Kapitel 16: Sorgen um Eric

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Im ersten Moment war ich vollkommen überfordert. Eric war in meinen Armen einfach bewusstlos geworden. Ich konnte ihn schlecht hier lassen, nachdem wir uns nach so langer Zeit endlich wiedergesehen haben. Es sind einfach zehn verdammte Jahre her und jedes Mal verletzte er mich, weil er mich nicht erkannte und sich nicht an unsere gemeinsame Zeit erinnerte. Es tat so weh. Ich muss ihn seine Erinnerungen zurückbringen. Ich war der Schlüssel. Das hab ich jetzt erkannt. Dennoch wollte ich es nie wahrhaben.

Ich brachte ihn ins Haus. "Schon wieder da?" hörte ich meine Mutter aus der Küche rufen und kurz darauf erschien sie auch schon im Türrahmen. Als sie aber Eric auf meinem Rücken erblickte, weiteten sich ihre Augen und hastig kam sie zu uns. "Was ist geschehen? Das ist doch Eric. Ist denn alles okay?" Ich wusste es doch selbst nicht, aber sein Atem war ruhig und ging regelmäßig. Es müsste ja alles okay sein. "Keine Sorge, Eomma. Ich kümmere mich um ihn." meinte ich nur und versuchte mir die Tränen zurückzuhalten, was mir aber misslang und meine Mum, sowohl mich, als auch Eric umarmte. Es tat echt gut, dass immerhin sie für mich da war. Als ich meinen Vater vor fünf Jahren gestand, dass ich schwul war, war er total ausgerastet. Meine Mutter hatte sich für mich eingesetzt und ihn rausgeschmissen. Seid damals hatten wir ihn nie wieder gesehen. Das war auch gut so.

Ich legte Eric in mein Bett und zog ihn auch noch aus, bevor ich ihn vollständig zudeckte. Ich kniete mich neben meinem Bett und sah ihn traurig an, während die Tränen wieder aus meinen Augen liefen. Jetzt sind wir dort, wo damals alles beendet wurde. Das letzte Mal, wo wir miteinander geredet hatten, war hier in diesem Zimmer. Danach traute ich mich nicht mal mehr in seine Nähe.

Traurig beobachtete ich meinen schlafenden Freund und strich ihn immer mal wieder durch seine weichen schwarzen Haare. Ich hatte ihn echt vermisst und zudem sah er soviel süßer und hübscher aus als damals. Trotzdem stachen seine Augenringe deutlich hervor. Konnte er wirklich kaum schlafen? Das gab mir etwas zu Denken. Er sagte doch, dass er arbeiten würde und dann auch noch abends. Hoffentlich stimmte das mit der Bar, was ich ihn aber nicht abkaufte. Das klang für mich zu normal. Ich weiß auch nicht.

Nachdem einige Minuten verstrichen waren, stand ich auf und wollte gehen, als Eric anfing laut und unregelmäßig zu atmen. "Eric..." Ich drehte mich wieder zu ihn und kniete mich neben dem Bett. Er fing stark zu schwitzen an und bevor ich mich versah flüsterte er unverständliche Worte vor sich hin. Mein Blick fiel gleich auf seine blutigen und geschundenen Lippen. Sie waren total verbissen und so langsam begann ich mir immer mehr Sorgen zu machen. "Sunwoo..." Meine Augen weiteten sich. Begann er sich langsam wieder zu erinnern? Er griff sich direkt in der Matratze fest und verzog vor Schmerzen das Gesicht. "Nein...nicht...kann...sein..." Da kamen nur Worte aus seinem Mund, die sehr zusammenhangslos waren, aber irgendwie ergaben sie dennoch Sinn, wenn man eins und eins zusammenzählen kann. "Hab keine Angst, Eric. Ich bin für dich da und kümmere mich um dich. Bald kriegst du deine Erinnerung zurück."

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