Kapitel 1

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Highlands Nordbritanien. Es ist kalt, wie immer. Der Wind weht, der Himmel ist noch dunkel, nur erahnen kann man, dass der Tag bald beginnt. Dieser sei wie jeder andere, will man meinen, doch es ist nicht so. Man könnte sagen es ist der Anfang einer Geschichte, einer Liebesgeschichte. Aber keine wie jede andere, diese hier birgt sowohl Lügen, Trug, Verrat als auch Trauer. Eine Tragödie trifft es dann wohl eher.

Kein malerischer Sonnenaufgang, den das Auge hätte erblicken können, bei dem das Farbenspiel zu bewundern wäre, nein, nur trübes schleierhaftes grau, dass von Stunde zu Stunde heller wird, mit der Überzeugung, es könnte jeden Moment zu regnen anfangen, vermittelt es einem: Es ist morgen. Alles hier erzeugt einen ermüdenden, faden Eindruck. Das einzig Ansehnliche in der Umgebung, ist das Anwesen der Familie Sharpe, die, wie voraussehbar, eine immense Rolle spielt, fast schon die wichtigste. Noch wichtiger ist die einer jungen Frau. Ihr erster Schritt, der sie in ihr Unglück stürzt, ist, von dem anderen weg zu kommen. Ihr zweiter ist es dann wohl den unglaublich charmanten, reizvollen Sir Thomas Sharpe kennen zu lernen, aber nicht zu viel vorweg. Eben diese Frau, mit dem äußerst zarten Gesichtszügen und den edelen Kleidern, betritt eine unbedeutende Stadt mit einem unbedeutenden Namen, die zwar für das geschehen keineswegs uninteressant ist, deren Namen jedoch, gehört nicht zu den relevanten Themen. Diese ist übrigens die nächstgelegene Stadt zum Anwesen der Sharpes, drei Stunden dauert die Fahrt mit der Kutsche hin und genauso viel wieder zurück. Sie, die Frau, besitzt nur ein Gepäckstück, das jedoch alle ihre Dinge in sich verstaut hat, die ihr bis hier hin folgen durften. Sie hatte nicht gerade das, was man eine glückliche Kindheit nennt, von der sie nun nichts sehnlicher wünscht als abzuschließen. Abzuschließen mit dem was war und die Arme auszubreiten für das was kommt, soviel ist klar. Niemand weiß was sie gerade hier her getrieben hat, in diese gottverlasse Stadt, vielleicht wollte sie von einer turbulenten zu einer, die eher ruhig, abgelegen ist. Oder aus dem Grund, da sie hier keinen Namen hat. Sie ist die Tochter einer reichen Familie, mit der sie ab dem heutigen Tag nichts mehr zu tun haben möchte, weil sie ihr unmenschliches zugemutet und angetan haben, aber damit ist jetzt ein für alle mal Schluss. Die junge Frau macht vor einem nett aussehenden Café halt. Sie beschließt hier später hineinzugehen, eventuell die ein oder andere Bekanntschaft zu Machen. "Meine neue Heimat..." Davor sucht sie erst ein Hotelzimmer auf, um ihre wenigen Mitbringsel dort hin zuverfrachten, wo es niemanden stören könnte. Einige Straßen weiter findet sie ein Solches. „Es sind schwere Zeiten Ma'am. Schwere Zeiten." Flüstert der Portier ihr zu noch zu, nachdem ihre Miene sich etwas verdunkelte,als sie den Preis, dieses doch recht reizvollen Hotels und seinen Zimmern gehört hat, und er ihr nun den Schlüssel zu ihrem Zimmer aushändigt. Den Worten des Portiers kann sie nicht anders als zustimmen. Den Koffer unachtsam auf ihr Bett geworfen und ohne darüber nachzudenken einfach wieder nach unten gestürmt, sucht sie nun wieder das Café von vorhin und findet es nach kurzer Suche wieder. „Einen... Tee bitte." Sagt sie, mit übertriebener Höflichkeit, um einen guten Eindruck auf ihre neues Zuhause zu machen, die für die anderen vermutlich ziemlich künstlich wirkte, als sie auf einem weichen Sitz am Fenster platz nimmt. Die kleinen braunen Blätter vor der Scheibe werden durch die Gegend gewirbelt, mit einer solchen Eleganz, dass dieses Wetter beinahe schon schön anzusehen ist, trotz der allgemeinen Rauheit, die hier herrscht. Der Duft von allerlei köstlichen Gerichten, von denen sie noch nie etwas gehört hatte, der den Raum erfüllt, lassen ihn zwar fremd aber doch einladend erscheinen. Der Tee wurde ihr inzwischen gebracht und sie nippt vorsichtig daran, wobei die Wärme, die er in ihrem Mund ausbreitet, unglaublich wohltuend ist. Sie legt die Hände um ihre Tasse, wobei ihre Fingerkuppen sich immer wieder kurzzeitig so anfühlen als stünden sie in Flammen, und beim loslassen sich wieder zitternd nach eben dieser Wärme sehnen. Dieses Hin und Her nahm sie nur gerne in Kauf, da draußen nur eins von beidem auf sie wartet.

Crimson LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt