XlV.//BEDTIME part4

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Am nächsten Tag raste ich von der Schule nach Hause, riss Bettdecke und Matratze aus dem unteren Bett, entfernte sämtliche Bretter und Latten und stellte einen Schreibtisch, eine Kommode und ein paar Stühle, welche sich vorher in dem Schrank befanden, in dem sich nun die übrigen Teile des Bettes befanden, anstelle des unteren Bettes dort hin. Meinem Vater erzählte ich, dass ich 'ein Büro bauen' würde, was er bezaubernd fand, aber ich würde verloren sein, wenn ich diesem Ding, welches jede Nacht bei mir war, noch eine Nacht einen Platz zum Schlafen liefern würde.

Als die Dunkelheit einbrach, lag ich da und dachte daran, dass meine Mutter nicht im Haus war. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Mein einziger Impuls war, in das Schlafzimmer meiner Eltern zu schleichen und ein kleines Familien-Kruzifix, welches ich dort einmal gesehen hatte, aus ihrem Schmuckkästchen zu nehmen. Obwohl meine Familie nicht wirklich religiös war, glaubte ich in diesem Alter noch an Gott und hoffte, dass das Kruzifix mich irgendwie schützen würde. Trotzdem lag ich immer noch ängstlich und panisch in meinem Bett und umklammerte das Kruzifix in meiner Hand unter meinem Kopfkissen, während der Schlaf über mich hereinbrach und ich in das Land der Träume fiel, immer noch hoffend, dass ich am nächsten Morgen unversehrt aufwachen würde. Unglücklicherweise war dies die schlimmste Nacht von allen.

Allmählich wachte ich auf. Es war immer noch dunkel. Als meine Augen langsam wieder klar wurden, konnte ich nach und nach mein Fenster ausmachen, dann die Wände, ein paar Spielzeuge auf dem Regal und... Auch heute noch schaudere ich bei dem Gedanken an die völlige Stille, die zu diesem Zeitpunkt herrschte. Kein Rascheln der Bettdecke. Keine einzige Bewegung. Der Raum fühlte sich leblos an. Leblos, aber nicht leer.

Der nächtliche Besucher, dieses unwillkommene, keuchende, hasserfüllte Ding, welches mich Nacht für Nacht terrorisierte, lag nicht im unteren Bett. Es lag in meinem Bett. Ich öffnete meinen Mund, um zu schreien, aber ich brachte keinen Ton heraus. Die Panik hatte mir die Stimme geraubt, ich lag bewegungslos da. Wenn ich nicht schreien konnte, wollte ich auch nicht, dass dieses Ding weiß, dass ich wach bin.

Ich hatte es nicht gesehen. Ich konnte es nur fühlen. Ich wusste nicht, ob es sich unter oder auf meiner Bettdecke befand. Ich konnte seine Umrisse erkennen und seine Anwesenheit spüren, aber ich wagte es nicht, genau hinzusehen. Sein Gewicht auf mir drückte mich in die Matratze, eine Erfahrung, welche ich nie vergessen werde. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Stunden vergingen. Als ich bewegungslos in der Dunkelheit dalag, war ich ein verängstigter, panischer kleiner Junge.

Wenn das alles während der Sommermonate passiert wäre, würde es draußen schon hell sein, aber der Griff des Winters ist lang und unbarmherzig und ich wusste, dass es noch Stunden bis zum Sonnenaufgang dauern würde; ein Sonnenaufgang, nach dem ich mich über alles sehnte. Ich war von Natur aus ein ängstlicher Junge, aber ich erreichte einen Punkt, an dem ich nicht länger warten konnte, wo ich unter dieser intim perversen Abscheulichkeit nicht länger überleben konnte.

Angst kann dich fertig machen, dich abwetzen, nur eine winzige Spur deiner Nerven zurücklassen. Ich musste aus diesem Bett. Dann erinnerte ich mich an das Kruzifix. Meine Hand lag nach wie vor unter dem Kissen, aber sie war leer. Langsam bewegte ich mein Handgelenk und tastete danach, minimale Bewegungen, um so gut wie möglich Geräusche und Vibrationen zu vermeiden, aber ich konnte es nicht finden. Ich könnte es aus dem Bett gestoßen haben oder... Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass es aus meiner Hand genommen worden sein konnte.

Ohne das Kruzifix verlor ich jedes Bisschen Hoffnung. Selbst in solch einem jungen Alter kann einem plötzlich bewusste werden, was der Tod ist, und das kann einen ziemlich fertig machen. Ich wusste, ich würde in diesem Bett sterben, wenn ich weiterhin untätig daliegen würde. Ich musste aus diesem Raum, nur wie? Aus dem Bett springen, und hoffen, dass ich es bis zur Tür schaffe? Was, wenn es schneller ist, als ich? Oder sollte ich besser langsam aus dem oberen Bett schlüpfen und versuchen, meinen unheimlichen Bettgenossen nicht zu stören?

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