6

1.4K 69 3
                                    

In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich war so nervös. Morgen war der erste Trainingstag und ich sollte meine neue Mannschaft kennenlernen. Was ist wenn wir uns nicht gut verstanden? Was ist wenn die anderen auf gutdeutsch Bitches waren und mich hassen würden? Oh Gott ich hasste es neue Leute kennenzulernen. Ich bekam davon Panikattacken. Ich lag mit weit geöffneten Augen im Bett und starrte die Decke an. Ach das hatte doch alles keinen Wert! Ich stand auf und lief in der Wohnung auf und ab. Frische Luft ist was ich jetzt brauchte. Aber es war schon 1Uhr und Jin hatte mir geraten nach 12uhr nicht mehr allein raus zu gehen. Offenbar sah ich durch mein ausländische Gesicht wie ein leichtes Opfer aus. Ich überlegt, wo konnte ich hingehen? Das Dach! Jin hatte es bei unserer ersten Begegnung erwähnt, aber ich war noch nie oben gewesen. Ich schlüpfte in meine Schuhe und verließ im Pyjama (eine schwarze,kurze Sporthose und einen dunkelblauen Sweater mit Fall out Boy print) meine Wohnung. Ich suchte den Eingang zum Dach, aber außer meiner und der Tür der Jungs sah ich nichts bis auf ein Fenster. Ich öffnete es und sah, das es der Eingang zu einer Feuertreppe war. Ich stieg also langsam aus dem Fenster und drückte mich eng gegen die Wand. Neben mir war eine kleine Leiter, die offenbar aufs Dach führte. Unter mir war ein ca.30m tiefer Abgrund. Ich versuchte nicht nach unten zu schauen und kletterte schnell die klapprige Leiter hoch. Das Dach war riesig und besaß wirklich einen Basketballplatz. An beiden Enden des Daches war jeweils ein Korb mit einem Gitter dahinter befestigt, um keine Passanten ausversehen mit einem Ball aus 30m Höhe zu erschlagen.
Es war eine klare Nacht und man konnte sogar die Sterne beobachten. Ich lehnte mich auf die Brüstung und schaute in den Abgrund. Seoul sah so ruhig aus bei Nacht. Ich spürte schon die nächste Panikattacke in mir hochkommen und klammerte mich fest. Ich hatte so große Angst vor morgen oder besser gesagt heute. Wie einfach es wäre, jetzt einfach zu springen und dem allem ein Ende zu bereiten.
Ich Ohrfeigte mich Mental. Sei doch keine Memme, du tust ja grad so als müsstest du jemanden umbringen. Hör auf dich selbst zu bemitleiden! Schrie ich mich in meinem Kopf an. Ich lehnte mich immer noch weit über den Dachrand hinaus und starrte auf die immernoch hell erleuchteten Straßen. Jemand riss mich plötzlich zurück und wir fiehlen beide unsaft auf den Boden. "Bist du verrückt?!" schrien wir uns gleichzeitig an. Es war Taehyung. Er schaute mich entsetzt an. "Es sah aus als wolltest du springen! Ich hab schon Angst bekommen! Warum lehnst du dich soweit vom Dach, das ist gefährlich!" Ich war erstaunt. Taehyung war der letzte, den ich für so beschützerisch gehalten hatte. "Was machst du hier?" fragte ich ihn. "Ich konnte nicht schlafen, Hyung schnarcht zu laut. Ich komme immer hier rauf wenn ich nicht schlafen kann oder nervös bin, die Sterne beruhigen mich immer" sagte er und legte sich auf den Rücken. "Und du?" er schaute mich fragend an. Ich legte mich seuftzten neben ihn. "Ich konnte nicht schlafen weil ich zu nervös war." Ich erzählte ihm kurz von meinen Panikattacken wegen dem Treffen mit der Mannschaft und fing dann an, ihm meine ganzen Sorgen und Ängste vorzujammern. Ich redete wie ein Wasserfall. Es war schon ziemlich lange her, dass ich das letzte Mal über meine Gefühle geredet hab, aber es tat so gut, einfach nur jemand zu haben der dir zuhörte. Er schaute mich verständnisvoll an." Ich kennen das. Vor jedem Auftritt oder Interview bin ich so nervös, das ich mich am liebsten einfach nur in unserer Garderobe verstecken will. Aber alle erwarten immer den lustigen, auf gedrehten V, also muss ich meine Nervosität runter schlucken und versuchen das beste draus zu machen. Und das selbe solltest du auch machen! Zeig ihnen die witzige,verrückte Lynn die ich kennengelernt habe." Er war so süß. Er hatte sich aufgesetzt und schaute mich entschlossen an. Er sah aus wie ein Motivation Trainer. Ich setzte mich auf und umarmte ihn fest. Ich fühlte mich wirklich schon ein bisschen besser. "Danke" flüsterte ich nur und er erwiderte die Umarmung. So saßen wir eine Weile da bis er sich aus der Umarmung löste und wieder die Sterne betrachtete.
