Heute.
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Heute ist mein besonderer Tag. Und das liegt nicht nur daran, dass ich nach heute offiziell als erwachsen zähle, sondern daran, dass ich endlich ein neues Kapitel in meinem Leben öffne.
Ich packe hektisch meine Koffer, das kribbeln in meinem Bach und das Lächeln auf meinem Gesicht wird immer stärker.
Wenn ich mein Zimmer gleich verlassen werde, muss ich nie wieder zurück blicken. Ich werde nie wieder daran erinnert, dass ich meine Eltern verloren habe und mein Leben lang in einem Heim steckte.
Natürlich gab es viele Möglichkeiten für mich, um in einer Familie aufzuwachsen, aber seid dem Tod meiner beiden Eltern rede ich nicht.
Ich bin nicht stumm, oder habe eine Krankheit-.. aber jedes Mal, wenn ich meine Mund öffne kommt kein Ton raus. Es gab oft Situationen wo ich etwas sagen wollte, aber ich dennoch schwieg.
Die Ärzte waren damals, als ich in das Heim gebracht wurde, völlig überfordert mit mir, daher hatten sie es zuerst nicht gemerkt.. bis ich hingefallen war und keinen mucks gesagt habe. Kein „aua", kein „oh",.. nichts.
Therapeuten kamen und gingen, doch jeder war sich unsicher mit mir.
Wie behandelt man ein 6 jähriges Mädchen, dessen Vater ihre Mutter erstach und sich danach selbst tötete? Naja- wirklich wahr ist das ja nicht, aber über Loreto wissen sie nichts.
Ich würde es mich nicht trauen seinen Namen auszusprechen, nachdem was er mir angetan hat..Bei meiner 7. Therapeutin wurde eine mentale Einschränkung bei mir festgestellt. Sie sagten, ich würde keinen Schmerz verspüren, dass ich wie taub wäre von innen heraus.
Dabei wissen sie aber nicht, das ich nachts in meinem Bett weinte. Wie ich stumm auf dem Boden saß und mir meine Armhaare ausriss, weil ich mit dem Schmerz in meiner Brust nicht klar kam. Sie wissen nicht, wie sehr es mich innerlich Tag zu Tag auffraß.Denn sie sahen in mir immer nur das Kind, was seine Eltern vor ihren Augen verloren hatte.
Ich war das Kind, mit dem Psycho-Vater. Eine Kranke.
Bis ich 16 wurde interessierte es mich nicht was alle über mich dachten, denn sie kannten meine Geschichte nicht.
In meinen Augen, war es sogar besser wenn mich alle ignorierten.Ich liebte die Einsamkeit.
Die Stille die es mitbrachte, wenn man alleine einen Spaziergang machte und die Ruhe, die man innerlich verspürte.Doch mein Wunsch auf Einsamkeit zerplatzte als ich 16 wurde. Mein Körper fing an sich zu verändern, weiblicher zu werden.
Es gab mehr Gerede im heim, mehr Gerede über mich.
Jungs starrten mich länger als nötig an und lächelten schüchtern zu mir runter.Ich ignorierte es. Zumindest versuchte ich es vergeblich.
Ich bekam immer mehr Aufmerksamkeit von den Jugendlichen aus dem Heim und ich fühlte mich immer unwohler.
Eines nachts, war ich allein in meinem Zimmer und mehrere Jungs kamen herein-... es zerbrach etwas in meinem Herzen nach dieser Nacht. Etwas, von dem ich dachte das ich es beschützen könnte..
Ich packe meine letzten Sachen in meinen Rucksack und setze ihn auf.
Eine Träne bildet sich auf meinem Auge als ich meine Hand auf die Türklinke lege.
„Ich. Werde. Endlich. Abschließen. Können. Und. Frei. Sein." Sage ich zu mir selbst in Gedanken immer und immer wieder, bis ich es schließlich vor meine Zimmer Tür schaffe.