Langsam ging Sierra den dunklen Gang entlang. Das Blut machte den Boden rutschig. Es war überall, an den Wänden, an ihr. Es klebte in ihren Haaren, rann ihr in die Augen und tropfte von ihren Fingern. Einen Fuß vor den anderen setzend ging sie weiter, immer schneller, bis sie rannte. Sie hatte nur ein Ziel. Den Mann finden der dies hier getan hatte. Den Mann den sie liebte. Sie glitt auf dem Blut bedeckten Boden aus, fiel, rappelte sich wieder auf, rannte weiter. Ihr Atem ging schwer. Tränen brannten ihr in den Augen, ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf. Sie drängte beides zurück. Es war noch nicht zu spät.
Sie meinte sogar seinen langsam schwächer werdenden Herzschlag hören zu können.
Das Ende des Ganges kam in Sicht, es war ein aus dem Stein gehauener bogenförmiger Durchgang. Im Zwielicht konnte sie nicht viel erkennen, doch sie wusste das er dort war, spürte ihn. Sie erreichte den Durchgang. Trat über die Schwelle. Plötzlich erzitterte das gesamte Gebäude. Ein letztes aufwallen seiner Macht. Er begehrte ein letztes mal auf, kämpfte. Sein Herzschlag wurde schwächer, verstummte. Dann, Stille.
Sie betrat einen riesigen Saal, das kuppelförmige Dach war aufgerissen. Er lag in der Mitte des Saales. Die muskulösen Arme waren ausgebreitet, seine goldenen Augen blickten starr in den Himmel. Langsam ging sie auf ihn zu. Als sie neben ihm angelangte gaben ihre Knie nach und schlugen hart auf dem Boden auf. Sie merkte es nicht, fühlte sich innerlich tot. Sanft strich sie mit ihren Fingerspitzen über seine Wange.
Kleine Wassertropfen trafen auf sein Gesicht. Sie weinte. Doch dann, einem Impuls folgend, legte sie ihm die Finger ans Kinn. Sie teilte seine Lippen, öffnete seinen Mund. Zögernd beugte sie sich über ihn, holte Luft, hielt sie an. Nach einem weiteren Zögern presste sie ihre Lippen auf seine. Sie atmete aus, ließ ihren kühlen Atem in seinen Mund, seine Lungen strömen. Zuerst passierte nichts und sie fing wieder an zu Schluchzen. Eine Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie schaute genauer hin. Plötzlich bäumte sich sein riesiger Körper auf. Er schnappte nach Luft, nahm einen tiefen Atemzug. Er sackte zurück auf den Boden. Seine massige Brust hob und senkte sich hektisch. Er blickte verwirrt um sich, dann bohrte sich sein goldener Blick in sie. Er lebte. Er Atmete. Mit einem tränen erstickten Auflachen warf sie sich in seine Arme. Sie spürte seine Stärke. Er war hier.
Er, Atlas. Titan der Stärke.
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Story Collection
RomanceAlle meine Story Previews aus denen später mal Bücher werden sollen in einem Buch: Gestaltwandlerserie Nr.1, Chicago Timber Wolves: Morgengrauen Nacht des Sturms Wintermorgen Abenddämmerung Mondschein Sonnenstrahlen Chaos...