"Glaubst du eigentlich, das auf dem Mond Hasen leben? Den ich bin mir ziemlich sicher, das es dort oben welche gibt." Er schaute Gedanken verloren den Mond über uns an und erklärte mir murmelnd seine Theorie. Es war zwar nicht die logischste, aber ich lachte ihn nicht aus, nur weil er an etwas verrücktes glaubte. Ich selbst hatte meinen eigenen Verschwörungstheorien. "Ich glaube ja, dass es Meerjungfrauen auf dem Uranus gibt" gestand ich. Er schaute mich mit großen Augen an, "Warum das den?". Ich erzählte ihm davon, das der Uranus eigentlich ja ein großer Wasserplanet war, nur eben von einer Eisschicht umgeben und da Wasser ja die Grundlage des Lebens seinen soll,kann es doch auch sein das es Menschenähnliches leben dort geben kann,bla bla bla und so weiter und so fort. Er grinste mich an. " Das ist eine der besten Alientheorien die ich bisher gehört hab. Die Hyungs lachen mich immer aus wenn ich über so etwas reden will" sagte er leicht nieder geschlagen. Wir hatten uns wieder auf den Rücken gelegt und schauten in den Nachthimmel. "Ich halte es für naiv zu glauben, dass wir ganz allein in diesem großen Universum seien sollen" sagte ich ihm.
"Meine Rede,aber sie wollen nie zuhören und sagen das ich verrückt sei. Es ist manchmal echt deprimierend mit ihnen. Nur Jungkook hört mir ab und an zu. Aber im Umkehrschluss wollen sie immer das ich ihnen zuhör,wenn sie etwas erzählen wollen! Das ist einfach nicht fair." er sprach leise und seuftzt laut bei seinen letzten Worten.
"Same here." sagte ich und wand ihm mein Gesicht zu. "Ok, schließen wir einen Pakt. Immer wenn der Eine, eine neue " verrückte" Theorie hat, bei der ihm niemand zuhören will, kann er zum anderen kommen und ihm alles ausschweifenden erzählen. Und der andere hört zu ohne zu murren.Ok?" ich hielt meinem kleinen Finger hoch. Er grinste und hackte seinen kleinen Finger um meinen. "Abgemacht". Wir lachten. Es fühlte sich gut an mit ihm hier allein zu sein.
Danach lagen wir Kopf an Kopf auf dem kalten Dach und erfanden neue Sternbilder, unter anderem das fliegende Einhorn of doom und eine Sternenhaufen,bei dem Tae steif und fest darauf beharrte,das er wie Namjoon aussah. Wir vergassen unsere Sorgen und vor allem die Zeit total.
