Meet and Greet

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Es war mein erstes Meet and Greet. Ich war zwar zuvor auf ein paar Konzerten, allerdings habe ich noch nie jemanden getroffen, der in irgendeiner Weise eine Berühmtheit war. Ich bin für zwei Wochen mit meiner Freundin nach London gefahren. Jetzt befanden wir uns in der unendlich langen Warteschlange um IHN zu treffen. ER war ein erfolgreicher britischer YouTuber und der absolute celebrity crush meiner Freundin. Ich selbst kannte ihn nicht wirklich und habe mich nur meiner Freundin zuliebe bereit erklärt mit zu kommen. Sie hingegen war ein waschechtes fangirl und gerade voll in ihrem Element. Ich fühlte mich zwischen den hunderten, mit Geschenktüten bewaffneten Teenagern, die bei jeder Kleinigkeit zu schreien begannen, eher weniger wohl.

Dann ging es endlich weiter. Der Security Mann vor uns gab uns das Zeichen weiter zu gehen und öffnete die Barriere um den nächsten Block an Fans in das Gebäude zu lassen. Meine Freundin und ich hatten gute Plätze, ganz weit vorne, und somit gute Chancen IHN ganz aus der Nähe sehen zu können. Ich freute mich zwar für sie über die Spitzen Plätze, wäre aber selbst lieber weiter hintern gestanden, um nicht in der ständigen Angst leben zu müssen, zerquetscht zu werden.

Nun standen wir in dem riesen Gebäude und warteten. In der Ecke des Raumes befand sich ein Vorhang, aus dem ER wohl herauskommen wird. Meine Freundin sah noch einmal auf ihr Handy und merkte dass ER getwittert hatte. Ich merkte wie alle Fans um uns herum auch ihre Smartphones auspackten und scheinbar seinen Tweet lasen, insofern sie sie nicht ohnehin schon in der Hand hatten und wild herum fotografierten. Denn er schrieb dass wir uns doch schon mal bemerkbar machen sollten, denn er käme bald und es dauerte keine 30 Sekunden bis alle anwesenden Mädchen und die wenigen Jungs die gekommen waren, aus voller Lunge zu kreischen begannen. Meine Freundin zitterte nun noch stärker als zu vor schon und ich begann mir langsam Sorgen um sie zu machen. Wenn ich mich allerdings in der Menge umsah, schien ihr Zustand völlig normal zu sein, denn sie war bei Weitem nicht die einzige die derart aufgeregt war.

Schließlich war der Moment gekommen. Der Vorhang bewegte sich und jemand streckte eine vlogging Kamera heraus und filmte in die Menge. Na das wird er dann wohl sein, dachte ich mir als der schlanke Brite endlich hervortrat. Die Menge tobte und ich wurde von allen Seiten mit Ellenbögen oder Knien gekickt. Diese fangirls kennen wirklich kein Halten mehr, wenn sie ihren Helden sehen... Meine Freundin, die vor mir stand, drehte sich zu mir um und hatte Tränen in den Augen und breiteste Lächeln auf dem Gesicht, dass man sich vorstellen kann. Ich musste bei ihrem Anblick lachen und zwinkerte ihr zu. Sie war mir nicht böse, weil ich mich mit dem ganzen Hype um diesen jungen Mann nicht anfreunden konnte. Außerdem freute ich mich ja ehrlich für sie und sie war dankbar, dass ich sie bei dieser einmaligen Chance IHN zu sehen, nicht alleine lies. Nur kam mir das ganze einfach so surreal vor. Die Ellenbogenhiebe wurden immer heftiger, als ich sah, dass sich der Star der Abends mit seiner Kamera in der Hand genau in unsere Richtung bewegte. Na Spitze dachte ich bei mir, als sich alle Fans wie auf Kommando begannen nach vorne über die Barriere zu lehnen und ihr Hände aus zu strecken, in der Hoffnung, er wird sie berühren. Ich wurde unfreiwillig mitgerissen und klemmte nun zwischen einem schluchzenden Mädchen und meiner inzwischen hysterisch gewordenen Freundin.

Als ich meinen Blick wieder nach vorne richtete, sah ich wie er immer näher kam. Mein Arm begann gerade taub zu werden, als jemand meine Hand nahm und festhielt. Nach einem kurzen Moment der Verwirrung sah ich ihn direkt vor uns, auf der anderen Seite der Barriere stehen und meine Hand, sowie die Hand meiner Freundin halten. Er guckte mich direkt an und ich beachtete ihn zum ersten mal richtig. Da wurde mir einiges klar, was den ganzen Hype betrifft. Er hatte hübsche, helle Augen, war braun gebrannt und sah wirklich gut aus muss ich gestehen. Das war er also; Joseph Sugg.

Das Gedrängel wurde immer heftiger und ich fragte mich gerade was das eigentlich werden sollte, als sich zwei Sicherheitsleute näherten und begannen erst meine Freundin und dann mich über die Barriere zu heben. An meinen Kleidern zerrten mindestens vier verzweifelte Teenies, die nur zu gerne mit mir tauschen würden. Ich war zwar froh, als ich endlich dem Gedränge entkommen war, aber ich war ziemlich nervös, was jetzt wohl kommen mag.

Meine Freundin sah aus als befände sie sich am Rande eines kompletten Nervenzusammenbruchs. Sie stammelte unentwegt ,,Ich liebe dich, Joe" und lies seine Hand nicht mehr los. Er lachte zwar, aber man konnte ihm ansehen, dass er sich an derartige Situationen wohl nie gewöhnen wird. Er tat mir fast ein bisschen leid. Er war erstaunlich klein, fiel mir auf, als ich neben ihm stand. Aber neben ihm stehend fand ich ihn um ehrlich zu sein noch attraktiver.

Wie bin ich denn da nur hineingeraten? Ich kam nur hier her um meiner Freundin moralischen Beistand zu leisten und jetzt werden wir von Joe Sugg persönlich in den Backstage Bereich geführt. Das Kreischen wurde langsam leiser, als wir hinter dem Vorhang verschwanden, durch den er vorhin gekommen war. Er hatte mich und meine Freundin inzwischen nach unseren Namen gefragt, und sie umarmt, weil sie nach einer Weile von kreischen zu heulen übergewechselt hatte. Als er sie umarmte hatte ich kurz die Befürchtung sie würde gleich wegkippen, Sie hat sich aber tapfer geschlagen und beruhigte sich wieder, wenn man außer acht lässt, dass sie immer noch krampfhaft seine Hand umklammerte.

Er lächelte mir freundlich zu und ich sagte ihm er solle meine Freundin bitte emotional nicht komplett überfordern. Daraufhin lachte er wieder, aber diesmal hörte es sich nach einem ehrlichen Lachen an.


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