|1| Cancel Culture - Mythos oder reales Problem?

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„Halt den Mund, du ***!"
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Das Ziel dieses Buches ist es, über verschiedene politische Themen mit euch ins Gespräch zu kommen und darüber die Debattenkultur zu stärken. Doch was ist der größte Feind der Debatte und freien Meinungsäußerung? Die „Cancel Culture". Je weiter sich die politischen Extreme auf rechter und linker Seite von der gemäßigten Mitte entfernen, desto aufgeheizter wird die Stimmung. Oft wird man schon als frauenfeindlich oder Nazi beschimpft, nur weil man sich kritisch zum Feminismus oder der unkontrollierten Einwanderung geäußert hat. Doch kann man dies schon als Cancel Culture bezeichnen?

Um einen Eindruck von dem Begriff zu bekommen, könnte es hilfreich sein, zunächst einmal auf andere Länder zu blicken. In den USA wurde es in einigen Staaten (beispielsweise in Florida) verboten, über den Klimawandel zu unterrichten, während es in Russland verboten ist, den Ukrainekrieg als Angriffskrieg Russlands zu bezeichnen. Im Vergleich zu diesen extremen Beispielen ist Deutschland sehr offen und Meinungsfreiheit wird hier hochgehalten.

Und doch hat man manchmal das Gefühl, nicht alles sagen zu können, was man denkt... In vielen „Bubbles" und den sozialen Medien erlebt man dieses Problem. Als Beispiel werde ich mich jedoch auf mein eigenes soziales Umfeld in der Oberstufe eines Gymnasiums beschränken. Dort ist die politische Stimmung im Schnitt eher links und „woke". In solchen Gruppen ist die Opfermentalität stark verbreitet, was bedeutet, dass sich bspw. Frauen, Queere und Menschen mit Migrationshintergrund stark benachteiligt fühlen. Stattdessen ist es allerdings oft sogar andersherum, dass z.B. Jungen im Schnitt schlechtere Leistungen erbringen als Mädchen.

Natürlich ist der Kampf um Gleichberechtigung sehr wichtig, aber trotzdem sollte jeder offen für Kritik an der eigenen Überzeugung sein. Allerdings ist es besonders in Schulen verpönt, entgegengesetzte Meinungen zu äußern. Beispielsweise ist es nicht gut gesehen, wenn man radikale Stömungen des Feminismus kritisiert, weil er Frauen bestimmte Erwartungen und Rollen aufzwingen will und somit den eigentlichen Zielen von Freiheit und Selbstbestimmung widerspricht. Dabei wird das „typisch weibliche", wie die Mutterrolle, gerne schlechtgeredet und als minderwertig gegenüber Karrierefrauen dargestellt.

Auch wird man oft von Lehrern unter Druck gesetzt, bestimmte Meinungen zu vertreten und beispielsweise zu gendern. Dabei muss man beachten, dass Schüler durch die Notenvergabe in Abhängigkeit zu den Lehrern stehen und sich somit oft nicht trauen, ihre Positionen zu äußern, wodurch eine Homogenität der Meinungen entsteht. Besonders bei jungen Schülern, die noch keine feste politische Meinung entwickelt haben, wäre es daher sinnvoll, das kritische Denken als festen Bestandteil des Politikunterrichts zu lehren.

Sehr problematisch ist außerdem, dass, wenn man bspw. die fehlende Integration einiger Migrantengruppen und die daraus resultierende höhere Kriminalitätsrate kritisiert oder auf die Unterdrückung von Frauen durch den Islam hinweist, man direkt als rechtsextrem, AfDler oder gar als Nazi diffamiert wird.

Wisst ihr, was ein Nationalsozialist war? Wollt ihr die schlimme historische Bedeutung dieses Begriffs wirklich herunterspielen? Ich denke nicht, also benutzt es bitte auch nicht leichtfertig als Beleidigung!

Aber kommen wir zurück zur „Cancel Culture". Ich denke, in Deutschland kann man nicht von „canceln" sprechen, weil das Problem nicht institutional ist und auch keine Meinung (die nicht direkt verfassungsfeindlich ist) von der Regierung verboten werden kann. Stattdessen liegt das Problem vor allem daran, dass Menschen einander nicht zuhören wollen und jede Meinung außer der eigenen abwerten, anstatt sie mit logischen Argumenten zu widerlegen.

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Was haltet ihr von dem Thema? Habt ihr damit in eurem Umfeld selbst Erfahrungen gemacht oder von anderen gehört, die es als Problem empfinden? Schreibt auch gerne in die Kommentare, wenn ihr mir überhaupt nicht zustimmt, oder das „canceln" bestimmter Meinungen sogar als wichtig erachtet. Ich könnt mir auch gerne Themenvorschläge für weitere Kapitel schreiben!

Ich hoffe euch gefällt die Idee, über Politik und Gesellschaft zu schreiben. Schaut auch gerne mal bei mariethegenius vorbei, die mich mit ihrem Buch „Warum immer so woke?" dazu inspiriert hat.

Bis bald und schönes/ gruseliges Halloween!

(In den Kommentaren noch ein paar Quellen und Artikel zu dem Thema)

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