" Kim Taehyung! Bist du schon wieder auf dem Dach?!" rief eine bekannte Stimme plötzlich und wir hörten jemanden die Leiter herauf klettern. Namjoon. Und dieses mal der echte und nicht seine Sternenhaufenform. Und er sah wütend aus. Es war dunkel auf dem Dach und wir lagen nah am Rand wo es noch schattiger war. Er sah uns nicht und Taehyung hielt mir die Hand auf dem Mund damit ich nichts sagte. "Taehyung ich weiß das du hier bist. Komm sofort her, du weißt das wir morgen ein wichtiges Interview haben!" er schaute sich jetzt auf dem Dach um und kam immer näher an die Stelle an der wir lagen. Wie es nicht anders kommen konnte, fand er uns indem er über meine Füße stolperte und auf mich und Taehyung fiehl. Wir fluchten alle drei synchron. Ich hatte seinen Bauch in meinem Gesicht und spürte wie meine Nase anfieng leicht zu bluten. Zumindest fühlte es sich so an. Wow, entweder hatte er ein ziemlich hartes Sixpack oder er wurde seinem Ruf als God of Destruction wieder gerecht. Er rollte sich von uns herunter und wir setzten uns auf. Namjoon funkelte uns wütend an."Wäre es so schwer gewesen mir zu antworten!" schrie er uns an. "Es tut mir leid..." stotterte Taehyung. "Ich hätte von euch beiden mehr erwartet. Ihr wisst wir müssen morgen früh raus! Vor allem von dir hätte ich mehr erwartet Yoongi!" er starrte jetzt mich an. Und Taehyung kriegte sich nicht mehr vor lachen. Ich saß noch im Dunkeln und man sah mein Gesicht nicht, aber hielt mich Namjoon ernsthaft für Suga?! "Ehm danke das du mich für Mr. Swag hältst, aber ich muss dich leider entäuschen." Ich rutschte etwas näher zu ihm heran, damit er mein Gesicht im Mondlicht sehen konnte. Selbst in diesem Schwachen Licht konnte ich sehen wie rot er wurde. " Ohh Lynn es tut mir leid das ich auf dich gefallen bin. Und das ich dich mit Suga verwechselt habe. Ihr beide habt ungefähr die selbe Statur." sagte er ziemlich peinlich berührt. Sollte ich mich jetzt beleidigt fühlen. Ich meine er ist auf mich drauf gefallen und hat nicht gemerkt das ich eine Frau war? Auf der anderen Seite hatte Yoongi wiederum eine ziemlich gute Figur also beschloss ich mich dafür, nicht sauer zu sein, um die Situation nicht noch peinlicher zu machen. Er rappelte sich auf und sagte leise und den Blickkontakt mit mir vermeiden "wir sollten langsam alle wieder ins Bett gehen." und er ging Richtung Leiter . Taehyung lachte immer noch. "Also du bist der bestaussehendste Yoongi den ich bisher gesehen hab". Ich wurde Rot,musste aber auch lachen. Wir standen auf und gingen nach drinnen. Vor meiner Tür hielten wir kurz inne. " Danke für heute. Du bist echt ein guter Aufmunterer. Viel Glück für euer Interview morgen." Ich wusste nicht was zu tun, also wuschelte ich ihm durch die Haare und ging in meine Wohnung. Nur um dort meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Hatte ich ihm grad wirklich zum Abschied durch die Haare gewuschelt?! Wie einem Hund?! Oh Gott warum muss ich so peinlich sein?! Ich gab mir eine kurze Backpfeife und ging ins Bad. Mein Gesicht war komplett rot angelaufen vor Scham. Ich checkte meine Nase. Äusserlich sah man nur ein ganz dünnes Rinnsal Blut aus dem linken Nasenloch kommen. Deshalb hat wahrscheinlich auch keiner etwas dazu gesagt. Sie haben es einfach nicht gesehen. Es war schon kurz vor 4uhr also beschloss ich mich,mich noch für die 3h die mir blieben, hinzulegen. Um 8uhr würde das Kennenlernen mit anschließenden Training Anfangen. Ich legte mich ins Bett und war diese mal sofort eingeschlafen.
-------------------------------------------------------------
Als ich um 16uhr wieder zuhause war, war ich vollkommen fertig. Das Treffen lief wiedererwartend gut. Alle waren ziemlich nett. Ich war die einzige Europäerin, aber nicht die einzige Ausländerin. Meine neue Kamaradin Alice war zB aus Amerika und halb Koreanerin. Sie war extrem witzig und wir verstanden uns auf Anhieb gut. Unsere Trainerin war eine große Russin und ziemlich streng. Ihr Training war extrem hart aber gut. Wir mussten jeden Tag 6h trainieren, nur Samstags und Sonntags hatten wir frei. Zudem waren Mittwochs und Freitags meistens Spiele. Über diese machte ich mir aber keine Sorgen. Wir waren ziemlich gut. Die perfekte Mischung aus klein und schnell, und groß und ausdauernd. Es würde alles gut werden, das spürte ich. Hatte ich mich wirklich letzte Nacht darüber so aufgeregt? Ich musste lächeln. Taehyung war so süß gewesen. Heute morgen lag sogar ein kleiner Zettel von ihm vor meiner Tür, auf dem er mir viel Glück wünschte. Er hatte sogar ein ziemlich krüppeliges Kleeblatt daneben gemalt. Es war so lieb von ihm. Der Zettel hatte jetzt einen Stammplatz in meinem Geldbeutel bekommen, damit ich ihn immer bei mir haben konnte.

New girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt