„Eine Pommes, bitte."
Stolz räkelte sich Jannis am zuständigen McDonalds Schalter der etwa Mitte 20-jährigen Angestellten entgegen. „Klein, mittel oder groß?"
„Eine Pommes, bitte."
Jannis' psychopatisches Grinsen durchzog sein Gesicht und reflektierte die sich in ihm breit machende, gespannte Erwartungshaltung.
„Entschuldigung, aber Sie müssen.." „Du kannst auch 'Du' sagen."
Das Grinsen wurde noch breiter.
„...Du musst dich für eine Größe entscheiden."
„Ich nehm' eins."
Der Ausdruck im Gesicht der Angestellten ließ auf pure Verwirrung schließen.
Jannis wäre sicher auch noch dahinter gekommen, wäre nicht in genau dem Moment, als seine Augen ihre Mimik erfassten, ein winziges Lächeln über das entblößte Gesicht gehuscht.
„Freundlich sein, lächeln"
Erwartungsvoll starrte Jannis zu ihr hinauf.
Nach einer kurzen Selbstfindungsphase ihrerseits, beschloss sie, die Bestellung ein letztes Mal zu hinterfragen. „Also, möchtest du kleine, mittlere oder große Pommes?"
Jannis hörte nicht auf zu grinsen, nein, im Gegenteil, er setzte noch einen drauf.
Langsam, aber nicht zu langsam, fing er an, seine Augen zu einem Spalt zu verengen, bis es irgendwann so aussah, als hätte er sie geschlossen.
Entschlossen hob er seinen Arm, und zeigte mit seinem Zeigefinger in die Höhe.
Nachdem einige Zeit in dieser Haltung verstrichen war, sagte er mit Nachdruck:
„Eine Pommes, bitte."
Die Angestellte war daran aufzugeben. Ergeben holte sie ein Tablett, das sie zaghaft auf den Tresen legte und machte kehrt, um der Bestellung nach zu kommen.
Siegessicher baute sich Jannis vor dem Schalter auf.
Der festen Überzeugung sein Ziel erreicht zu haben trommelte er mit den Fingern auf das Tablett und pfiff aus Leibeskräften die im Hintergrund laufende McDonalds Werbung mit. Als wenig später die Angestellte mit einer Tüte Pommes in der Hand zurückkam, erloschen seine Freude und Siegessicherheit schlagartig.
Finster funkelte Jannis die ihm gegenüber stehende Frau aus seinen erneut zu einem schmalen Spalt verengten Augen an.
„EINE POMMES, BITTE."
Entfuhr es ihm nach einem Moment des Entsetzens.
„Ich..." stotterte die Angestellte verstört und legte die kleine Papptüte auf das Tablett.
Jannis hatte beschlossen, dass soeben der Punkt erreicht worden war, an dem er keine Geduld mehr für ihr Ungeschick aufbringen konnte und entriss ihr die Tüte mitsamt Inhalt noch bevor sie vollends auf dem Tablett lag.
Wutentbrannt zog er eine einzelne Fritte aus der Tüte, die sich nun in seiner Hand befand, und schleuderte sie auf das Tablett. Die Tüte warf er mit voller Wucht der Angestellten entgegen, verfehlte diese allerdings um ein Haar, weshalb die Pommestüte in der, sich der Umstände zuwider, hinter der Angestellten befindenden Fritteuse landete. Der entsetzten Frau schien so langsam ein Licht aufzugehen. Sie betrachtete erst den Jungen, dann das Tablett, und deutete dann mit zitterndem Finger darauf. Jannis Psychoblick fand wieder in sein Gesicht zurück und stolz gegen den Tresen gelehnt verkündete er:
„Ja, eins."