Nacht des Sturms

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Der Regen prasselte erbarmungslos auf sie nieder als sie Barfuß über den verdreckten Bürgersteig lief. Ihre silbern glitzernden High Heels, die sie sich von ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin geliehen hatte, baumelten lose in ihrer linken Hand während sie mit gesenktem Kopf weiter lief nur um kurz darauf in eine Seitengasse einzubiegen. Dort ging sie zu einer grauen Metalltür die in ein großes Treppenhaus führte.
Im zweiten Stock angekommen stand sie für einen Moment reglos vor der schweren Eichentür bevor sie klopfte, erst noch zaghaft dann wurde es jedoch zu einem drängenden Hämmern.
Sie wusste nicht wieso sie hier war anstatt zu ihrer besten Freundin zu laufen, wusste nicht ob dies hier ein Fehler sein könnte doch als hinter der Tür eine, vom Holz der Tür gedämpfte aber dennoch warme und tiefe Männerstimme ertönte und kurz darauf die Eichentür aufschwang und sie einen großen, zerzausten und wunderbar schläfrigen Jack vor sich hatte, war ihr Kopf wie leer gefegt.

Er hatte keine Ahnung wer die Eier besaß um ein Uhr morgens an seine Tür zu klopfen, doch er wusste das dieser jemand ja so was von tot war. Als er jedoch die Tür öffnete sah er zu seiner Überraschung keinen Idioten mit Todeswunsch vor sich sondern eine klatschnasse und ziemlich verloren wirkende Lex. Er wusste nicht was er sagen sollte, stand einfach nur da. >> Was zum Teufel ist denn mit dir passiert? <<, fragte er schließlich und als ob seine Worte einen Damm gebrochen hätten warf sie sich mit einem herzzerreisenden Schluchzer in seine Arme. Er hielt sie fest während ihr Körper geschüttelt wurde als ob ein Erdbeben durch sie hindurch lief. Er hielt sie die ganze Nacht hindurch, wiegte sich mit ihr sanft hin und her bis sie sich in den Schlaf geweint hatte. Die Sachen die sie trug deuteten darauf hin das sie entweder auf einer Party gewesen war oder ein Date gehabt hatte. Er tippte auf letzteres. Während der Donner das Gebäude zum Wanken brachte, Blitze den Nachthimmel erleuchteten und der Regen gegen die Fenster trommelte, schwor er sich das, wenn er den Bastard der dieser starken Frau in seinen Armen das angetan hatte erwischte, würde er ihm den Hals umdrehen.

Lex wurde von dem Geruch frisch gemahlenen Kaffees und gebratenen Specks geweckt.
Sie zog sich das Kissen wieder über den Kopf, doch es dauerte nicht lange bis sie sich aufsetzte und sich nach der Quelle dieses wundervollen Geruchs umsah.
Auf nackten Sohlen tapste sie durch die Wohnung ihres Ex' zur Küche. Als sie dort ankam
verlor sie keine Zeit und fragte sofort: >> Wie schlimm war es? << Jack, der gerade dabei war ein Ei aufzuschlagen, drehte sich zu ihr um und ihr blieb erst mal die Luft weg. Er trug nichts als eine tief auf den schmalen Hüften sitzende Jogginghose und seine Erkennungsmarken. Sein kurzes schwarzes Haar war zerzaust und seine katzengrünen Augen leuchteten. Er musterte sie kurz, vergewisserte sich das sie nicht jeden Moment wieder anfangen würde zu heulen und lächelte sie dann schwach an.

So eine Frage war vollkommen typisch für Lex. Genau so eine Frage sagte ihm das sie wieder einigermaßen auf dem Damm war, dennoch nahm er sie noch einmal genau in Augenschein um sich zu vergewissern das auch alles in Ordnung war. Jack war ziemlich geschockt gewesen als sie zu ihm gekommen war anstatt ihren Kummer im Alkohol ertränkt zu haben, so wie sie es normalerweise mit ihren Problemen machte. Doch anders als dieses Thema anzusprechen ging er zu ihr hin und zog sie in seine Arme. Zuerst versteifte sie sich doch dann gab sie nach, legte ihren Kopf an seine Brust und schlang die Arme um ihn.
Der Sturm von letzter Nacht war in einen leise prasselnden Regen übergegangen. Es war trübe, doch wie jeder Sturm würde auch dieser hier wieder aufklaren.

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