Kapitel 1

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"Hey Luis"
"Hey, spielen wir heute abend wieder zusammen World of Warcraft? Ich möchte ein paar Tricks lernen, damit ich nicht wie ein anfänger neben dir aussehe."
"Marco du spielst gerade mal seid 3 Wochen natürlich bist du nicht so gut wie der meister"
"Bah, eigenlob stinkt. Ausserdem ist Pixelmaster immernoch der beste Spieler. Also kommst du heite abend so um 18:30 zu mir, wir können uns eine pizza bestellen und du kannst an den Pc von Finn."
Finn ist mein jüngerer Bruder, er ist 12 Jahre alt und nur halb so nervig wie Louisa.
"Gut abgemacht, ich pack meine sachen mach noch eben mathe und komm dann zu dir rüber."
Mit diesen worten legte er auf und stand 2 stunden später vor unserer Haustür. Nachdem wir uns die pizza bestellt und gegessen hatten (ich eine mit Salami und Luis eine mit Fisch), gingen wir in mein Zimmer, wo ich schon den Computer von Finn aufgebaut hatte, er stand direkt neben meinem. Wir sezten uns vor die Computer, schalteten sie an, und loggten uns ein. Finn hatte glücklicherweise WoW schon auf seinem PC, womit wir uns nur im Spiel einloggen mussten, und nicht das ganze Spiel runterladen.

Wir standen auf einem großen Feld. Obwohl, es war eigentlich kein Feld. Um uns herum wiegten rote Mohnblumen und grüne Bäume sich im Wind. Der Himmel war strahlend blau, keine einzige Wolke konnte ich erkennen, womit sich mir die Frage auftat, woher das Lüftchen kam. Ein bisschen Wind hätte ich noch verstanden, aber das hier war mehr als ein bisschen. Der Klatschmohn wehte richtig. Hier und da flogen sogar ein paar rote Blütenblätter umher. Es war eigenartig still. Zu still? Natürlich war es still. Es war schließlich ein Spiel, da war die Stille doch nur logisch. Ein Zwitschern hallte durch die Stille. Ein kleiner Vogel flatterte von einem Baum herunter und kam direkt auf uns zu. Luis zog ein bronzenes Schwert aus einer Scheide, die an seinem Gürtel hing.
"Es ist doch bloß ein Rotkehlchen", rief ich ihm zu.
"Wer weiß", knurrt er, dann schlug er zu. Das Rotkehlchen war jedoch verschwunden.
"Ich habe doch gewusst, dass es sich nicht bloß um einen harmlosen Vogel handelt", bemerkte Luis mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
"Woher", fragte ich vorsichtig.
"Das merkt man. Du wirst es auch irgendwann merken", erklärte er.
Ich sah mich noch einmal um. Dieses Mal darauf bedacht, dass ich wirklich nichts übersah. Die Blätter der Bäume wehten noch immer hin und her, aber mir kam es so vor, als hätte sich die Farbe geändert. Das leuchtende, helle Grün wich einem dunklen Grün, was jedoch nicht weniger leuchtete. Zwischen den Bäumen wuchs gelbes Weizen oder irgendeine blaue Art von Pflanze, die mir etwas suspekt vorkam. Wieso war sie mir nicht vorher aufgefallen? Lag es daran, dass ich mich so auf den Wind konzentriert hatte? Oder, was weitaus beunruhigender war, war das blaue Gewächse vorher noch nicht vorhanden?
Plötzlich verdunkelt sich der Himmel.
"Luis", hörte ich mich fragen,"wollen wir nicht lieber etwas anderes machen und das Spiel Spiel sein lassen?"
"Was? Jetzt, wo es spannend wird, kneifst du. Das ist ja mal typisch."
"Ich bin halt noch nicht so weit und ebenfalls noch nicht so mutig", versuchte ich es zu erklären.
Das schien ihm halbwegs einzuleuchten, denn er nickte stumm.

"Du bist noch nicht so weit", fragte er, als wir die Computer ausschalteten.
"Natürlich nicht. Ich spiele das Spiel noch nicht so lange."
"Wusstest du, dass Maya wieder Single ist", wechselte Luis das Thema.
"Nö", antwortete ich kopfschüttelnd, "Interessiert mich auch ehrlich gesagt nicht."
Das war gelogen und das wusste mein Freund genau. Maya war das hübscheste Mädchen der ganzen Schule. Sie hatte blondes Haar und dazu warme, braune Augen. Sie war nicht zart oder elfenhaft, auch nicht übermäßig dünn. Sie war einfach sie selbst.
"Oh, das interessiert dich sehr wohl, mein Freund. Bei einem Mädchen wie ihr wird zwar keiner von uns landen, aber wir können sie aus der Ferne anhimmeln", sagte er lachend. Auch ich fing an zu lachen.
Ich setzte einen verträumten Blick auf und starrte ein Poster an meiner Wand an. Luis fing an sich vor lachen zu krümmen.
"Gute Nacht", brachte ich ihn zum Schweigen und knipste das Licht aus. Ich hatte wirklich keine übermäßige Lust über Maya oder World of Warcraft zu reden.

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