Schuldgefühle

Die letzte Fahrt

In einer Kurve starb ihnen das Auto ab. Melanie stieg aus um nach dem Motor zu sehen, weil der Wagen auch nach mehreren Versuchen nicht anspringen wollte. Plötzlich vibrierte die Erde und immer mehr Risse zeichneten sich auf dem Waldboden ab. Ehe sich Melanie versah, begann die Erde zu rutschen. Ihre Eltern wurden panisch. Immer noch saßen sie in dem Auto, welches bereits droht, von dem Erdrutsch mitgerissen zu werden. Verzweifelt begann Melanie mit voller Kraft an der klemmenden Tür des Autos zu zerren, doch zu tief war es bereits in der Erde versunken. Sie wollte den Griff nicht lockern, doch spürte bereits, wie ihre Beine im Schlamm versanken. Doch wie hätte sie loslassen können, wenn sie die, durch die Scheiben gedämpften Schreie ihrer Eltern vernahm. Ohne die Türe einen Spalt weit geöffnet zu haben, rutschte das Auto schließlich, zusammen mit jede Menge Gestein und Erde den steilen Hang hinab. Melanie gelang der rettende Sprung auf festen Untergrund und sie sah, wie ihre Eltern ohne Unterlass versuchten sich aus der stützenden Todesfalle zu retten. Doch mit dem Einschlagen der Windschutzscheibe schmiedeten sie ihren eigenen

Tod. Das zersprungene Glas sollte zum Mordinstrument werden. Melanie vernahm einen Schrei, der die Grausamkeit aller vorhergehenden bei weitem übertraf. Sie hatte sich ein paar Meter weiter in Sicherheit gebracht und musste den Todeskampf ihrer Eltern unter Weinkrämpfen mit ansehen. Nach dem der scheinbar endlose Schall des letzten Schreies im Wald verklungen war, wurde es totenstill. Einzig das leise Wimmern von unterdrückter Fassungslosigkeit war zu hören.

Ein Auto stoppte und der Fahrer erkannte sogleich die Situation. Doch als der Bergungstrupp eintraf, konnten sie nur noch die Leichen aus dem Autowrack bergen und Melanie unter psychologische Betreuung stellen. Die Rettungskräfte brachten sie anschließend nach Hause, und gaben ihr Ratschläge zur Verarbeitung der Geschehnisse.