1.Kapitel

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Es war ein Mittwoch. Zumindest glaube ich das. Man kann von mir nicht erwarten das ich noch alles weiß, schließlich ist es schon so lange her. 20 Jahre müssten es her sein . An diesem Mittwoch vor 20 Jahren lernte ich Jane kennen. Sie sprach mich an, nicht ich sie. Das zumindest weiß ich noch ganz genau, denn sie hat es bei jeder Gelegenheit wiederholt. Ich wollte mir gerade eine Zigarrete anmachen, als ich Jane zum ersten mal sah. Sie trug ihre schwarzen lockigen Haare offen, sie hielt ein Schield hoch über ihrem Kopf auf dem stand: GEBET GRATIS und schaute jeden herausfordernd an der an ihr vorbeilief. Die Leute die sie sahen starrten kurz auf das Schild und dann auf Jane, aber keiner blieb stehen. Jane schien es nicht zu kümmern das die Leute sie für absonderlich, komisch oder verückt hielten. Sie empfand das was sie tat als normal und altäglich. Ich versuchte möglichst uninteressiert auszusehen, aber in Wirklichkeit fand ich das Mädchen das da ihr Plakat so stolz hochhielt mutig und außergewöhnlich. Wenn ich mich unbeobachtet fühlte warf ich einen schnellen Blick auf die andere Straßenseite zu ihr hinüber. Doch Jane schien jeden meiner flüchtigen Blicke zu bemerken und schenkte mir jedesmal ein strahlendes Lächeln als Antwort. "Hey",rief sie herüber und musste dabei gegen den Motorenlärm der ständig vorbeifahrenden Autos ankämpfen,"Du da komm mal rüber!" Die Leute die gerade an Jane vorbeiliefen sahen nun zu mir herüber. Ich tat das was viele an meiner Stelle getan hätten : Ich tat so als wäre ich nicht gemeint und schaute mich nach allen Seiten unbeteiligt um. Aber so leicht ließ Jane sich nicht abschütteln. " Ja, du! Komm rüber!" Sie zeigte mit dem Finger auf mich, sodass kein Zweifel mehr bestand wer gemeint war, sie hatte mich gemeint. Ich weiß noch das ich in Versuchung geriet einfach wegzulaufen und meine Zigarette irgendwo anders weiter zurauchen, aber letztendlich überquerte ich die Straße. Wobei ich versuchte ein Maximum an Coolness zu ereichen. Jane wartete nicht bis ich die Straße überquert hatte. Sie lief mit offenen Armen auf mich zu und als wir uns schließlich gegenüber standen schlang sie die Arme um mich. Ich wollte sie zurückstoßen, doch ihre Umklammerung hinderte mich daran. Nach gefühlten fünf Minuten, in denen tausend hupende Autos und mindestens das doppelte an schreienden Fußgängern stehen geblieben waren, löste sie sich von mir. Doch bevor ich ihr irgentwas an den Kopf werfen konnte, hatte sie mich am Arm gepackt und zog mich über die Straße, durch die wütende Menge hindurch. Wir hielten erst wieder an als wir auf einem Spielplatz angelangt waren. Auf dem nur einige Eltern mit ihren Kindern waren, die uns verwundert ansahen, als Jane sich ihren Weg zur Schaukel bahnte. Ziemlich außer Atem ließ Jane sich auf eine der Hollywood Schaukeln fallen und deutete auf den Platz ihr gegenüber. Ich wollte ihr tausend Vorwürfe machen und ihr irgendwelche Beleidigungen an den Kopf werfen ,aber Jane war schneller. "Jane", sagte sie und lächelte mich verlegen an "Ich heiße Jane und ich bin Christin"
Das "und ich bin Christin" klang bei Jane so, als hätte sie gesagt wie alt sie war oder was ihr Nachname war. Es war also kaum verwunderlich, dass ich sie skeptisch musterte.

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