Nach jenem Mahle, jenem Wein, jenen Worten während des Speisens im Spiele der Kithara schlug Antonius vor, zu ruhen zuvor sie sich tragen ließen zum Palatinus; noch sei es früh und noch sei es angenehm, die Stimmen der Saiten zu vernehmen und sich am Weine zu erfrischen, welcher rann aus den Händen wunderschöner Sklavinnen, und an welchem man seine Sinne und seinen Körper verjünge, wenn man ihn aus den in verspielten Ranken verzierten Kelchen trinke.
Attianus erkannte im Gefallen Domitius' Worte und sie begannen, um Rom und um die Verse seiner Dichter zu disputieren und um das Musische, welches Rom von den Hellenen abgesehen habe und indes ihre begonnenen Worte um Achaia weiter zu sprechen.
Und während sie sich wanden auf jenen Liegen sich erfrischten am Weine und an der Kithara, begannen sie über die achaischen Künste zu sprechen und mit homerischen Worten um jene Kulturen zu reden, um jene hellenischen Verse, jene Weine; um jene Musen, jene verfeinerte Lebensart, welche in Roms Augen einst den Niedergang Griechenlands bestimmt haben soll und in welcher sich in Rom derzeit viele zu zerstreuen ersuchten.
Und in jenem Wein, in jenem Porticus, verziert in achaischen Motiven; jenem Spiel der Kithara, welche, in den Händen einer Frau liegend, in ihrer Stimme ihrer ermunterte, erhoben sie sich bald, gingen im Porticus einher, legten sich von neuem auf jene Liegen, redeten bald, schwiegen bald; ihr Herz und ihren Verstand in jenen Klängen erfüllend, umgeben von jenem achaischen Luxus, um griechischen Statuen.
Und im Angesicht einer Griechin, welche, um eine achaische Statue stehned, ihre Worte, ihre Wünsche erwartete, musste Attianus sprechen; „Musen Siziliens, mögen wir singen etwas Erhabeneres1a; ich fürchte die Danaer2, obgleich sie Geschenke bringen1b."
In jenen Worten lag Bewunderung zugleich mit Schmeichelei und selbst ein ausgelassener musischer Spott, welchen Domitius über alles schätzte.
Nach einer Zeit in jener Aura der Ausgelassenheit aber, in welcher sie ihre Körper im Wein entspannten und in den Düften wohlrichender Öle, welche, dem Saitenspiele gleich, jenen Porticus erfüllten, entspringend aus ihren korinthischen Vasen; und nach jenen Worten erhob sich Antonius von den Liegen, die Worte; „Es lieben die Musen den Wechsel3", aussprechend.
Um ihn begannen die koischen Mädchen, den Saum seines Gewandes mit ihren Händen in künstlerischen Falten, Säulen von Achaia gleichend, zu ordnen, während sie ihm zugleich mit Bewunderung, Anerkennung und selbst Entzücken in seine Augen blickten. Antonius indes achtete dies nicht; allein die Worte; „Blicke, Attianus; ich bin bereit zu gehen", sprechend.
Die Sänfte erwartete sie seit Langem. Sie stiegen in sie und ließen sich, dem Vicus Drusianus4 entlang und den Gärten der Praedia Lateranorum5, zum Palatinus tragen - jener Straßen, erfüllt noch vor Rom von einer herrlichen, lyrischen und selbst philosophischen Ruhe, welche das achaische Rom selbst nicht zu geben vermochte.
Dort, wo die Sonne die griechischen Statuen in den Gärten berührte, die Wasser der Seen, die Blumen, welche die Haine jener Gärten erfüllten, und sie in dichterischer und künstlerischer; in unberührter Vollkommenheit erschienen ließ.
Und dessen musischen Rinnsal der Künste und des homerischen und philosophischen Schweigens, in welchen das Licht nährte lieblich jene Aura der Philosophie und es zärtlich die archaischen Bilder der Gärten berührte; und in dessen Hainen sich viele in Rom zu zerstreuen ersuchten, einem Ort gleich erschien; erfüllt der Vollkommenheit.
Doch exzentrische Ausgelassenheit; Wein, welcher den Verstand zerstreut; dionysiche Bilder, welche in den Häusern jedes Senatros die Wände schmücken; Greise, welche ihre Häupter mit Efeu umranken; trinkende Mädchen, welche in bacchaischen Wahnsinn zu tanzen ersuchen; Satyrn, welche den rasenden Aebutius6 mit Decken ersticken. Flötenspielerinnen, welche in ihren Klängen die Wahnsinne nähren.
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ΙΧΘΥΣ...ICHTHYS
Historical FictionRom. 95 nach Christus. Seit 14 Jahren herrscht der Tyrann Domitian über Rom und versetzt seinen Senatorenadel in Angst und Schrecken. Der junge Tribun Attianus sucht seinen Freund Antonius Domitius auf, den er lange nicht mehr gesehen hat. Antonius...