Kapitel 2

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Er bemerkte mich nicht. Er bemerkte nicht, wie ich dabei war in anzustarren. Was auch besser so war.

Das Mädchen neben mir stellte sich als Violett vor. Sie hatte bereits versucht sich das Leben zu nehmen und versuchte mit ihren Ärmeln dauernd die Narben an ihrem Handgelenk zu verstecken. Als sie sich setzte, stellte ich mich hin und fing an zu reden.

„Hi ich bin Ana und 19 Jahre..." Weiter kam ich nicht da Josh mir ins Wort viel.

„Ana stell dich doch bitte mal ganz vor. Du bist schließlich heute zum ersten Mal hier."

„Gut. Also mein Name ist Anabelle Eva Welsh. 19 Jahre aus Greenside bei Newcastle. Ich bin neu hier hin gezogen weil mein Vater angeblich hierhin versetzt wurde. Aber ich glaube, dass wir wegen mir hier hin kamen. Meine Geschichte ist nämlich genau die Gleiche wie deine." Sagte ich und sah zu Harry hinüber.

„Meine Eltern sind beide streng gläubig und als ich mich ihnen einmal anvertraute mit ihnen über meine Gedanken, besonders über meine Haltung zum Tod sprach, machten sie sich sofort Sorgen und dachten, dass ich mir das Leben nehmen will. Dabei will ich das nicht mal. Ich will nur wissen was passiert wenn das Leben meinen Körper verlässt. Ich will darauf vorbereitet sein. Jedenfalls sehen meine Eltern allein schon den Gedanken an den Tod als eine Sünde, sie haben Angst das ich in die Hölle komme und meine Familie wegen mir auch in die Hölle muss. Also dachten sie, dass sich alles bessern würde wenn wir umziehen und ich diese Gruppe besuchen würde. Ich bin also auch nicht freiwillig hier." Und damit beendete ich meinen Monolog, setzte mich wieder und sah zu dem Jungen mit den braunen Locken hinüber. Er sah auch zu mir und schenkte mir ein kleines verschmitztes Lächeln welches ich nur erwidern konnte.

Josh bedankte sich bei mir für meine Offenheit der Gruppe gegenüber und redete dann weiter über den Tod und das der freiwillige Tod keine Lösung ist. Ich hörte ihm nicht weiter zu weil das Ganze mich nicht wirklich interessierte. Am Ende der Stunde hielten wir eine Schweigeminute für ein Mitglied der Gruppe, welches sich umgebracht hatte. Danach konnten wir alle gehen.

Auf dem Parkplatz steuerte ich meinen Wagen an und sah Harry, der mein Auto begutachtete.

„Deiner?" Fragte er erstaunt als ich mit dem Schlüssel das Auto öffnete.

„Mein ganzer Stolz." Gab ich zurück und meinte es auch so.

„Süß." Grinste Harry unverschämt und kam auf mich zu. „Anabelle richtg?"

„Ich bevorzuge Ana."

„Also Anabelle du hast wohl das gleiche Problem wie ich."

„Ich hab gar kein Problem!" Was sollte das denn heißen?!

„Ich meine damit ja auch nur das Problem mit den Eltern." „Hör mir mit meinen Eltern auf. Es ist der reinste Wahnsinn mit ihnen."

„Wem sagst du das. Meine Mutter muss die komplette Kontrolle über mich haben."

„Meine Eltern wollen das auch, aber ich lasse es nicht zu. Deswegen machen sie sich nur noch mehr Sorgen."

„Du rebellierst also?" Fragte er belustigt und als Antwort schenkte ich ihm ein kleines Lächeln.

„Es war nett dich kennen gelernt zu haben Anabelle, aber ich muss jetzt leider fahren. Meine Mutter dreht sonst noch durch." Er drehte sich um und wollte in den Mustang einsteigen als ich ihn aufhielt.

„Warte der ist dir?!" Fragte ich bewundert. Dieses Auto war einfach der Wahnsinn!

„Neidisch?"

„Wie wärs wenn du auch mal anfangen würdest dein eigenes Leben zu leben?"

„Was meinst du damit?" Fragte er.

„Weißt du ich bin neu in der Stadt. Was hältst du davon mich hier ein wenig rum zu führen?"

„Du meinst rum zu fahren?" Er lachte, holte sein Handy aus der Hose, tippte drauf rum und hielt es sich ans Ohr.

„Mum? Ja ich bins. Nein Mum mir geht's gut! Hör zu ich hab hier eben ein Mädchen kennen gelernt. Sie ist neu hergezogen und ich werde ihr noch ein wenig Holmes Chapel zeigen. Bis später. Hab dich lieb." Dann legte er auf.

„Wirklich? Du fragst bevor du dein eigenes Ding machst?"

„Ich will nur das sie sich keine Sorgen macht. Sie würde durchdrehen wenn ich nicht nach Hause kommen würde." Ich nickte verständnisvoll.

„Na los, steig ein und ich zeig dir die Stadt. Ich bring dich danach wieder hin hin zu deinem Auto." Ich freute mich wie ein kleines Kind in dieses Auto einzusteigen.

Als Harry das Auto startete überfuhr Gänsehaut meinen Arm.

„Machen wir einen Deal." Sagte Harry als wir vom Parkplatz fuhren.

„Ich zeige dir hier alles und fahre dich rum, dafür erzählst du mir alles über dich. Einverstanden?"

„Einverstanden." Ich wusste, dass das ein langer Abend wurde, aber ich freute mich drauf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 14, 2015 ⏰

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