Polly | Kurt Cobain ff

Prolog

Da steht sie nun im Schnee. Eiskalt und wunderschön. Ihre vollen, braunen Haare fallen ihr nach hinten über die knochigen Schultern. Sie schlingt sich den schwarzen Mantel eng um den Körper. Ihre trockenen Lippen zittern, als sie den Mund öffnet, um zu reden.

"Nimm mich mit!", sagt sie mit brüchiger Stimme. Ein Grinsen schleicht sich in mein Gesicht. Sie gehört mir. Für immer.

Ich hebe sie hoch und trage sie zu meinem Onkel nach Hause. Zurzeit lebe ich bei ihm.

Ich lege sie sanft auf meinem Bett ab. Sie zieht sich den nassen Mantel aus. Sie trägt einen schwarzen Rollkragenpulli.

"Wie alt bist du?"
"14", sagt sie.
Ich lächle:"Ich auch."

Endlich umspielt auch ihre Lippen ein Lächeln.

"Soll ich dir etwas auf der Gitarre vorspielen?", frage ich sie. Ihre blauen Augen fangen an zu leuchten und ihre kindlichen Wangen kräuseln sich, als sie stürmisch nickt.

Ich hole meine Gitarre, die ich vor kurzem vor meinem Onkel bekommen habe, hervor, und etwa eine Stunde lang spiele ich ihr vor, was ich gelernt habe.

Etwa eine Stunde lang sitzt sie mir gegenüber und lauscht der Musik. Etwa eine Stunde lang schaut sie immer wieder zwischen mir und der Gitarre hin und her. Etwa eine Stunde lang wippen ihre kleinen Füße zum Takt.

"Wie heißt du?", fragt sie mich nach einer Weile.
"Kurt, und du?"
"Weiß ich nicht."
"Na, dann geben wir dir eben einen Namen.
Sie lächelt.
"Und welchen?"

Ich überlege eine Weile.
Dann kommt mir eine Idee.

"Polly", sage ich.