Ein Funken im Schatten

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Godwyn Fischig steht wie angewurzelt in der düsteren Halle des Raumschiffs, die nur von schwachem, flackerndem Licht erhellt wird. Der süßlich-schwere Geruch von Weihrauch hängt in der Luft, eine Maßnahme, um die düsteren Schatten der Warp-Reise zu bannen. Doch der wahre Grund für seinen stockenden Atem ist nicht die unheilvolle Atmosphäre. Es ist Gregor Eisenhorn. Er steht direkt vor ihm und fixiert ihn mit einem alles durchdringenden Blick, den Godwin schon zu oft gesehen hat, seitdem er sich entschied sich dem Gefolge des Inquisitors anzuschließen.

„Es ist faszinierend, Euch zu beobachten, Godwyn", Eisenhorn besitzt diese ruhige, tiefe Stimme, die keine Widersprüche zu dulden scheint. Seine Finger umspielen den Schädelanhänger an seinem Gürtel, während seine Gedanken, das kann Fischig ohne Zweifel spüren, weit über das, was sich in diesem Moment abspielt, hinausgingen.

„Wie meint Ihr das, mein Herr?" fragt Fischig und bemüht sich, seine Stimme fest zu halten. Es gelingt ihm nicht. Das warme Gefühl, das sich von seinem Nacken über sein Gesicht bis hin zu seinen Ohren ausbreitet, ist nicht allein der drückenden Hitze des von Weihrauch erfüllten Raumes zuzuschreiben.

Eisenhorn tritt näher, zu nah. Fischig kann die feinen Details der Narben auf seinem Gesicht erkennen. Die Zeichen zahlloser Kämpfe, unzähliger Opfer des Krieges, und doch scheint Eisenhorn ihn mit einer unerschütterlichen Ruhe zu durchdringen. Es ist, als würde der Inquisitor seine Gedanken lesen.

„Jedes Mal, wenn ich meine Fähigkeiten einsetze, werdet Ihr... nervös", sagt Eisenhorn mit einem leichten Schmunzeln. Seine Augen blitzen, und Fischig kann schwören, dass der Raum ein wenig heller wurde, als ob die psionische Kraft des Inquisitors sich unbewusst entfaltet.

Fischig spannt seine Schultern an und blickt zur Seite, unfähig, Eisenhorn direkt anzusehen. „Es ist nur... ungewohnt. Ich bin... es nicht gewohnt.", er stolpert über seine eigenen Worte. Der Konstabler seufzt innerlich.

„Ungewohnt?" Eisenhorns Ton klingt spöttisch, doch nicht grausam. Er macht einen weiteren Schritt vorwärts, Fischig weicht reflexartig zurück, bis sein Rücken die kalte Metallwand berührt. Der Inquisitor legt den Kopf leicht schief, seine Augen unverwandt auf Fischig gerichtet. „Ist das alles?", auf seinen Lippen liegt noch immer dieses Schmunzeln.

Fischig öffnet den Mund, um zu antworten, aber sein Verstand fühlt sich an wie leergefegt. Die Präsenz Gregor Eisenhorns ist erdrückend, überwältigend. Und dennoch kann man nicht leugnen, dass ein Teil von ihm dieses Gefühl sucht. Der Konstabler spürt ein unerklärliches Verlangen, im näher zu kommen.

„Oder...", der Inquisitor lässt seine Worte im Raum hängen, wie der Weihrauch, der die zwei Männer umgibt. Sein Lächeln wird breiter. „Vielleicht genießt Ihr es insgeheim, wenn ich in Euren Geist eindringe."

„Das ist...! Nein, ich—!" Fischig verschluckt sich an den Worten, seine Wangen beginnen vor Scham zu verglühen. „Mein Herr, ich würde niemals—"

„Oh, wirklich?" Eisenhorns Stimme, jetzt samtweich, wird zum Flüstern. Er lehnt sich vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von dem des sich windenden Konstablers entfernt war. „Euer Geist verrät euch, Fischig. Ihr seid ein offenes Buch."

Godwyn Fischig schließt die Augen und ballt die Fäuste, verzweifelt darum bemüht, irgendeine Fassung zu bewahren. Doch als er die warmen Atemzüge des Inquisitors auf seiner Haut spürt, wird ihm bewusst, dass dies an einem aussichtslosem Unterfangen grenzt.

Eisenhorn lässt ihm keine Chance zur Flucht. Seine Hand gleitet langsam an Fischigs Kiefer entlang, die Berührung überraschend sanft. „Keine Angst", murmelt er, seine Stimme scheint fast beruhigend. „Ich finde Eure Verlegenheit... charmant."

„Ihr... spielt mit mir", bringt der Konstabler schließlich hervor, seine Stimme heiser. Er kann nicht glauben, dass der Mann vor ihm so eine erdrückende Menge an Gefühlen in ihm ausgelöst hat, in einer beachtlich kurzen Zeit. Doch anstelle eines weiteren spöttischen Kommentars kommt eine überraschend ernste Antwort.

„Vielleicht", sagt Eisenhorn leise. „Vielleicht auch nicht. Ihr seid mehr als nur ein Diener, Godwyn. Loyal, stark... und faszinierend in eurer Unschuld."

Fischig öffnet die Augen und blickt in Eisenhorns dunkle Augen und sucht in ihnen nach einem Anzeichen von Spott oder Manipulation. Doch da ist nichts außer Ehrlichkeit – und etwas, das fast wie Zuneigung aussieht.

„Mein Herr...", er stammelt die Worte zögerlich, „Warum... warum tut Ihr das?".

Eisenhorns Lächeln wird weich. Schließlich tritt er einen Schritt zurück und gibt Fischig Raum zum Atmen. Seine Worte so zart wie der Klang einer Harfe, „Weil auch ein Inquisitor hin und wieder etwas Menschlichkeit braucht, Godwyn. Und vielleicht, nur vielleicht, seid Ihr derjenige, der sie mir zurückbringen kann."

Der Raum wird plötzlich in Stille getaucht, bis auf das entfernte Summen der Maschinen. Der Konstabler spürt, wie sich die Spannung in seinem Körper langsam zu lösen beginnt, doch die Worte des Inquisitors hallen noch immer in seinem Kopf wider.

Die Minuten nach Eisenhorns letzten Worten ziehen sich wie Stunden hin. Fischig steht noch immer an die kalte Wand gelehnt, sein Atem schwer, während der Inquisitor ihn mit einem seltsam nachdenklichen Blick mustert. Die Schwere des Moments lastet auf beiden, bis Eisenhorn schließlich spricht

„Wir sollten weitergehen", sagt er, als wäre nichts gewesen. Doch seine Stimme klingt jetzt weicher, und ein winziges Zucken in seinen Mundwinkeln verrät, dass er sich seines Einflusses auf Fischigs Gefühle nur zu bewusst ist.

„Natürlich, mein Herr.", der Konstabler richtet sich auf, bemüht sich dabei, seine Haltung zu straffen, und schreitet hinter Eisenhorn her. Doch die Hitze in seinem Gesicht will nicht von ihm weichen, und sein Herz schlägt noch immer schneller, als es soll.

Psionische Spannungen und VerlangenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt