Abermals fuhr ich über das seidig glänzende schwarz. Mir war nur zu bewusst, dass ich keine Unterwäsche trug. Mark hatte mir mehrfach glaubhaft versichert, dass ich unter diesem Kleid unmöglich Unterwäsche tragen könne. Man würde alles durchsehen, sagte er. Nur das man nun auch jeden erdenklichen Umriss sah, nur eben ohne die schützende Unterwäsche davor. Außerdem juckte diese verdammte Perücke unglaublich.
Ich hatte Unmengen an Haarnadeln benötigt, um meine braune Lockenmähne unter dem blonden Bob zu bändigen. Ich gebe zu, der Look sah unglaublich verrucht aus. Mir blieb kein Blick erspart, seit ich den Mantel abgelegt habe. Dennoch, was ich hier tat, war unglaublich riskant.
Ich versuchte das Unbehagen zu verdrängen und hob abermals das Champagnerglas an meine roten Lippen. Es war bereits das zweite, welches von dem netten Gentleman am anderen Ende der Bar spendiert wurde, wie mir der Barmann mitteilte. Wie auch seinen Vorgänger hatte ich ihn wenig später abgewiesen. Der Champagner war geblieben.
Unauffällig ließ ich den Blick in der luxuriösen Hotellobby schweifen. Bereits vor zwei Tagen hatten wir unser Opfer in diesem pompösen Hotel ausfindig gemacht. Wo er zuvor war, konnte ich beim besten Willen nicht herausfinden. Die letzten Wochen waren vergangen ohne irgendeine Kartenabrechnung oder Sichtung an öffentlichen Orten. Er war wie vom Erdboden verschwunden. Und dann, wie von Zauberhand, taucht er plötzlich wieder auf und ist auf den Titelseiten sämtlicher Klatschblätter wieder zu finden. Ich wurde einfach nicht schlau aus Gabriel Dupont.
Mein Blick blieb an einem unglaublich blauen Augenpaar hängen. Na endlich, er war da. Seine langen dichten Wimpern konnten die Intensität, mit der er mich betrachtete, kaum abmildern. Ich versuchte meine Nervosität zu verstecken und nahm noch einen Schluck. Dabei nickte ich ihm leicht zu. Wie zu erwarten war, griff auch er zu seinem schweren Kristallglas mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und nippte daran, ohne mich aus den Augen zu lassen.
Ich lächelte süßlich und stellte das leere Glas ab. Natürlich sah er es. Natürlich nahm er es als Anlass, um zu mir zu kommen. Ich beobachtete, wie er geschmeidig aufstand. Seine athletische Figur steckte in einem perfekten schwarzen Anzug. Das weiße Hemd bildete einen interessanten Kontrast zu seiner gebräunten Haut und dem dunklen Bartschatten.
Als er mich erreichte, blieb er deutlich zu nah bei mir stehen. Ich konnte seine Präsenz deutlich spüren, sein herber männlicher Geruch stieg mir in die Nase. Gemächlich ließ er seinen Blick über mich gleiten und ich erkannte den Hunger in seinen Augen. Wie beabsichtigt.
Ohne den Blick von mir zu wenden, winkte er dem Barmann zu, um noch eine Runde zu bestellen. Das war mein Zeichen.
„Wir können auch gleich auf ein Zimmer gehen und dort weiter trinken", gurrte ich mit meiner verführerischsten Stimme. Seine sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem tiefen Lächeln. Galant reichte er mir eine Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen.
„Nach dir."
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Deceptive Scheme
Short StoryEr: Ich erledige hier nur meinen Job. Besser, du kommst mir dabei nicht in die Quere... Sie: Ich erledige hier nur meinen Job. Besser, du tust was ich verlange...