Prolog

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Ich wuchs in einer Welt auf, die für die meisten wie ein Traum erschien – ein geräumiges Haus mit hohen Decken, ein Garten, der das ganze Jahr über blühte, und Eltern, die sich unermüdlich für ihre Karrieren einsetzten. Mein Vater war ein erfolgreicher Unternehmer, der nie müde wurde, die Grundlagen für unseren Wohlstand zu legen. Meine Mutter, eine angesehene Anwältin, führte einen straffen Zeitplan, der kaum Raum für Abweichungen ließ. Sie waren der Inbegriff von Disziplin und Ambition.

In dieser Welt der hohen Erwartungen war es klar, dass Erfolg der einzige Weg war. Von klein auf wurde mir beigebracht, dass ich in der Schule die Besten der Besten sein musste. „Mediokrität ist nicht akzeptabel, Lily", sagte mein Vater oft mit einem ernsten Blick, während meine Mutter mir die neuesten Lehrbücher reichte, die ich bis zur nächsten Woche durchzuarbeiten hatte. Ihre Stimmen waren eine ständige Mahnung, dass ich immer mehr leisten musste, um ihre Erwartungen zu erfüllen und den hohen Standards gerecht zu werden, die sie für mich gesetzt hatten.

Es gab wenig Platz für Fehler oder Schwächen in meinem Leben. Ich erinnere mich an die kalten Winterabende, an denen ich an meinem Schreibtisch saß, umgeben von Schulaufgaben und der ständigen Angst, nicht gut genug zu sein. Meine Eltern hatten keine Geduld für Unkonzentriertheit oder Nachlässigkeit. Die Worte „Du kannst es besser" hallten in meinem Kopf wider und ließen keinen Raum für Selbstzweifel – und gleichzeitig kaum Raum für die Kindheit, die ich mir gewünscht hätte.

Freunde und Vergnügen schienen oft wie ein ferner Traum. Einmal kam ich mit einem neuen Hobby nach Hause, das ich ausprobieren wollte – Kunst. Doch mein Vater schüttelte nur den Kopf und sagte, ich solle mich auf meine akademischen Leistungen konzentrieren. „Kunst ist kein sicherer Weg, Lily", erklärte er mit einem Blick, der keine Diskussion zuließ. Und so blieb mir nur der Druck, die perfekte Schülerin zu sein, das Musterschaf, das seine Eltern niemals enttäuschen würde.

Doch trotz der ständigen Kontrolle und der strengen Regeln gab es eine leise Stimme in mir, die nach mehr verlangte. Eine Stimme, die mir zuflüsterte, dass es da draußen eine Welt gab, die voller Möglichkeiten steckte – eine Welt, die darauf wartete, entdeckt zu werden. Aber in dieser behüteten Kindheit wusste ich, dass der Preis für das Brechen der Regeln zu hoch war, um ihn zu zahlen.

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