Die ersten Sonnenstrahlen schienen durch die dicht bewachsenen Bäume am Phoenix See und boten ein einzigartiges Wechselspiel zwischen Licht und Schatten. Das fröhliche Gezwitscher der Vögel, die in den Bäumen saßen und von einem Ast zum nächsten flatterten und dabei die Blätter zum rascheln brachten, rundeten das Bild eines perfekten Sommermorgens ab.
Eine junge Frau verlangsamte ihr Tempo und kam zum stehen. Außer Atem stützte sie sich auf ihren Beinen ab und wischte sich ein paar verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht. Mit tiefen Atemzügen sog sie die frische Morgenluft ein. Sie liebte dieses Gefühl, wenn ihre Lungenflügel wieder mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurden und sich ihr Atem nach und nach beruhigte, sodass sie diese einfachen, aber perfekten Momente wieder genießen konnte. Jedes Mal genoss sie Ruhe, die noch herrschte wenn sie früh morgens unterwegs war. Keine Leute, die hektisch zur Arbeit eilten, keine Hundebesitzer, die mit ihren Hunden die Wege unsicher machten und sie damit zwangen einen großen Bogen um sie zu gehen aus Angst der Hund könnte sie anbellen oder - noch schlimmer - ihr hinterher rennen oder beißen. Einfach nur sie, ihre Musik und die Einsamkeit, die sie umgab. Nachdem sich ihr Atem wieder normalisiert hatte schlenderte sie gemütlich die letzten Meter zum Haus zurück. Eilig hatte sie es dabei nicht. Am liebsten wäre sie noch eine weitere Stunde um den See gejoggt, aber das hätte eine weitere dreiviertel Stunde gedauert und so lange hätte nicht ungestört die Zeit genießen können. Es wäre voller um den See geworden und wahrscheinlich hätte Cathy sie auch angerufen um zu fragen wo sie bliebe. Eigentlich nahm sie ihr Handy nie zum Joggen mit; eine Angewohnheit, die ihre Mutter noch nie gut geheißen hatte und auch Cathy ließ sie nicht ohne Handy aus dem Haus. "Was, wenn dir irgendwas passiert, du dich verletzt, zusammenbrichst oder sonst was? Oder ich dich erreichen muss?", bekam sie immer von ihr zu hören, wenn sie doch wieder versuchte ohne Handy loszugehen. Es half alles nichts, also nahm sie es brav mit um jeglichen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Dass sie es immer auf lautlos stellte und kein einziges Mal drauf schaute, sagte sie Cathy nicht. Sie wollte sich diese ruhigen und für sie entspannenden Momente nicht durch den Zwang immer erreichbar sein zu müssen oder jemanden erreichen zu können kaputt machen.
Viel zu schnell kam sie an einem der vielen modernen Neubauten, die rund um den Phoenix See in voller Pracht standen, an. Jedes Mal wenn sie die flachen Stufen zum Eingangsbereich hoch stieg, schaute sie an dem weißen Haus vor sich hinauf. Große Glasfronten erstreckten sich an der Vorderseite und boten vom Wohnzimmer aus einen herrlichen Blick auf den Phoenix See und das Geschehen drum herum.
Hannah seufzte als sie die Haustür aufschloss und nach oben in ihr Zimmer ging, wo sie sich auch gleich unter die Dusche stellte. Obwohl sie schon seit fast einem Monat bei Cathy und Mats wohnte, hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt ein eigenes Bad an ihrem Zimmer angeschlossen zu haben. Ihre alte Wohnung in München hatte diesen Luxus nicht und manchmal kam sie sich in dem großzügigen Badezimmer mit der begehbaren Dusche und der Badewanne im Eck verloren vor. Sie war sie sowieso nicht sicher, ob sie sich in Dortmund jemals wohlfühlen würde. Alles war noch so fremd und anders und selbst Cathys lieb gemeinten Versuche ihr die Stadt schmackhaft zu machen, indem sie sie zum Shoppen, ins Stadion oder zu ihren Freundinnen mitgenommen hatte, hatten noch nicht viel dazu beigetragen, dass sie sich heimisch fühlte. Aber sie war ihrer Cousine dafür dankbar, auch dafür dass sie sie ohne zu Zögern und ohne Bitten oder Nachfragen bei sich und Mats aufgenommen hatte als sie gehört hatte, dass sie aufgrund einer besseren Position in ihrem Job München für Dortmund aufgeben musste.
Heute wollte Cathy sie wieder mitnehmen. Mats und zwei seiner Teamkollegen und deren Freundinnen hatten sich zum Brunch verabredet und Cathy hatte natürlich die super Idee sie dazu mitzunehmen. "Können wir Hannah auch mitnehmen?", hatte Cathy Mats sofort gefragt als dieser Ihr von den Plänen erzählt hatte und so freundlich wie Mats eben war hatte er nicht nein gesagt.
Allein schon der Gedanke wieder unter Fremden und lauter Pärchen zu sein war ihr schon zu viel, aber dass auch noch zwar vergebene, aber höchstwahrscheinlich gut aussehende Männer dabei waren, ließ sie später bestimmt komplett verstummen. Hannah sah sich schon in ihrem Müsli herumstochern während die anderen sich fröhlich unterhielten und über Dinge und Leute sprachen, bei denen sie einfach nicht mitreden konnte.
Seufzend stieg sie aus der Dusche und begann sich anzuziehen und ihre Haare zu trocknen. Hannah merkte wie sie begann zu trödeln, was sie immer tat, wenn sie vor einer ihr unangenehmen Situation stand, als würde das Trödeln dazu beitragen, dass sie nicht da durch musste. Aber alles half nichts. Ein Blick auf die Uhr und Cathys Rufen nach ihr gaben ihr zu verstehen, dass sie sich nicht mehr davor drücken konnte. Sie band ihre braunen Haare schnell zu einem Pferdeschwanz zusammen, mied einen weiteren Blick in den Spiegel und eilte schließlich nach unten, wo Cathy schon freudestrahlend auf sie wartete.
"Wo ist Mats?", fragte Hannah verwundert als sie ihn nirgends sah und etwas Hoffnung keimte in ihr auf. Vielleicht wurden die Jungs zu einem spontanen Training gerufen und der Brunch endete in einem Mädelstag? Hannah wäre das mehr als recht, sie würde sich dann nicht ganz so unwohl fühlen, aber als Mats aus dem Wohnzimmer um die Ecke bog und sie anlächelte, den Arm um sie legte und "Können wir?" fragte, waren ihre Hoffnungen sofort wieder zunichte gemacht. Kein Wunder, es war immerhin noch Sommerpause und frühestens in 6 Wochen ging das Training wieder los.
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My Walls Are Falling In On Me (Marco Reus)
RomanceEine Story über zwei Menschen, vom Kennenlernen, vom Vertrauen lernen, vom Lieben lernen, vom Verlieren lernen...und vom Zurückgewinnen? Hannah lebt als Neu-Dortmunderin zum Übergang bei ihrer Cousine Cathy und deren Freund und lernt dabei ihr Lebe...