School of Artists

69.8K 301 53
                                    

Es war mein erster Tag an der School of Artists. Die Sonne schien hell und es war keine Wolke am Himmel zu sehen, als ich über den großen, leeren Schulhof ging. Ich war viel zu früh dran, aber ich konnte einfach nichtmehr schlafen, da ich so aufgeregt war. An dieser Schule angenommen worden zu sein war für mich immernoch unfassbar.

Seit Jahren hatte ich davon geträumt hier einmal Schülerin zu sein. Hatte Collagen vom Schulgelände und von berühmten Künstlern, die diese Schule besucht haben über meinem Bett im Schlafzimmer bei meiner Mutter aufgehängt. Jeden einzelnen Tag habe ich mir diese Bilder seitdem angeguckt und mit jedem Tag hat mein größter Wunsch immer mehr Gestalt angenommen. Nun war er wahr geworden.

Als der Brief mit der Aufnahmebestätigung ankam musste meine Mutter mich zehnmal kneifen, bevor ich begriff was ich in meiner Hand hielt. Ich war überglücklich gewesen an diesem Tag, genau wie heute. Allerdings bedeutete diese Aufnahmebestätigung auch, dass ich zu meinem Vater ziehen musste, der zwei Stunden von meinem eigentlichen Zuhause entfernt wohnt.

Meine Eltern waren nie verheiratet gewesen. Trotzdem hatten sie sich geliebt, damals. Schon mit 15 Jahren haben sie sich gekannt. Drei Jahre später kam ich. Viel zu früh natürlich, denn eigentlich wollte meine Mutter erst mit Anfang 30 Kinder haben, aber wie das Leben so ist verläuft eben nichts nach Plan. Seit ich auf der Welt war gab es viel Stress zwischen meinen Eltern, weil sie total überfordert waren. Jedenfalls hielt ihre Jugendliebe nicht lange an und als ich in die Grundschule kam trennten sie sich endgültig, da beide der Meinung waren, dass es besser für mich wäre.

Seitdem habe ich mich darauf konzentriert mein Leben ganz anders anzugehen als sie und mir stets Ziele gesetzt. Schon als ich in der Grundschule war hat mich Kunst sehr interessiert. Ich habe immer viel gemalt und gebastelt. Irgendwann wollte ich einmal eine berühmte Künstlerin werden, deren Werke unverwechselbar werden.

Jetzt war ich bei dem ersten Schritt zur Verwirklichung dieses Ziels angekommen, denn ich stand vor meiner absoluten Wunschschule. Für mich war diese Schule die einzige, die jemals infrage für meine Ausbildung kam.

Ich atmete tief ein und konnte förmlich schon den Geruch nach kreativer Freiheit riechen. Endlich war ich angekommen. Ein Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit.

Langsam füllte sich der Schulhof mit Schülern. Jeder von ihnen hatte seinen ganz individuellen Style. Ich sah ein Mädchen mit lila Dreadlocks, einen großen, dünnen Jungen mit bunten Bandanas und zuletzt eine Frau mit pinken High-heels, die aussah wie eine Lehrerin.

Ich sah an mir herunter. Da war nichts, aber auch wirklich garnichts auffälliges an meinem heutigen Outfit. Erneut blickte ich über den Schulhof, auf dem sich mittlerweile eine große Menge an Leuten angesammelt hatte und kam mir plötzlich auffallend normal vor.
Was solls, dachte ich mir. Den heutigen Tag kann mir garnichts vermiesen.

Ich schlenderte auf die große Eichentür zu, die in die Eingangshalle führte. Die Tür sah so antik aus, was mir auf Anhieb gefiel. Meine Hand umfasste den Türgriff und drückte ihn runter.

Ich drängte mich mit meiner dicken Tasche an zahlreichen anderen Schülern vorbei und sah mich in der Eingangshalle um. An der Wand gegenüber von mir sah ich einen großen Raumplan hängen, den ich sofort ansteuerte. An einem Raum in der oberen rechten Ecke stand in kleinen Buchstaben: 》Aufenthaltsraum der Jahrgangsstufe 11《. Ich prägte mir kurz den Weg zu diesem Raum ein und ging in Richtung Treppe.

Als ich in dem Raum ankam, saßen bereits einige Schüler an den Tischen. Jedoch schien ich nicht die Letzte zu sein, da noch viele Plätze frei waren.

Ich schaute mich um. Der Raum war in einem sehr hellen vanille-gelb angestrichen und hatte eine Fensterfront, die vom Fußboden bis zur Decke ragte. An den Wänden hingen einige Fotografien unter denen Namen von Schülern und deren Jahrgangsstufen standen.

Bis jetzt hatte mich keiner der Schüler bemerkt, da jeder Einzelne in einer Gruppe saß. Es wurde viel gelacht und man tauschte sich offenbar über die Sommerferien aus. Andere Menschen hätten sich in solch einer Situation einsam gefühlt, ich allerdings nicht, da ich es gewohnt war die Außenseiterin zu sein.

Hinter mir hörte ich die Tür aufgehen und Absätze klackern. Ich drehte mich um. Die Frau mit den pinken High-heels lief geradewegs auf die Tafel im Raum zu. Also wirklich eine Lehrerin, dachte ich mir. 》Guten Morgen! 》, rief sie in fröhlichem Ton und lächelte die Schüler breit an.
》Guten Morgen! 》, echoten die Schüler im Chor.
》Die meisten von euch werden mich noch von letztem Jahr kennen, für die Neuen unter uns erstmal ein herzliches Willkommen, ich bin Mrs. Smith, eure Srufenleitung. Ich möchte, dass sich nun jeder von euch einen Platz sucht und sich dort erst einmal hinsetzt, solange ich die Namensliste überprüfen werde. 》, summte sie immernoch gut gelaunt.

Ich guckte mich um und erblickte in der letzten Reihe einen freien Platz neben einem Jungen mit lockigen, roten Haaren und einem hübschen, zarten Mädchen in einem mintfarbenen Kleid, was definitiv vom Laufsteg stammte. Als eine der Letzten setzte ich mich auf meinen Platz und schaute erwartungsvoll nach vorne zur Tafel.

Mrs. Smith erhob ihre Stimme.
》Gregory Rufford?《
Der lockige Junge neben mir hob die Hand.
》Liam Fitch?《
》Hier!《 Ich blickte den Jungen an, der geantwortet hatte. Er hatte einen gebräunten Teint und dunkle Haare, die perfekt gestylt waren. Komisch, dass er mir vorher noch nicht aufgefallen war, obwohl er definitiv der hübscheste von allen Jungen in dem Raum war.
》Jace Monroe?《, hörte ich plötzlich eine Stimme sagen, die mich aus meinen Gedanken riss.
》Ja, hier!《 , entgegnete ich leise.
》Gut, dann haben wir alle. Ich teile nun jedem seinen Stundenplan aus, danach ist für heute erstmal Schluss, da ihr eure Materialien noch garnicht habt und Unterricht somit sinnlos wäre.《 , trällerte Mrs. Smith.

Mit meinem Stundenplan in der Hand verließ ich schließlich den Aufenthaltsraum mit einem vagen Lächeln. Meinen ersten Tag hatte ich geschafft, auch wenn ich noch viel länger in der Schule hätte bleiben können.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 07, 2015 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Devot und DominantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt