Kapitel 2

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Fiona bleibt wie erstarrt stehen. Die Frage hängt in der Luft, während alle Augen auf sie gerichtet sind. Ihre Gedanken rasen. Auf der einen Seite sieht sie Callums erwartungsvolles Gesicht, auf der anderen Seite spürt sie Kylens durchdringenden Blick, der wie ein kalter Windhauch auf ihr lastet.

Sie sieht Callum in die Augen, ihre Gefühle sind ein Chaos. Ein Teil von ihr möchte ihn glücklich machen, während ein anderer Teil von ihr, der tief in ihr wohnt, eine ganz andere Realität will. Das Bild von Kylen, wie er dort sitzt, sein Gesicht voller Unverständnis, verstärkt die Verwirrung in ihrem Kopf.

Die Stille wird unerträglich, und Fionas Herz schlägt laut in ihrer Brust. „Was soll ich sagen?", fragt sie sich. Plötzlich fühlt sie sich von der Aufmerksamkeit erdrückt. Als sie endlich die Worte finden will, hat Kylen die Antwort schon für sie.

Kylen:
„Fiona, überleg es dir gut! Ist das wirklich das, was du willst?"

Die Worte sind wie ein Schlag ins Gesicht. Fionas Blick wandert zwischen Callum und Kylen hin und her. Callums Gesicht ist angespannt, während Kylen mit einer Mischung aus Überraschung und Besorgnis in seine Richtung blickt. Fiona kann den Unmut in Kylens Stimme hören. Er will nicht, dass sie zustimmt, und das fühlt sich so seltsam an.

Fiona sieht Callum an, der immer noch auf eine Antwort hofft, und der Ausdruck in seinen Augen lässt ihr Herz schmelzen. Doch dann blitzen die Erinnerungen an all die hitzigen Auseinandersetzungen mit Kylen auf, die letzten fünf Jahre, in denen sie sich ständig gestritten hatten. Und in diesem Moment ist es ihr klar, dass ihre Gefühle für Kylen nicht so einfach zu ignorieren sind.

Sie öffnet den Mund, doch die Worte kommen nicht. Stattdessen dreht sie sich zu Kylen um, der jetzt aufrecht sitzt und seine Miene ernst geworden ist.

Fiona:
„Warum interessiert es dich überhaupt?"

Kylen hebt eine Augenbraue und deutet auf Callum.

Kylen:
„Weil ich dir die Wahl nicht abnehmen will. Ich möchte, dass du sicher bist. Du hast nicht nur Callum, sondern auch deine eigenen Wünsche und Träume, die du nicht ignorieren solltest."

Fionas Augen weiten sich. Es ist das erste Mal, dass Kylen etwas Ernstes sagt, und es verwirrt sie. Sie kann nicht glauben, dass er in diesem Moment für sie spricht. Es ist nicht die Art von Konversation, die sie gewohnt ist. Normalerweise ist es ein ständiger Schlagabtausch. Aber jetzt...

Callum durchbricht die angespannte Stille, seine Stimme ist eindringlich.

Callum:
„Fiona, ich liebe dich. Das hier ist der wichtigste Schritt in meinem Leben. Ich kann nicht ohne dich leben. Bitte sag ja."

Die Dringlichkeit in Callums Stimme macht es für Fiona nicht einfacher. Sie fühlt sich hin- und hergerissen, und das Zelt, das vor Hitze und Aufregung vibriert, wird plötzlich unerträglich. Alle Augen sind auf sie gerichtet, und sie spürt, wie sich die Luft um sie herum verdichtet.

Fiona kann nicht anders, als zu Kylen zu sehen. Er ist immer noch angespannt, aber da ist auch ein Funke von etwas anderem – ein Verständnis, das sie nicht erwartet hätte. Es ist, als würde er sie auffordern, die richtige Entscheidung für sich selbst zu treffen.

Sie dreht sich wieder zu Callum um, und ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.

Fiona:
„Callum, ich... ich weiß nicht. Ich brauche Zeit."

Das Licht in Callums Augen erlischt, und seine Schultern sinken. Die Enttäuschung ist deutlich zu spüren, und für einen Moment hat Fiona das Gefühl, die gesamte Atmosphäre im Zelt zieht sich zusammen.

Callum:
„Zeit? Fiona, du bist diejenige, die mir immer gesagt hat, dass wir bereit sind, diesen Schritt zu gehen!"

Fiona spürt den Druck der Situation, die Verwirrung in ihrem Herzen, und plötzlich wird ihr alles zu viel. Sie sieht sich im Zelt um, die Gesichter ihrer Familie, die Mischung aus Erwartung und Enttäuschung, und das letzte, was sie will, ist, dass ihre Entscheidung in einem Drama endet.

Sie kann nicht anders, als den Kopf zu senken. Kylen, der ihren inneren Konflikt beobachtet hat, spricht erneut, seine Stimme sanfter als zuvor.

Kylen:
„Es ist in Ordnung, nicht bereit zu sein. Manchmal ist es der richtige Schritt, sich Zeit zu nehmen, um herauszufinden, was du wirklich willst."

Fiona sieht zu Kylen auf, und für den Bruchteil einer Sekunde spürt sie eine Verbindung, die sie nicht leugnen kann. Aber sie weiß, dass sie das nicht zulassen kann. Sie will nicht, dass Kylen denkt, sie könnte schwach sein. Es ist eine zerbrechliche Balance zwischen zwei Männern, und sie hat das Gefühl, auf dem Drahtseil zu balancieren.

Die Atmosphäre im Zelt wird immer angespannter, als ihre Familie die Stille bemerkt und nach einem Ausweg sucht, um das Unbehagen zu beenden. Fionas Mutter greift ein, um die Situation zu entschärfen.

Mutter:
„Nun, warum essen wir nicht zuerst etwas? Es gibt genug für alle. Fiona, du kannst dir Zeit nehmen, um nachzudenken. Wir sind alle hier, um zu feiern, und das Wetter wird sich bald bessern."

Fiona nickt, dankbar für die Ablenkung, aber die Anspannung zwischen ihr, Callum und Kylen bleibt. Sie weiß, dass sie die unausgesprochenen Gefühle, die zwischen ihnen stehen, nicht ignorieren kann.

Als die Familie beginnt, sich wieder dem Essen zuzuwenden, bleibt Fiona innerlich zerrissen. Callum sieht enttäuscht aus, während Kylen mit verschränkten Armen dasteht. Fiona kann nicht entgehen, dass Kylen traurig wirkt, und für einen kurzen Moment fragt sie sich, warum das so ist. Es gibt keine Logik in dieser Traurigkeit, die sie bei ihm sieht, und das macht sie neugierig.

Später, während des Essens, ist die Stimmung leicht, aber Fiona fühlt sich immer noch angespannt. Sie kann nicht aufhören, an Kylens Gesicht zu denken, als Callum den Antrag gemacht hat. Seine Traurigkeit war unübersehbar, und ein Teil von ihr fühlt sich schuldig, weil sie ihm das Gefühl gegeben hat, dass sie ihn nicht schätzt.

Die Familie plaudert fröhlich, während Callum versucht, die Stimmung aufzuhellen. Aber Fiona bemerkt, dass Kylen immer wieder in ihre Richtung schaut, als ob er hofft, sie würde ihn ansprechen. Und obwohl sie ihn nicht mag, kann sie die Anziehungskraft nicht leugnen.

Als die Spiele enden und die Dunkelheit über den Garten hereinbricht, zieht sich Fiona für einen Moment zurück, um frische Luft zu schnappen. Der Regen hat aufgehört, und die Luft riecht nach Erde und frischem Grün. Sie sieht auf die Lichter im Zelt, das Licht, das die Gesichter ihrer Familie erhellt. Aber ihr Blick wandert zu Kylen, der alleine in einer Ecke steht und den Blick nachdenklich auf den Boden gerichtet hat.

Sie überwindet sich, geht auf ihn zu und bleibt einige Schritte entfernt stehen. Es ist nicht leicht, sich mit ihm zu unterhalten, und die Spannung zwischen ihnen ist spürbar.

Fiona:
„Warum stehst du hier alleine?"

Kylen schaut auf, und sein Gesichtsausdruck ist überrascht, aber nicht unfreundlich.

Kylen:
„Ich dachte, es wäre besser, etwas Abstand zu halten. Du scheinst beschäftigt zu sein."

Fiona kann nicht anders, als zu seufzen. Sie merkt, dass er es nicht leicht hat, und sie will nicht, dass er sich so fühlt.

Fiona:
„Ich... ich wollte nur sagen, dass es mir leid tut, was ich vorhin gesagt habe. Ich wollte nicht, dass du denkst, ich... ich hätte nichts für Callum übrig."

Kylen nickt, aber der Ausdruck in seinen Augen verrät mehr, als er sagt. Es gibt einen Schmerz, den sie nicht versteht, und das macht sie neugierig.

Kylen:
„Das ist schon in Ordnung. Du bist mit ihm zusammen, und das ist gut. Du musst tun, was für dich richtig ist."

Fionas Herz zieht sich zusammen. Warum wirkt er so traurig? Gibt es eine Seite an ihm, die sie nie bemerkt hat? Sie schüttelt den Kopf und versucht, ihre Gedanken zu sortieren.

Fiona:
„Ich mache mir einfach nur Gedanken. Ich bin mir nicht sicher, was ich wirklich will. Callum ist nett, aber... ich habe das Gefühl, dass ich noch nicht bereit bin für all das."

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⏰ Last updated: Oct 25 ⏰

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