Prolog

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„Hi"
Ich schaue auf und vor mir lässt sich ein Junge geräuschvoll auf den Stuhl mir gegenüber plumspen.

,,So ein Scheißwetter aber auch", schimpft er.

Ja, da hat der Unbekannte definitiv recht. Draußen ist es grau und kalt und neblig und...

So wie der Typ vor mir aussieht, regnet es jetzt auch noch. Er ist pitschnass. Und genau wegen solchem Wetter sitze ich hier drinnen in meinem Lieblingscafé, trinke Kakao und esse Schokoladenkuchen. Ohne Begleitung. Nur für mich. Mit dem Typ mir gegenüber war ich definitiv nicht verabredet. Außerdem sind noch andere Plätze frei, warum muss er ausgerechnet mich stören?

Wobei stören...

Jetzt, wo ich ihn mir genauer anschaue, sollte ich meine Wortwahl vielleicht noch mal überdenken. Gut aussehen tut er ja schon. Kurze braune Haare, die nicht zu lang und nicht zu kurz sind und in einer ordentlichen Frisur auf seinem Kopf liegen. Dazu ein ebenes Gesicht ohne viele Pickel mit hübschen Gesichtszügen. Über seine Augenfarbe will ich jetzt mal nicht weiter nachdenken, dazu müsste ich ihm ja in die Augen schauen.

Aber eigentlich, so wie ich ihn gerade eh schon anstarre, natürlich ganz unauffällig, kann ich ihm ganz Stalker-Manier auch noch in die Augen gucken.

Gerade als ich meinen Blick von dem Tresen schräg hinter ihm auf seine Augen richten will, da hab ich hingeschaut um ihn unauffällig anzuschauen, begegnen sie mir schon.

,,Ist der Tresen wirklich so interessant, dass du die ganze Zeit so verträumt da hinschauen musst?"

Vielleicht war ich doch nicht ganz so unauffällig. Hupsi.

,,N-Na ja d-da s-sieht man was für K-Kuchen es noch so gibt" Oh Gott, ich bin bestimmt total rot geworden und hab auch noch gestottert. Wie peinlich!

Aber der Junge vor mir lächelt bloß, lehnt sich zurück und lässt seinerseits den Blick über mein Gesicht wandern.

Ein leichtes Unwohlsein macht sich in mir breit, einfach nur weil ich nicht allzu gerne angestarrt werde.

Ein peinliches Schweigen macht sich breit, was er gekonnt mit seinem Handy füllt. Er tippt darauf rum, als ob sein Leben davon abhängen würde.

Während er schreibt, rollt er immer mal mit den Augen oder stöhnt richtig genervt, scheint wohl eine nicht so angenehme Unterhaltung zu sein.

Irgendwann schaut er wieder auf und schaut ganz ungläubig auf meinen Teller. ,,Wo ist denn dein Kuchen hin?"

Das ist jetzt nicht sein Ernst oder?

,,So lang wie du geschrieben hast hätte ich auch fünf Stücke essen können. Außerdem ist es extrem unhöflich sich zu jemand fremden an den Tisch zu setzten, sich nicht vorzustellen und dann auch noch ewig am Handy zu hängen"

Kontra muss eben auch mal sein.

Ich funkele ihn noch kurz an, dann wende ich mich wieder meinem Kakao zu, der im Gegensatz zu meinem Kuchen noch nicht leer ist.

Deshalb bekomme ich auch nicht mit, wie sich ein weiteres Mädchen zu meinem Tisch gesellt. Allerdings setzt sie sich nicht hin, sondern schlingt die Arme von hinten um den Jungen. Sie gibt ihm einen Kuss auf den Mund und markiert damit ihren Freund vor mir.

Alles klar, ich hab's ja kapiert.

,,Warum sitzt du denn in einem Café, ich dachte wir wollten uns an unserer Parkbank treffen? Hier drinnen ist so schlechte Luft für meine Haut, und meine Haare trocknen auch schneller aus"

Ich glaube, mir kommt mein Kuchen wieder hoch.

,,Es hat plötzlich so angefangen zu regnen, da hab ich mich schnell hier rein geflüchtet. Außerdem ist es draußen so kalt, bist du dir sicher dass du nicht hier einfach einen Kaffee trinken willst?"

Oh oh, seine Freundin sieht jetzt echt angepisst aus.

,,Nein. Ich geh doch nicht in so ein", kurze Pause, ,,so ein Billigcafé. Übrigens hat es aufgehört mit regnen, da hättest du auch rauskommen können. Ich warte schon seit 10 Minuten auf dich"

Na, jetzt bin ich aber mal auf seine Antwort gespannt.

,,Vicky, bitte beruhige dich. Man geht eben nicht mitten im Gespräch"

Das eben war also ein Gespräch, ah ja...

,,Und ja, wir können jetzt gehen" Er steht auf und will gerade seiner Freundin folgen, als er sich noch einmal umdreht, ,,Tschüss Törtchen!" ruft und mir winkt. Und dann sind die beiden weg, noch bevor ich eine Augenbrau hochziehen kann um zu fragen, ob er jetzt mich oder den nicht mehr vorhandenen Kuchen meint.

Ich werde es wohl nie wissen, denn wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich in so einer Stadt wie meiner mehr als einmal über den Weg läuft?

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⏰ Letzte Aktualisierung: 3 days ago ⏰

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(K)Ein süßes WeihnachtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt