Introducing him

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Gähnend rieb sich Marco die Augen als die morgendlichen Sonnenstrahlen durchs halb offene Dachfenster direkt in sein Gesicht schienen. Im Sommer liebte er es bei offenem Fenster zu schlafen, da die Hitze in seiner großen Dachgeschosswohnung nach heißen Sommertagen fast unerträglich war. Als sich seine Augen an die Helligkeit gewohnt hatten, sah er aus dem Fenster über sich. Strahlend blauer Himmel, es war keine einzige Wolke zu sehen. Eigentlich perfektes Wetter um Joggen zu gehen und schon mal etwas persönliche Vorbereitung auf die bevorstehende Saisonvorbereitung zu betreiben, um beim neuen Trainer von Anfang an einen guten Eindruck zu hinterlassen. Marco überlegte kurz, drehte sich aber wieder um und schloss wieder die Augen, schließlich hatte er Urlaub und durfte sich das Ausschlafen auch mal gönnen. So sehr er Fußball und alles was dazu gehört liebte, genauso sehr liebte er es auszuschlafen. Und es würde reichen, wenn er nächste Woche mit seiner persönlichen Vorbereitung begann.
In Gedanken ging er seinen Tagesplan durch, aber außer dem Brunch mit Mats, Cathy, ihrer Cousine (sofern sie mit kam), Ilkay und Silah stand nichts besonderes an. Marco seufzte zufrieden. Keine weiteren Verpflichtungen, nur ein gemütlicher Brunch mit Freunden und reichlich Freizeit im Anschluss, um sonst irgendwas zu machen. Er hatte sich vorgenommen die Zeit zu nutzen und seine Eltern zu besuchen. Wann immer er konnte fuhr er zu seinen Eltern, um immer auf dem Laufenden zu sein was bei ihnen tagtäglich passierte und um immer mal wieder in den Genuss der Kochkünste seiner Mutter zu kommen. Kein Edelrestaurant konnte mit ihr mithalten - das fand zumindest er und er stellte jedes Mal erleichtert fest, dass es seiner Mutter immer noch Spaß machte ihren "kleinen Jungen" zu bekochen. Der kleinste war er lange nicht mehr. Diesen Rang hatte ihm sein kleiner Neffe abgenommen. Mit den Besuchen bei seinen Eltern konnte er auch immer gleich bei ihm einen Besuch abstatten. Seine älteste Schwester und ihr Mann hatten direkt neben seinen Eltern gebaut und wenn er nicht im Kindergarten war, sah der kleine Knirps immer, wenn Marco mit seinem schwarzen Sportwagen die Einfahrt hoch fuhr. Dann dauerte es nicht lange bis er an der Hand seiner Schwester vor der Tür stand und ihm aufgeregt entgegenrannte sobald er ihn sah. Er liebte den kleinen Wirbelwind über alles und er konnte sich gar nicht vorstellen jemals Dortmund verlassen zu können. Er würde alle zu sehr vermissen.
Irgendwann war Marco wieder eingedöst und wurde erst durch das Klingeln des Weckers wieder wach. Mit einem herzhaften Gähnen stand er auf, streckte sich und trottete gemütlich ins Bad. Er hatte immer noch genügend Zeit bis er sich mit den anderen traf und so gönnte er sich als allererstes eine ausgiebige Dusche. Sein Outfit hatte er sich am Abend zuvor schon zurecht gelegt, also konnte er etwas länger unter der Dusche stehen und das Gefühl des Wassers, das auf ihn prasselte, genießen. Er wusste nicht wieso, aber er liebte es einfach zu duschen.
Nur in Boxershorts lief Marco zurück ins Schlafzimmer, trocknete dabei seine Haare mit einem Handtuch etwas, die danach verstrubbelt in alle Richtungen standen. Er wollte sich gerade anziehen als sein Handy klingelte. Wo hatte er es nur wieder hingelegt? Das Klingeln war dumpf und er ahnte nun wo er es liegen gelassen hatte. Er näherte sich dem Bett und seine Ahnung bestätigte sich als er es unter seinem Kissen wieder fand. Wieder mal war er mit dem Handy in der Hand eingeschlafen als er am Abend noch mit seinem besten Kumpel geschrieben hatte.
Auf dem Display sah er Ilkays Name. Gut gelaunt nahm er ab: "Hi Ilkay, auch schon wach?" Am anderen Ende lachte sein Teamkollege und Freund. "Klar. Wenn die Freundin meint sie muss einen mit zum Joggen schleifen, hat man keine andere Wahl." Marco lachte laut auf. Er konnte sich das Szenario nur zu gut vorstellen. Ilkay, der immer eher etwas faul war, wenn es um zusätzliches Lauftraining ging und seine Freundin Silah, die hochmotiviert fast jeden Morgen Joggen ging und versuchte ihn in seinem Urlaub dazu zu motivieren. "Weshalb ich anrufe...Kommt Marie auch? Silah wollte für nachher einen Tisch reservieren und wir wussten nicht -"
"Sie kommt nicht mit.", antwortete Marco kurz und hoffte, dass sein Freund keine weiteren Fragen stellte. Es war eine verzwickte Situation. Nichts ganzes, nichts halbes, irgendwas dazwischen, aber keiner der beiden wusste genau was und wie es weitergehen sollte.
"Ist Schluss zwischen euch?" Ilkays Stimme klang etwas besorgt. Marco hatte ihm und Mats von den Problemen zwischen ihm und Marie erzählt, aber er lenkte gleich ein. "Nein. Nein, ich glaub nicht. Es ist eher sowas wie...'ne Pause? Keine Ahnung. Aber sie kommt nicht."
"Okay. Ich geb Silah Bescheid, dass du allein kommst. Bis später dann, okay?"
"Bis dann."
Als Marco aufgelegt hatte seufzte er. Eigentlich hatte er sich vorgenommen heute nicht an Marie zu denken. Die letzten Tage hatte er viel zu viel an sie gedacht, hatte sich bremsen müssen ihr nicht zu schreiben oder anzurufen. Erst als Mats ihn wegen des Brunchs angerufen hatte, hatte er ihr eine kurze Nachricht geschrieben und gefragt, ob sie mitkommen wollte und ihre Antwort hatte er irgendwie erwartet. "Ich glaube, es ist besser, wenn ich nicht mitkomme. Ein ander Mal vielleicht. Grüß die anderen von mir." Und vielleicht war er wirklich erstmal besser so. Dass sie etwas Abstand voneinander hatten um wieder die Zeit miteinander schätzen zu lernen, was in den letzten Wochen nicht der Fall war. Viel zu oft war es zu Streit gekommen, was beide nicht gewohnt waren und nach einem langen Gespräch waren beide zum Entschluss gekommen erst einmal was ohne den anderen zu unternehmen.
Seufzend zog er seine Jeans an, zog sich das weiße Shirt über den Kopf, richtete seine Haare und war dabei immer noch ungewollt mit den Gedanken bei Marie. Erst als er die Wohnung verließ, ermahnte er sich damit aufzuhören.

My Walls Are Falling In On Me (Marco Reus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt