jungkook. Sind wir wieder im Lande?" Ich schaue auf und erblicke im nächsten Moment Maritta Budeke, eine alte Frau die mit ihrem Mann und ihrem behinderten Sohn schräg gegenüber von uns wohnen. ,,Guten Morgen." sage ich und begrüße auch gleich Frau Wing, die mit ihren Hund bei Frau Budeke steht. Die beiden Damen, welche ungefähr 70 Jahre alt sein müssten erzählen öfters mal miteinander und nicht selten sind ihre Gespräche wirklich interessant. ,,Wo hast du denn geparkt?" fragt Frau Wing und ich antworte ihr mit dem Straßennamen. ,,Und das nur wegen diesen neuen Nachbarn." Während ich den Beagle Charlie streichle der Frau Wing gehört, gleitet unser Blick rüber. 2 große Laster stehen vor der alten Villa dessen Grundstück an unserem grenzt.
,,Die Nachbarn sind merkwürdig. Bestimmt Kriminelle." sagt Frau Wing und fragend schaue ich auf. ,,Die sind auch nur Nachts aktiv." ,,Na erstmal das und dann siehst du die am Tage gar nicht, nur in der Nacht. Ich habe auch zu denen gesagt das die nicht einfach so die ganze Straße zu parken können. Ihr habt ja dann auch kein Platz mehr." Sie schaut zu mir und ich nicke. Einfach ist es nicht immer hier einen Parkplatz zu finden da die Straße nur auf einer Seite befahren werden kann und auf der anderen geparkt wird. ,,Vorallem aber auch wegen Robert. Mensch, wenn der hier mal einen Anfall bekommt dann muss der Krankenwagen doch so schnell wie möglich die Liege hier durch bekommen." Ich nicke, woran genau der 35-Jährige Sohn von den Budekes leidet, weiß ich nicht. Lediglich das er im Kopf wie ein 3 Jähriger ist, eine sehr eingeschränkte Motorik hat und total auf Feuerwehren abfährt, ist mir bekannt. Verstehend nicke ich, sie erwähnte mal etwas mit diesen Anfällen, verständlich das sie da Angst um ihr Kind hat.
,,Höflich sind sie dennoch. Ich habe mit denen gesprochen und er hat sofort reagiert und sein Auto zurück gesetzt. Einer von denen soll wohl auch Arzt sein, sollte was sein, können wir uns bei denen melden und er kommt sofort." Mein Blick geht zu den Menschen die dort herum wuseln. Immer wieder werden Möbelstücke hin und her getragen sowie maßig Kartons. Misstrauisch gucke ich zu den jungen Männern. ,,Wie viele Leuten wohnen denn dort?" spreche ich meine Frage laut aus und sofort haben die Damen eine Antwort. ,,Auf jeden Fall junge Männer. Mindestens Vier." Anerkennend nicke und beobachte einen der jungen Männer mit knallroten Haaren wie er eine Schaufel und blaue Säcke in die Villa bringt. Ob er damit nun Leichen verbuddeln und Blumen einpflanzen will, überlasse ich meiner Fantasie.
Als ich noch ein Kind war, liebte ich das tränende Herz, eine Blume dessen Blüten wie Herzen mit einer Träne aussehen. Ich liebe diese Pflanze und liebe es noch mehr sie jedes Jahr ab April von neuen bestaunen zu können. Der kleine Strauß stand immer neben den Rosen die ich nicht weniger liebte.
Eine einzelne Rose ist es auch, die mich am Nachmittag auf den Friedhof begleitet. Unsere Rosen zuhause sind längst verblüht weswegen jene, die ich in der Hand halt, von einem Blumenladen ist, doch die Bedeutung und die Liebe die ich für diese Pflanzen empfinde, macht sie nicht weniger wertvoll. Ich muss eine ganze weile suchen bis der weiße Grabstein vor meinen Augen auftaucht. Mein Herz beginnt schneller und ebenso schmerzvoller zu schlagen.
Früher fuhr ich gerne über den Friedhof wenn ich zum Schützenverein gefahren bin. Der Friedhof hier, ist einer der schönsten, wenn nicht sogar der schönste Ort der ganzen Stadt. 23 Hektar umfasst der Friedhof mit seinen knapp 5000 Gräbern die überall verteilt sind. Zwischen unzähligen Bäumen, Beeten und einem kleinen See, finden hier die Verstorbenen ihre letzte Ruhe. Ich liebte diesen Ort, bevor er zu der Ruhestätte von May wurde. Meine Schritte werden immer schwerer, meine Tränen immer dicker und dann stehe ich zum aller ersten mal vor der Stelle, an der sie nun ruht.
Unvorstellbar und doch wahr.
Sie liegt hier, direkt vor meinen Füßen. In einem weißen Sarg der umgeben von kalter Erde ist. Sie liegt hier und wird nie wieder aufstehen, schläft einen ewigen Schlaf dessen Fluch kein Prinz mit einem Kuss wieder erlösen kann.
Ein Schauer druchfährt mich und meine Schultern beben als ich zu schluchzen beginne. Ungewollt sinke ich auf die Knie. Und schaue zu den schwarzen Buchstaben. May Quatlane - Manchmal bist du in unseren Träumen, oft in unseren Gedanken und für immer in unseren Herzen.
,,Ich liebe dich May, so sehr." hauche ich. Nicht bei ihrer Beerdigung gewesen zu sein, erweckt noch immer das Gefühl das sie nie gegangen ist doch sie ist es. Ich konnte es nur einfach nicht. Am Tage ihrer Beerdigung war ich längst in Seoul wo ich mir bei meiner Oma die Augen ausweinte. Ich konnte all die Erinnerungen an sie nicht ertragen, jetzt ist es die Arbeit die mich nicht an sie denken lässt. Ob ich wohl je realisieren werde das sie wirklich für immer weg ist?
Die pinke Rose, welche für Dankbarkeit; die Zärtlichkeiten; den aufrichtigen Dank und die sanften, liebevollen Gefühle steht, lege ich auf ihr Grab, zwischen den Bildern und Kerzen die dort aufgestellt worden sind.
Langsam erhebe ich mich. ,,Dich zu Lieben, war das größte Geschenk das mir diese Welt je machen konnte." raune ich. Dann verabschiede ich mich wieder. Plötzlich fühlt sich die Atmosphäre nicht mehr wie früher ruhig und harmonisch an.
Plötzlich fühle ich mich beobachtet ... doch werden das auch wieder nur die Geister sein die hier wandeln. Ob ihrer auch unter ihnen ist und zu mir guckt?
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Stalker (Sugakookie/Yoonkook)
FanfictionDie Träume von Jungkook und May waren einfach - ein Leben, frei und glücklich. Doch nach Mays Tod kämpft Jungkook allein darum, zurück ins Leben zu finden. Sein neuer Job im Kinderheim sollte ein Neuanfang sein, doch statt Freiheit erwartet ihn etwa...