Kapitel 1: Sein Aufstieg

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Endlich war Tecus in den Rang eines Spectres erhoben worden. Nacherfolgreichem Abschluss der Akademie, nach fast zwei Jahrzehnten, die er ausschließlich damit verbracht hatte steil die Karriereleiter zu erklimmen, nachdem er sich unzählige Ränge und Orden erarbeitet und eine Reihe riskanter Missionen bewältigt hatte, die seinen Namen beider Obrigkeit ebenso bekannt gemacht hatte wie in den dunkelsten Ecken der Unterwelt, war er an seinem Ziel angekommen.

Die „Special Tactics and Reconnaissance" war eine Gruppe besonderer Individuen, die sich durch außerordentliche Errungenschaften und Erfolge auszeichneten und absolutes Vertrauen des Rats und der Allianzvölkergenossen. Es gab keinen bekannteren oder prestigeträchtigeren Rang als diesen, und obwohl kein Spectre damit hausieren ging, wurden so einige Türen sehr viel schneller geöffnet, folgte vor deinem Namen das Kürzel der galaktischen Elite. Es war selbstverständlich gewesen, dass Selbiges früher oder später auch vor dem Namen von Tecus Grados stehen würde.

Tiberius teilte die Meinung seines Protegés und ließ während der Überbringung der lang erwarteten Botschaft väterlichen Stolz über dessen Erfolg einfließen, auch wenn er in diesem Moment nicht als Mentor vor ihm stand, sondern als Vice Admiral. Nach fast zwanzig Jahren, in denen er Tecus mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte, war das wohl nicht unangebracht. Mit Stolz geschwellter Brust, hinterm Rückenverschränkten Armen und erhobenem Haupt empfing der ehemalige Lieutenant die Kunde und empfand große Zufriedenheit; nicht nur darüber, sein Ziel erreicht zu haben, sondern auch darüber die Erwartungen der Person erfüllt zu haben, die ihn seit jeher unterstützt und an ihn geglaubt hatte. Anders als seine eigenen Eltern...

„Nun gut."

Die formvollendete Haltung beider Soldaten lockerte sich wie auf Stichwort. Tecus sah seinem Mentor ins Gesicht, als dieser nun in weniger formellem Ton weitersprach.

„Unter anderen Umständen würde ich dir nun gerne etwas Zeit zur weiteren Erholung lassen. Die Omega-Nebel haben uns allen übel mitgespielt und auch wenn du bereits vom medizinischen Versorgungsteam freigegeben wurdest, bin ich mir recht sicher, dass du diese Freigabe nur dank der jungen Ärztin bekommen hast, die ihre Zeit offensichtlich lieber mit dir verbringt als mit deinen Kameraden."

Da er Tiberius ungern belog, allerdings auch keinen Sinn darin sah etwas Wahres zu ergänzen, das ihm nur eine Anstandspredigt einbringen würde, zuckte Tecus beiläufig die Schultern und versuchte sich jegliche Verschmitztheit zu verkneifen. Und auch wenn er sich vorstellen konnte, dass sein Mentor gerne mehr zum Thema gesagt hätte, als die Augen zu rollen und den Kopf zu schütteln, fuhr der Ältere fort.

„Wie dem auch sei. Der Rat ruft dich auf die Citadel und will dich so schnell wie möglich auf der Ascension wissen, also bleibt dir nicht viel Zeit."

Die Ascension! Bei der alleinigen Vorstellung, bald Fuß auf eine der berühmtesten Raumstationen der Galaxis zu setzen, stieg eine geradezu kindliche Aufregung im Soldaten auf. Mit einem Mal waren die frischen, violetten Narben auf seinem Brustpanzer wie funkelnde Orden. Nur durch sie war er endlich dort, wo er hingehörte.

„Freue dich mal nicht zu früh, Junge", grätschte Tiberius unerwartet dazwischen, so als hätte er Tecus' Gedanken gelesen. „Du weißt, dass die Ascension nicht unter turianischem, sondern alliantischem Reglement steht."

Die Arme vor dem Brustpanzer verschränken erinnerte sein Mentor ihn an etwas und schien damit seine Erwartungshaltung der Realität anpassen zu wollen.

„Selbstverständlich", erwiderte Tecus und glaubte zu ahnen, warum der Andere ein wenig verstimmt wirkte. „Ebenso ist mir bewusst, dass Admiral Puncto dort das Sagen hat."

Die von Schwärze umgebenen, hellgrünen Iriden seines Mentors blitzten bei der bloßen Erwähnung des Namen auf und fixierten seinen Schüler vor sich.

Project: Neo EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt