52.

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Rhea

„Majestät – wollen Sie etwas?"

Flüchtig sah ich zu Officer Morgenstern auf. „Nein vielen Dank, Morgenstern." Der junge Soldat nickte und stellte sich wieder in seine Position.

Ich hasste es hier so beobachtet arbeiten zu müssen, aber als Königin dieses gottverdammten Landes blieb mir absolut keine Wahl.

Stöhnend durchwühlte ich die ganzen Papiere von Unterlagen, die ich alle unterschreiben – oder ablehnen musste.

Allerdings konnte ich mich absolut nicht konzentrieren – besonders seit dem Beginn des Castings nicht.

Ich war eine Schnüfflerin – alles musste mich ganz genau interessieren. Und wenn ich nicht vorsichtig war, konnte ich auffliegen.

Natürlich war sie es.

Rain hatte die Haare ihrer Mutter und die Augen ihres Vaters geerbt.

Instinktiv presste ich meine Hände zusammen, um nicht an David zu denken. Seine warmen, braunen Augen. Sogar Rain's Lächeln erinnerte mich an ihn.

Und dann kam dieses Casting und hatte alles zunichte gemacht, das beschauliche Leben, dass ich mir als eine Vier aufgebaut hatte.

Mit einem trunksüchtigen Pöbel, der noch König dieses Landes war und sein Leben in den Zimmern dieses Schlosses verbrachte.

David hatte immer schon einen Hang zum Gefährlichen gehabt und es war nur eine Frage der Zeit bis er sich den Nordrebellen anschloss. Sein Lebenswille, sein Mut und die Maske eines unschuldigen, unsicheren Nerds, der in Wirklichkeit tödlich sein konnte.

Mit Rain's Erscheinen kam aber auch die Gewissheit, dass er tot war. Und Mariah auch.

„Und wie geht's voran?" Ich wartete ein paar Sekunden, bis ich in sein Gesicht sah.

„Gut.", sagte ich knapp.

Holder nickte. Ein Diener kam angelaufen. „Ihre Majestät – möchten Sie etwas zu trinken?" Holder schüttelte nur stumm den Kopf.

Er war unrasiert und stank nach Schnaps.

Ich hasse dich, sagte meine innere Stimme. Dafür, dass du mir die Liebe meines Lebens genommen hast – und dazu meine beste Freundin.

Ich unterdrückte die Tränen und täuschte ein Lächeln vor. „Und wie geht es bei dir?" Er schüttelte den Kopf und verschwand mit einem Schulterzucken in seinem Zimmer.

Arschloch, gottverdammtes Arschloch! Genauso wie dein bester Freund König Clarkson.

Und was hatte ich von diesem Leben? Nichts.

Wir lebten nur nach dem Sinn und Zweck zu überleben und dazu noch Macht zu haben,hatte Mariah mir mal gesagt.

Du und deine Sprüche, Mariah.", hatte ich gesagt. Sie war damals noch ein bisschen abergläubisch gewesen und quatschte mich mit dem Engelskram voll.

Damals.

Als David Montgomery noch glücklich waren.

Vor zwanzig Jahren.

Ich hielt inne und schwelgte in den Erinnerungen – unser erster Kuss am Wasserfall – wie ich dann zu Mariah gelaufen war und ihr alles erzählt habe.

Unbewusst blätterte ich Rain's Akte auf und sah mir ihr Bild an.

Und dann ging alles schief.

Mariah wurde von ihrem Vater an Joseph Day verkauft, wo sie verdammt war, in Kaste Sieben abzusteigen. Zu dem Zeitpunkt hatte sie schon ihr erstes Kind.

A Selection Story: Die Rebellin /  #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt