Eine Flamme in der Dunkelheit

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Die nächste Gelegenheit zur Ruhe bekommt Fischig erst Stunden später, als der Inquisitor sich in seine privaten Gemächer zurückgezogen hat. Er bemerkt, dass er ebenfalls Erholung sucht, aber die Gedanken an das, was zuvor passiert ist, lassen ihm keine Ruhe. Es ist nicht nur die Scham – es ist Verwirrung, eine innere Unruhe, die sein Verstand nicht zu entwirren vermag.

Er hat Eisenhorn immer respektiert, sogar bewundert. Doch in diesen letzten Momenten hat sich etwas verschoben. Der Inquisitor ist ihm näher gekommen, als er es je für möglich gehalten hat – vor allem körperlich, ja. Aber auch emotional. Ist es wirklich nur ein Spiel für Eisenhorn? Oder verbirgt sich hinter seinen Worten mehr?

Unruhig geistert Fischig durch die Gänge des Schiffs, bis er sich unvermittelt vor einem Raum wiederfindet, den er lieber vermeiden wollte. Das goldene Siegel der Inquisition prangt auf der schweren Metalltür, ein Symbol der Autorität – ein Zeichen der Distanz, die zwischen ihm und Eisenhorn stehen sollte.

Er will umkehren. Doch bevor er den Mut dazu aufbringen kann, öffnet sich die Tür vor ihm wie von selbst.

„Ich habe Euch erwartet, Godwyn."

Fischig erstarrt augenblicklich. Eisenhorn steht in der Mitte des Raumes, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, und betrachtet ihn mit einem Blick, der mehr wusste, als er preisgibt. Ein eiskalter Schauer durchströmt den Konstabler und dieser flüchtige Gedanke macht sich in ihm breit: Hat der Inquisitor ihn gerufen? Ist das hier eine weitere Demonstration seiner psionischen Fähigkeiten?

„Mein Herr, ich wollte nicht stören—" beginnt er, doch Eisenhorn hebt eine Hand, und die Worte bleiben ihm im Hals stecken.

„Ihr stört nicht." , die Stimme des Inquisitors klingt ruhig, aber bestimmt. „Kommt herein."

Fischig tritt zögernd ein, die Tür schließt sich hinter ihm mit einem leisen Zischen. Der Raum ist nur schwach beleuchtet, erfüllt von einem unerwartet warmen, schon fast gemütlichen Schein. Auf einem Tisch liegen Holocron-Daten, Bücher in alter, fast zerfallener Bindung und ein halbleeres Glas Amasec. Der Inquisitor selbst wirkt in dieser Umgebung weniger wie ein allmächtiger Agent des Imperiums und mehr wie ein Mann, der für nur einen Moment Frieden sucht.

„Ihr... wusstet, dass ich kommen würde?" fragt der Konstabler schließlich, die Hände nervös hinter seinem Rücken verschränkt.

„Ich bin nicht allwissend", antwortet Eisenhorn, im fahlen Licht ist ein schwaches Lächeln zu erkennen. „Aber ich kenne Euch. Und ich wusste, dass Ihr Fragen habt."

Fischig zögert, dann richtet er seine Augen auf den Inquisitor. „Warum? Warum macht Ihr das, mein Herr? Warum spielt Ihr mit mir?"

Eisenhorn tritt näher, sein Blick durchdringt den Mann vor ihm. „Ich spiele nicht, Godwyn. Eine Offenheit wie hier... bei Euch kann ich nur selten zeigen."

Die Worte treffen Fischig wie ein Schlag ins Gesicht. Er sucht nach einem Grund, sie nicht zu glauben, doch da ist nichts. Eisenhorn hat keine Maske aufgesetzt, keine Barriere errichtet, wie er es so oft tut. Für einen Moment war er nur ein Mann. Sie klingen faszinierend und beängstigend zugleich.

„Ich bin kein Heiliger", fährt Eisenhorn fort. „Ich bin kein unfehlbarer Diener des Imperators. Ich bin müde, und manchmal brauche ich..." Er hält inne, sucht nach den richtigen Worten. „Manchmal brauche ich jemanden, der mich daran erinnert, warum ich das alles tue. Jemanden, der mir zeigt, wer ich bin."

Fischig spürt, wie seine Kehle trocken wird. „Und Ihr glaubt, dass ich das kann?"

Eisenhorn lächelt, diesmal ohne jede Spur von Spott. „Ich weiß es."

Die Stille, die folgt, fühlt sich anders an als die zuvor. Sie ist nicht angespannt, sondern voller Möglichkeiten. Fischig spürt, wie sich etwas in ihm löst, ein Knoten, den er bis zu diesem Moment nicht einmal bemerkt hat. Seine Schultern lockern sich etwas.

„Mein Herr... Gregor." Es fühlt sich seltsam an, den Namen des Inquisitors auszusprechen, aber dieser zeigt keine Überraschung, nur ein sanftes Nicken. „Ich weiß nicht, ob ich dem gerecht werden kann."

„Das müsst Ihr auch nicht. Alles, was ich will, ist Eure Ehrlichkeit."

Eisenhorns Hand legt seine Hand auf die Schulter des Konstablers. Fischig sucht in den Augen seines Gegenübers nach einer Antwort, und was er dort findet, ist keine Pflicht, keine Manipulation, sondern etwas Echtes. Etwas, das über Worte hinausgeht.

„Vielleicht", sagte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, „kann ich es versuchen."

Das Lächeln des Inquisitors ist diesmal sanft. „Das genügt mir."

Und für einen Moment, inmitten des endlosen Krieges, der Dunkelheit und der Geheimnisse, scheint die Zeit stillzustehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 24 ⏰

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