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Ich bin gerade mit den Kartoffeln fertig und sitze vor einem Korb mit Zwiebeln, als jemand meinen Namen nennt. Den vollen Namen. Überrascht schaue ich auf und sehe einen Mann, gekleidet, wie einen Diener feinerer Herrschaften, mit einem grauen Bündel im Arm beim Koch stehen. Was er jetzt sagt, verstehe ich nicht, doch es muss dieser Mann gewesen sein, der eben gesprochen hat.
Der Koch hebt die Schultern und breitet die Arme aus.»Niha aley Vea da Sais ney keheen.«
Dann bemerkt er, dass ich ihn ansehe.
»Offene Ohren aber faule Hände! Du hast Arbeit Mädchen.«
»Ich bin Vea.«
Rasch nehme ich eine Zwiebel und sehe Erstaunen auf dem Gesicht des Dieners.
»Du?«
Er neigt den Kopf ungläubig zur Seite. »Vea da Sais Lorana?«
Als ich nicke hebt er die Schultern und wirft mir das Bündel zu.
»Du sollst das tragen.«
Ich stehe auf. »Wohin?«
Der Diener bricht in Gelächter aus und auf dem Gesicht des Kochs erscheint ein breites Grinsen.
»Am Körper, Mädchen. Zieh dich um und komm wieder. Wahrscheinlich will der Mler d' Eartha es hier einigermaßen sauber haben.«
»In dem Fall müsste er dich bei voller Fahrt eine Zeitlang über Bord hängen!«
Der Diener stößt seinem Gegenüber den Ellenbogen in die Rippen, um sogleich lachend zur Seite zu springen. Die Antwort ist ein angedeuteter Schlag mit der Kelle. Dann sieht er mich an.
»Mädchen, leg los!«
Das würde ich gern tun, nur ... »Wo?«
»Da wo du schläfst.«
Ich unterdrücke mit Mühe einen Seufzer. »Mir hat noch niemand einen Platz zugewiesen?«
Der Koch wirft die Arme zum Himmel und brüllt in den Gang hinaus. Kurz darauf ertönt eine Antwort. Ich verstehe kein Wort doch die Reaktion des Kochs ist aufschlussreich. Was er hört, gefällt ihm nicht. Flüche sind in jeder Sprache gut zu erkennen.
»Da drüben.«
Er nickt zu einer etwa kniehohen Nische in der Bretterwand, die die Küche von den anderen Teilen des Schiffes trennt.
»Da wollte ich eigentlich das Brot verstauen.« Er hebt die Schultern. »Nimm dir später ein paar Säcke.«Also wird diese Nische mein Schlafplatz für die Fahrt sein. Ich schließe die Augen und atme einmal tief durch.
»Da drin kann ich mich nicht umziehen.«
Der Koch zuckt nur mit den Schultern. »Noch bin ich mit dem Fleisch beschäftigt Mach halt voran.«
Rasch entfalte ich das Bündel. Überrascht blicke ich auf die Dinge, die vor mir liegen. Ein grauer Überwurf, ein Hemd und Hosen. Hält man mich hier für einen Jungen? Ich weiß nicht, was man in Aidris trägt, ich habe in meinem gesamten Leben noch nie Hose getragen. Ein wenig unbehaglich steige ich hinein und finde sie überraschend bequem. Zumindest sind die Sachen trocken und sitzen passabel. Mit dem einfachen Stoffgürtel lässt sich alles in Form bringen. Ich schlüpfe in meine eigenen Schuhe zurück, breite mein Kleid und den Umhang über einer Kiste zum Trocknen aus. Zurück zu den Zwiebeln. Schälen, vierteln und danach in den Kessel, der bereits über dem Feuer hängt.
»Du bist nicht als hohe Tochter aufgewachsen.«
Der Koch macht eine Feststellung. Das war keine Frage. Ich schüttele den Kopf und unterbreche meine Arbeit nicht, als er fortfährt.
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Vea
FantasyIhr größter Traum wird wahr, ihre größte Sehnsucht erfüllt ... und verwandelt sich in einen Alptraum. Und alles, was sie kannte, scheint verloren. Vea freut sich, als ihr Vater sie als seine Tochter anerkennt. Dann muss sie erkennen, dass er dies...