Eigentlich ist es ganz einfach: So etwas wie Liebe oder ein magisches Band zwischen zwei Menschen existiert nicht. Jedenfalls nicht im wissenschaftlichen Sinne. Das fixieren auf die Oberfläche von Menschen ist genau so wenig verwerflich wie das Schwimmen im Meer. Nichts weiter als Evolution. Der stärkste und schönste hat die besten Gene und kann sich öfter fortpflanzen als kleinere und hässlichere Artgenossen. Ganz simpel. Da kann sich die Menschheit sonst was von Liebe und Gefühlen ausdenken- im Endeffekt ist es nur Chemie, ein paar Hormone und Evolution. Klingt hart findest du? Dann überleg mal, was unterscheidet uns wirklich von anderen Tieren? Unser Gehirn ist größer und leistungsfähiger, was es uns ermöglicht vorauszuplanen und Dinge bis ins letzte Detail zu durchdenken. Kleines Beispiel dazu: Schimpansen benutzen Werkzeuge ,wie Spitze Steine, um bestimmte Früchte zu öffnen. Das ist schon ziemlich intelligent, weil sie dadurch schneller an das Fruchtfleisch kommen. Jedoch eignet sich nicht jeder Stein gleich gut zum öffnen, da er eine Spitze haben muss, oder etwas ähnlich spezielles. Ein Mensch wäre jetzt noch, zusätzlich zu der Erkenntnis die Frucht mit dem Stein zu öffnen, in der Lage ein weiteres Werkzeug herzustellen, mit dem er dann den Stein so bearbeitet, dass sich die Frucht optimal öffnen lässt. Voilá, haben wir den Beweis für die einzigartige Intelligenz der Menschen und den Grund dafür, dass wir die Häuser bauen und nicht Pferde oder Hunde das tun.
Was ich damit sagen will ist, dass der Mensch in der Lage ist sich über seine ursprünglichen Ängste und Instinkte hinweg zu setzen und Dinge erfinden kann. Wie glaubst du sind Religionen entstanden? Ich glaube das gleiche ist das mit der Liebe. Der Mensch wollte sich nicht mehr wie ein Tier fühlen und hat nach einem höheren Grund für sexuelles Verlangen gesucht, als den genetisch bedingten Fortpflanzungstrieb.
Nun, eigentlich ist der Mensch in allen Bereichen in der Lage sich seinen animalischen Instinkten zu widersetzen. Bestes Beispiel: der Drang zu essen. Diäten. Viele Frauen hungern sich auf ihr "Idealgewicht", nehmen Tabletten um ihren Appetit zu zügeln. Anscheinend lässt sich nur ein Instinkt überhaupt nicht abschalten und das ist das Bedürfnis nach Fortpflanzung. Klar sind Menschen wie Bonobos und Delfine Lebewesen, die "es" auch tun, weil es Spaß macht und nicht zwangsläufig nur aus Fortpflanzungsgründen. Aber was bringt uns überhaupt dazu "es" mit jemandem tun zu wollen? Ab hier sollten sich alle Scheinheiligen, die der Meinung sind Sex funktioniere nur auf einer emotionalen Basis, lieber die Augen zu halten. Denn es geht nicht darum was der jeweilige Partner sagt. Es geht vielmehr darum wie er es sagt. Wirkt die Stimme auf uns? Dann kommt natürlich das Aussehen hinzu. Innere Werte hin oder her niemand schläft mit jemandem den er nicht in irgendeiner Art und Weise attraktiv findet. Und zu guter letzt der Geruch. Sind diese Faktoren mit den genetischen Vorraussetzungen von uns selbst kompatibel, führt das im Hirn zu verschiedenen chemischen Reaktionen, die dazu führen, dass wir uns angezogen beziehungsweise verliebt fühlen. Aber wie gesagt: so etwas wie Liebe gibt es nicht. Es sind nur unsere Hormone die uns austricksen und uns verrückt im Kopf machen.
Ich war bis jetzt genau einmal verliebt. In Paul. Ich war 16 und er war der erste Junge den ich geküsst habe. Ehrlich gesagt war der Kuss ziemlich miserabel. Aber damals hat es sich für mich angefühlt wie ein Feuerwerk. Nach dem Kuss haben wir uns angelächelt und von dem Moment an war es um mich geschehen. All meine Gedanken und Handlungen kreisten um Paul. Wir haben uns öfter getroffen. Ich habe sogar angefangen mich zu schminken und hübsche Kleidchen anzuziehen, um ihm zu gefallen. Wir hatten jedoch nie sowas wie eine richtige Beziehung. Ich hatte mich allerdings so sehr in meine Verliebtheit hineingesteigert, dass es sich für mich wie eine echte Beziehung anfühlte. Umso mehr tat es weh, als er auf meiner Geburtstagsparty meiner besten Freundin die Zunge in den Hals steckte. Ich war am Boden zerstört. Ungefähr nach fünf Chipstüten und zwei Eispackungen fing ich an übers Verliebtsein zu googlen. Und was fand ich? Hunderte Foren wo sich unglückliche Menschen gegenseitig an ihrem Liebeskummer laben, Hotlines und Selbsthilfegruppen. Und dann fand ich eine pseudo-wissenschaftliche Seite auf der etwas von Neurotransmittern und Hormonen stand. Von Feromonen und Pulsbeschleunigung und Kribbeln in der Magengegend. Auf einmal war mein Liebeskummer nicht mehr so tragisch. Im Gegenteil. Das Ganze erschien mir so sinnlos und schwachsinnig. Ein paar kleine Moleküle sorgen also dafür, dass ich mich so fühle? Dieses Liebesding erschien auf einen Schlag nicht mehr kompliziert und aufregend, sondern einfach nur langweilig und dämlich. Nur Idioten führen sich so auf.
Seitdem habe ich natürlich noch andere Jungs geküsst und auch ein paar Mädchen. Sogar einige kurze Beziehungen gehabt. Aber ich habe mich nie wieder verliebt.
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Das Balzverhalten der Menschen
Romance"Mein Name ist Maya Kahl und ich studiere Biologie in Berlin. Mein Leben ist ziemlich unspektakulär: Aufstehen, Uni, Essen, Arbeiten, Schlafen. Ich habe neben Biologie, Musik und Begeisterung für tote Sprachen wie Latein und Altgriechisch nicht beso...