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12.06.13

4. Eintrag im 'Suicide Diary'

Ich schneide und schneide, es scheint kein Ende zu nehmen. Der Schmerz scheint kein Ende zu nehmen, nicht der Schmerz, durch den mein Arm inzwischen taub ist und auch nicht der Schmerz weswegen ich zum Teil mehr kein Gefühl in den Beinen habe, nein, ich meine den innerlichen Schmerz. Das Gefühl gehasst zu werden ist so unerträglich, selbst körperlicher Schmerz kann nichts mehr dagegen tun. Es überwältigt mich, alles in mir schreit nach dem tot. Aber ich muss warten. Ich muss.

Ria

14.06.13

5. Eintrag im 'Suicide Diary'

Tot. Das ist was ich will. Sterben. Sterben. Verdammte scheiße. Wieso ist es dann so schwierig. Scheiße. Ich muss was tun. Und das heutige Ereignis macht es nicht besser. Ich will das alles nicht. Wieso muss mein Leben so sein? Und wieso musste mich Christian heute vergewaltigen? -

Weiter lese ich nicht. Geschockt starre ich den Satz an. Immer dachte ich, sie wäre eine Schlampe die mit jedem schläft. Aber das ist sie nicht. Sie wurde dazu gezwungen. Ungwollt steigen mir Tränen in die Augen welche ich sofort wegblinzle. Ich muss mit Ria reden und zwar sofort. Ich blättere durch die Seiten und versuche irgendwo das Datum von heute zu erkennen. Eigentlich will ich schon erleichtert ausatmen das sie nicht vor hat sich heute umzubringen, aber dann sehe ich den Vorletzten Eintrag.

12.08.13

Ein weiterer Eintrag im 'Suicide Diary'

Am 19.08.13 ist es soweit. ich werde mich umbringen, niemand kann mich abhalten. Genau um 20.15 Uhr, wo niemand sich mit mir beschäftigen würde und alle den Fehrnsehr anstarren. Meine Lieblingsbrücke wird der letzte Ort sein. Ich muss gehen. Christian wartet.

Ria

Heute ist der 19.08.13. Und es ist 20.07 Uhr.

Ihre Lieblingsbrücke. Was ist ihre Lieblingsbrücke. Die Brooklynbridge ist schön, aber dort sind zu viele Leute. Es ist bereits 20.13 Uhr und ich fahre wie ein bescheurter durch die Gegend, versuche herrauszufinden welche ihre Lieblings Brücke ist.

"Schau, die große Brücke dort. Wie findest du sie?"

"Es gibt schönere."

"Ich finde sie toll."

Natürlich! Die Brücke die sie so toll findet! Sie ist nur ein paar Minuten entfehrnt und wenn ich mich beeile erreiche ich sie in einer Minute. Aber in dieser Minute kann sich alles ändern.

Ich komme an der Brücke an, und tatsächlich, da steht sie, zitternd. Die Beine schon über dem Geländer. Ohne zu zögern renne ich auf sie zu und ziehe sie zurück. Ihr ganzer Körper zittert und Ria fängt an zu Schluchzen. Bitterlich weinend lag sie nun in meinen Armen und ich hab keine Ahnung was ich tun soll. Kurzerhand beschließe ich sie mit zu mir zu nehmen. Der Prozess sie zurückzuziehen hat keine Sekunde gedauert. Mit leichtigkeit konnte ich sie herrüberziehen, denn ganz ehrlich sie wiegt allerhöchstens 40 Kilo. Sie hat nicht geschrien, sich nicht gewehrt. Sie hat sich einfach von mir über das Geländer heben lassen. Als ich auf die Uhr gucke, sehe ich das ich sie um 20.16 gerettet habe. Sie ist nicht gesprungen, sie hatte Angst. Erster Akt im Projekt SRL.

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14.06.13

5. Eintrag im 'Suicide Diary'

Tot. Das ist was ich will. Sterben. Sterben. Verdammte scheiße. Wieso ist es dann so schwierig. Scheiße. Ich muss was tun. Und das heutige Ereignis macht es nicht besser. Ich will das alles nicht. Wieso muss mein Leben so sein? Und wieso musste mich Christian heute vergewaltigen? Das Leben ist so beschissen und ungerecht ich könnt drauf kotzen. Ich könnt auf alles kotzen, auf ihn, auf Christian, auf Ethan, auf Aiden einfach auf alle. Aber selbst das würde niemanden interessieren. Niemanden. Aber ich habe auch niemanden zu interessieren, ich bin unwichtig. So dermaßen.

Ria

Leise lege ich das Tagebuch weg, und schau zu wie Ria schläft. Nachdem ich sie in mein Auto gesetzt habe ist sie unter Tränen eingeschlafen. Eigentlich ist sie sogar ganz hübsch. Leichte braune Locken, Sommersproßen. Ganz annehmlich. Warum hat sie eigentlich keine Freunde.

Und wieder mal ist auch das meine Schuld.

Immer und immer wieder sagte ich ihr was sie doch für ein Opfer sei und niemals Freunde finden würde und doch in ihrem kleinen Loch verrecken sollte.

Und jeder hat sich mir angeschlossen, immerhin bin ich Mr. Popular.

Immerhin bin ich Ethan Henderson.

Wieder blicke ich zu Ria hinüber. Sie schläft so seelig ruhig, man mag gar nicht glauben wie schlecht es ihr wirklich geht.

Es vergehen 4 Stunden in denen ich Ria einfach nur beobachte. Ich wecke sie nicht, denke nicht großartig, höre keine Musik, spreche nicht, gehe nicht raus. Ich beobachte sie einfach nur.

Es vergehen 4 Stunden ehe ich mich neben sie lege und einschlafe. Natürlich kann ich das einfach machen.

Immerhin bin ich Ethan Henderson.


Red Leather BookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt