Kapitel 3: Was lange währt...

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Die unerwartete Begegnung zwischen Tecus und seinem alten Freund hatte dem frisch gebackenen Spectre dabei geholfen, der ganzen Sache eine produktivere Perspektive abzugewinnen. Zwar konnte sich der Turianer nicht ganz erklären, wie genau das möglich war – immerhin zählte er sich nicht zur emotionalen Sorte Mann – doch war es nicht von der Hand zu weisen, dass sich die getrübte Laune des Spectres gewandelt hatte. Selbstredend blieben die Tatsachen unbeschönigt, Vergangenes blieb auf gleiche Weise ernüchternd wie unterwältigend. Doch der Spectre hatte durch die Überraschung, die ihn in diesem Shuttle erwartet hatte, einen neuen Blickwinkel erhalten, der ihm dabei half, seine Gedanken zu sortieren, seine Erwartungen der Realität anzupassen und sein Ego zurückzuschrauben. Unterdes verlief seine restliche Reise ohne weitere Vorkommnisse oder Zwischenfälle. Hier und da verirrte sich bei einem Stopp des Shuttles ein Reisender vor seine Kabinentür und versuchte, sich in den von Tecus besetzten Raum zu setzen. Schnell vermittelten grimmig dreinschauende Augen und vor dem Brustpanzer verschränkte Arme jedoch, dass Sitznachbarn unerwünscht waren und genau so behandelt werden würden. Glücklicherweise schien es keiner darauf anzulegen, den ohnehin schon strapazierten Geduldsfaden des inkognito reisenden Commanders weiter auf die Probe zu stellen, sodass dieser sich seinen Gedanken und seinen Plänen widmen konnte.


Das Ende der Reise wurde mit dem Erscheinen eines blassgrünen Salarianers eingeläutet, der sich nach kurzem Klopfen in die Kabine seines vermutlichen einzig verbliebenen Passagiers stellte. Er trug eine für Bordcrew übliche Uniform in dunklem Nachtblau, bestehend aus verstärkter Beinkleidung, Hemd und langärmeliger Jacke, auf dessen linker Brustseite das Zeichen der Citadel in silbernem Glanz erstrahlte. Die Balken und Symbole unter dem Symbol bestätigten Tecus, dass es sich um den Co-Piloten dieses Shuttles handeln musste, welcher eine anständige, militärische Grußhaltung mit hinterm Rücken verschränkten Armen und respektvoll erhobenem Haupt präsentierte. „Commander.", grüßte der Co-Pilot knapp. Wie für seine Rasse üblich war er dürr und hoch gewachsen und erinnerte Tecus daran, wie er als Heranwachsender darüber gescherzt hatte, dass Salarianer aussähen wie Rasseln mit übergroßen Augen.„In wenigen Momenten erreichen wir die Pferdekopfnebel. Ihre Ankunft wird dort bereits erwartet. Bitte halten Sie Ihre Kennung und Ihren Identifikations-Code griffbereit, um einen flüssigen Übergang zu sichern."Wie bitte? Seit wann wurden voll ausgebildete, erwachsene Soldaten mit Jahrzehnten an Erfahrung an solche selbstverständlichen Prozesse erinnert?Zuerst wollte der Spectre sein Gegenüber daran erinnern, mit wem er da gerade sprach, entschied sich jedoch im letzten Moment dagegen, als er realisierte, dass der Pilot nur die Befehle seines Vorgesetzten ausführte. Seiner sichtbaren Anspannung nach zu urteilen wusste der Salarianer ebenso, welchen Fauxpas er sich da leistete, und schien umso erleichterter, als Tecus Gnade walten ließ.„In Ordnung.", antwortete der Turianer in unsichtbar bemühter Nonchalance und verkniff sich ein verächtliches Schnauben bis zu dem Moment, in dem sich die Tür hinter dem Salarianer wieder geschlossen hatte.


Allerdings baute sich erneut Unruhe in ihm auf. Um sich abzulenken lenkte der Turianer seinen Blick zur Luke, welche er vor dem letzten Sprung per Knopfdruck geschwärzt hatte, um nicht von dem visuellen Schauspiel des Massenportals geblendet zu werden. Selbst durch die geschwärzte Scheibe hatte er jedoch die Schemen der fliehenden Lichter beobachten können, den Strudel aus Weiß und allen Farben, die sich herausbrachen und wieder zu gleißendem Weiß mischten. Erst, als der letzte Sprung durchs Massenport vollzogen war und das Shuttle zum letzten Mal entschleunigte, klärte sich seine Sicht mit einem weiteren Knopfdruck. Zum ersten Mal sah Tecus die Ascension mit eigenen Augen. „Unglaublich..."Fast schon ehrfürchtig war sein Raunen ob des kleinen Ausschnitts der gewaltigen Raumstation, den er durch die Luke sehen konnte. So viel hatte er davon gehört und gelesen, und doch wurde keine Beschreibung dieser gewaltigen Konstruktion ebenbürtig, aus dessen Zentrum sein Shuttle soeben aufgetaucht war. Während das vergleichsweise winzige Schiff wieder eine horizontale Haltung einnahm, überflogen die bernsteinfarbenen Augen des Turianers die ringförmige Konstruktion, entdeckten dabei sogar einen der vier Waffentürme, der Teil des größten und zerstörerischsten Verteidigungsmechanismus war, der ihm bekannt war. Und inmitten dieser massiven Raumstation thronte ein Massenportal: Das einzige, das auf eine solche Weise eingebunden war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 4 days ago ⏰

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