Morgengrauen

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Der Geruch von Erbrochenem und Urin schlug Nicki entgegen als sie aus der rauchverhangenen Kneipe trat. Sie stand für einen Moment nur reglos da und ließ die kalte Novemberluft auf sich wirken.

Nach einigen Sekunden drehte sie sich nach rechts und ging die Straße hinunter. Sie kam an Obdachlosen die in Hauseingängen schliefen, Schlägern die in dunklen Gassen lungerten und benebelten Junkies die mit glasigen Augen durch die Gegend schwankten vorbei. Dann blieb sie stehen. Sie drehte sich langsam um. Zuerst sah sie nichts als den verdreckten Bürgersteig und dunkle, schwarze Schatten. Dann löste sich eine riesige Gestalt aus den Schatten und lehnte sich an die Ziegelmauer des baufälligen Gebäudes neben dem sie stand. Nicht gerade eine gute Idee wenn man den zwei Meter großen Mann bedachte welcher noch dazu 150 kg Muskelmasse auf die Waage brachte. Jedoch beanspruchte etwas ganz anderes ihre Aufmerksamkeit. Er war blass und seine sonnengebräunte Haut wirkte in dem flackernden Licht der Neonlampen grau. Eine Zigarette steckte lose zwischen seinen Lippen und glühte vor sich hin. Unter seinen eisblauen Augen lagen tiefe Schatten. Sein Blick war starr nach vorn gerichtet, auf einen Punkt fixiert den sie nicht sehen konnte. All das ließ darauf schließen, dass er schon wieder seit einer ganzen Weile unter den Albträumen litt. Nicki sagte nichts, das brauchte sie auch gar nicht. Sie ging zu ihm, langte nach oben, nahm ihm die Zigarette aus dem Mund und warf sie auf den Boden um sie dort aus zutreten. Dann nahm sie eine seiner riesigen Pranken in ihre viel kleinere Hand und zog ihn mit sich mit.

Während sie durch die Straßen gingen färbte sich der Himmel langsam von schwarz zu blau.

Irgendwo bellte ein Hund und sie meinte den Duft von frischem Brot zu riechen.

Als sie zum Himmel aufblickte und die Morgendämmerung beobachtete zog sie ihren Begleiter näher zu sich, wollte seine Wärme spüren, das tröstende Gefühl eines Freundes an ihrer Seite. Während der Himmel sich weiter blau färbte dachte sie, dass selbst jemand wie Rex manchmal einen Freund brauchte. 

Es gibt Zeiten die einfach nur schwarz sind, doch, solange die Sonne wieder aufgeht gibt es auch immer ein Morgen.

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